Schweres Zugunglück im Nachbarland Tschechien. Ein Personenzug hatte mutmaßlich ein Halte-Signal überfahren und war mit einem anderen Zug kollidiert.
Bei dem Frontalzusammenstoß sind vier Menschen ums Leben gekommen und mehr als 20 weitere verletzt worden. Nach dem Unglück am späten Mittwochabend in der Nähe des Bahnhofs Pardubice seien 26 Verletzte behandelt worden, sagte eine Sprecherin der Rettungskräfte. Vier von ihnen seien ihren Verletzungen erlegen. Unter den Todesopfern waren zwei Ukrainerinnen, wie das Außenministerium in Kiew mitteilte.

Verkehrsminister Martin Kupka und Innenminister Vit Rakusan besuchten noch in der Nacht den Unglücksort. Rakusan teilte mit, die meisten Verletzungen seien leicht. Die Passagiere seien in das Bahnhofsgebäude gebracht worden.
Das Unglück hatte sich am Mittwoch um kurz vor 23 Uhr in der Nähe des Bahnhofs Pardubice im Zentrum Tschechiens ereignet, rund 100 Kilometer von der Hauptstadt Prag entfernt. In dem Personenzug befanden sich mehr als 300 Passagiere, laut tschechischem Fernsehen waren unter ihnen viele Ausländer.
Zug hielt nicht an rotem Signal
Verkehrsminister Kupka erklärte auf X, dass der Express-Personenzug vor dem Unglück nicht an einem roten Signal gehalten habe. Die genaue Unfallursache werde aber noch untersucht. Dabei wird den Ermittlern zufolge weder menschliches Versagen noch ein technischer Defekt oder eine Kombination aus beiden Faktoren ausgeschlossen.
Der vom privaten Bahnanbieter Regiojet betriebene Zug war auf dem Weg von Prag in die westukrainische Stadt Tschop nahe der Grenze zur Slowakei gewesen, als er mit dem Güterzug kollidierte. Das ukrainische Außenministerium teilte mit, unter den Todesopfern seien zwei ukrainische Frauen.
Auf Aufnahmen des tschechischen Fernsehens war zu sehen, dass mindestens ein Waggon entgleiste. An dem Rettungseinsatz waren neun Krankenwagen, zwei Hubschrauber und mehr als 60 Feuerwehrleute beteiligt. Feuerwehrmann Pavel Ber sagte Reportern vor Ort, die Bergung der Verletzten sei dadurch erschwert worden, dass der erste Waggon durch die Kollision verformt worden sei.

Eine Feuerwehrsprecherin sagte im tschechischen Fernsehen, dass der Güterzug Kalziumkarbid transportiert habe. Dabei handelt es sich um ein Industrieprodukt, das zur Herstellung von Acetylen verwendet wird, einem Kohlenwasserstoff, der häufig als Schweißbrennstoff genutzt wird.
Wegen des Unglücks war die Haupt-Zugstrecke zwischen Prag und den tschechischen Großstädten Brünn (Brno) und Ostrava stundenlang blockiert. Es wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
In Pardubice hatte sich im Jahr 1960 auch das folgenreichste Zugunglück in der Geschichte des Landes ereignet. Damals starben 118 Menschen, als zwei Personenzüge im Norden der Stadt frontal zusammenstießen. Rund 100 weitere Menschen wurden verletzt. ■