Ruhestörung, Vermüllung, Diebstahl und sogar Gewalt – so lauten die Vorwürfe. Seit Monaten gibt es Ärger mit einer kleinen Gruppe von Geflüchteten in Kiel. Der Unmut der Anwohner wächst, die Behörden scheinen machtlos.
Es geht um eine Flüchtlingsunterkunft mit mehreren Hundert Menschen im Kieler Stadtteil Wik. Und es sind nur wenige von ihnen, rund 30, die Ärger machen. Das aber richtig. Regeln des Zusammenlebens oder gar Gesetze scheren sie nicht. Sie halten sich nicht an Ruhezeiten, hören nachts laut Musik, schmeißen Müll achtlos in die Gegend, stehlen im Supermarkt und schrecken auf vor Gewalt nicht zurück – so wird berichtet.
Ein Anwohner erzählte dem Sender RTL, wie es ihm erging, als er wegen nächtlicher Lärmbelästigung die Truppe zur Rede stellte. Er ging auf die Feiernden zu. „Plötzlich kamen mir erwachsene Männer aus der Unterkunft entgegen, die sich mir gegenüber gewaltbereit geäußert haben“, so berichtet er RTL. Dann sei die Situation eskaliert. Einer der Männer sei auf ihn zugerannt, in der Hand hätte er ein Messer gehabt. „Ich habe das Messer gerade noch kommen sehen. Glücklicherweise hat sich ein anderer vor diese Person geworfen.“ Es ging glimpflich aus, verletzt wurde niemand.
Viele Fälle von Ladendiebstahl
Laut Polizei leiteten von Oktober 2023 bis Ende September Beamte „eine hohe dreistellige Zahl an Ermittlungsverfahren gegen Personen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit ein, die zum Tatzeitpunkt in der Unterkunft gemeldet waren.“ Mit rund einem Drittel handelte es sich nach Polizeiangaben bei den meisten Straftaten um Eigentumsdelikte wie Ladendiebstahl. Eine niedrige dreistellige Zahl seien Aggressionsdelikte wie Körperverletzungen und Beleidigung. Zudem ginge es um Taten im Bereich des Hausfriedensbruchs oder Verkehrsdelikten im hohen zweistelligen Bereich.

Wer sind die Chaoten, die die Gegend rund um die Flüchtlingsunterkunft aufmischen? Der Sozialdezernent der Stadt, Gerwin Stöcken, gibt im Interview mit den Kieler Nachrichten Auskunft: „Die Menschen sind aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Wir würden sie als Roma gelesen einordnen. Andere kommen aus dem bulgarischen Grenzgebiet zur Türkei und sprechen relativ gut türkisch, die meisten sind aber Analphabeten.“
Eine kleine Flüchtlings-Gruppe schädigt den Ruf aller
Er macht klar: Die allermeisten Flüchtlinge aus der Ukraine seien anständige Leute. „Doch diese kleine Gruppe lebt nach ihren eigenen Regeln, zumeist ohne ein Unrechtsbewusstsein. Deshalb wirken auch die polizeilichen und gerichtlichen Interventionen nicht.“
Der Sozialdezernent riet Bürgern, selbst mit den Unruhestiftern ins Gespräch zu kommen. Wie das ausgehen kann, hat der Anwohner erfahren, der beim nächtlichen Feierlärm um Ruhe bitten wollte.
Doch es gibt auch Anwohner, die die Empörung nicht teilen. Einer ist überzeugt, dass es sich um Ausländerfeindlichkeit handele, sagte er RTL. „Das ist nur aufgebauscht von zwei, drei Personen. Sonst ist das hier überhaupt nicht auffällig. Die sind so unauffällig, dass man sie überhaupt nicht mitbekommt.“
Wie soll es nun weitergehen? „Die Sorgen und Ängste der Anwohnerinnen und Anwohner im Stadtteil Wik nehmen wir sehr ernst“, sagt eine Sprecherin von Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt der dpa. Jetzt werde geprüft, ob die Gruppe auf verschiedene Unterkünfte in anderen Stadtteilen verteilt werden kann. Viel mehr bleibt den Behörden nicht. Als Kriegsflüchtlinge sind Ukrainer besonders geschützt. Und EU-Bürger wie Bulgaren kann man nicht einfach in ihr Heimatland abschieben. ■