Die Fußball-Europameisterschaft steht an und Hunderttausende Fans werden die Züge in Deutschland noch zusätzlich belasten. Nun haut der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, auf die Bahn drauf und warnt: Fans bei der EM sollten genügend Zeit einplanen und besser einen Zug früher nehmen!
So nennt der Krawallo-Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokführer die Versprechungen der Deutschen Bahn im Interview mit der Rheinischen Post „vollmundig“. „Unsere Betriebslage lässt es aber gar nicht zu, dass alles gut laufen wird zur Europameisterschaft“, so Weselsky. Die Züge seien ohnehin chronisch unpünktlich und zur EM werde es kaum besser.
GDL-Chef rät: Zur EM lieber Zug früher nehmen!
Den Grund sieht Weselsky vor allem bei einem Mangel an Personal und Mitarbeitern. Denn die von der Deutschen Bahn versprochenen Sonderzüge müssten dem Regelbetrieb entzogen werden. Züge auf Reserve gebe es nicht. Sein Rat an die Fans daher: „Rechtzeitig losfahren, genügend Zeit einplanen, eventuell einen Zug eher nehmen.“
Weselsky denkt jedoch, dass viele Bahnmitarbeiter bereit sind, bei der EM Überstunden zu leisten und so für einen besseren Transport durch die Bahn zu sorgen. Doch der Gewerkschafter sieht dafür wenig Anreize. „Der Arbeitgeber Deutsche Bahn AG tut weiterhin alles, um sie zu demotivieren“. Er forderte mehr Anreize für Überstunden und nach einem erfolgreichen Ablauf auch einen Bonus für die Mitarbeiter.
Bahn will Fanmassen bei EM meistern
Die Bahn hatte zuvor intensive Bemühungen angekündigt, die zur EM den Transport der Zehntausenden Fans pro Spieltag gut bewältigen zu können. Pro EM-Tag biete die Bahn deshalb 10.000 zusätzliche Sitzplätze im Fernverkehr an, sagte Bahn-Fernverkehrsvorstand Michael Peterson. Dieses Angebot soll über 14 täglich fahrende Sonderzüge und vor allem längere ICE bereitgestellt werden.
Damit die Züge möglichst ungehindert zu den Austragungsorten rollen können, hat die Bahn viele anstehende Bauarbeiten in den vergangenen Wochen und Monaten vorgezogen und abgearbeitet. Auf den für die EM wichtigen Strecken werde es deshalb während des Turniers keine Bauarbeiten geben, betonte der Manager. Auf dem überalterten Streckennetz waren Baustellen in den vergangenen Jahren einer der Hauptgründe für die hohe Unzuverlässigkeit, insbesondere im Fernverkehr. ■