Mordprozess ohne Leiche und Mörder

Fünffache Mutter verschwindet, Ehemann begeht Selbstmord: Nun steht Geliebte vor Gericht

Eine fünffache Mutter verschwindet spurlos, ihr angeklagter Ehemann begeht Selbstmord. Jetzt wird seiner Geliebten der Prozess gemacht.

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Die sterblichen Überreste der fünffachen Mutter Jennifer Dulos wurden nie gefunden. Ihr Ehemann Fotis Dulos, des Mordes an seiner Frau verdächtig, beging Selbstmord.
Die sterblichen Überreste der fünffachen Mutter Jennifer Dulos wurden nie gefunden. Ihr Ehemann Fotis Dulos, des Mordes an seiner Frau verdächtig, beging Selbstmord.New Caan Police Department

Der Prozess um den Mord an einer fünffachen Mutter hält Amerika den Atem. Dabei wurde bislang weder die Leiche des Opfers Jennifer Dulos gefunden, noch steht der mutmaßliche Killer vor Gericht. Denn der angeklagte Ex-Ehemann Fotis Dulos beging Selbstmord. Stattdessen beschuldigt die Staatsanwaltschaft in Hartford (US-Bundesstaat Connecticut) seine Geliebte Michelle Troconis, dass diese als Komplizin geholfen hatte, das Verbrechen zu verschleiern. Die Verteidiger kontern mit der „Gone Girl“-Theorie, wonach das Opfer noch lebt und alles inszeniert hat.

Jennifer Dulos war im Mai 2019 spurlos verschwunden. Ihre sterblichen Überreste wurden nie gefunden. Die Ermittler des New Canaan Police Departments sagten jetzt im Zeugenstand aus, dass Michelle Troconis bei Verhören versucht habe, die Cops auf eine falsche Fährte zu führen.

Der Geliebten von Fotis Dulos, Michelle Troconis, wird nun der Prozess gemacht.
Der Geliebten von Fotis Dulos, Michelle Troconis, wird nun der Prozess gemacht.Richard Harbus/Dailly Mail/AP

Mordprozess ohne Leiche und Mörder

Die Geschworenen bekamen das Video eines Polizeiverhörs vorgespielt, auf dem die gebürtige Venezolanerin zur Aussage gibt: „Ich bin mir sicher, dass sie lebt und sich irgendwo versteckt. Fotis hat mir erzählt, sie hat das nach einem Streit mit ihren Eltern schon einmal gemacht. Sie hat ihren Namen geändert und hat drei Jahre lang in Aspen versteckt gelebt.“ In einem weiteren Verhör fügte die 49-Jährige auf die Frage, warum Jennifer ihre Kinder im Stich lassen würde, hinzu: „Von dem, was ich weiß, leidet sie an Borderline-Schizophrenie.“

Die Staatsanwaltschaft dagegen sagt, dass Fotis seine Ex-Frau am Morgen des 24. Mais 2019 brutal attackiert und getötet habe – nachdem diese die fünf Kinder im Alter von 8 bis 13 zur Schule gebracht hatte. Danach soll er die Leiche in ihrem Chevy SUV, der drei Meilen vom Haus entfernt gefunden wurde, entsorgt haben.

Der blutgetränkte BH des verschwundenen Opfers Jennifer Dulos
Der blutgetränkte BH des verschwundenen Opfers Jennifer DulosTyler Sizemore/Hearst Connecticut Media/AP

Laut Anklage half Troconis dabei, die Beweise für die Gewalttat in verschiedenen Müllcontainern in Hartford verschwinden zu lassen. Die Geschworenen bekamen ein mit Blut getränktes Hemd und einen BH vorgeführt, die Jennifer am Tag ihres Todes getragen haben soll.

Troconis‘ Anwalt Jon Schoenhorn hat eine alternative Erklärung für die vorgelegten Beweise: Jennifer Dulos soll diese selbst hinterlassen haben. Als Teil ihres Planes, einen Mord an sich selbst vorzutäuschen und damit ihren Mann als Killer ins Gefängnis zu bringen. Genauso, wie es die Ehefrau im Hollywood-Streifen „Gone Girl“ (Ben Affleck spielt darin den Ehemann) getan hat. ■