Krebstodesraten sinken, aber ...

Immer mehr Jüngere sterben an Darmkrebs. Das sind die Ursachen

In Europa sterben zunehmend jüngere Menschen an Darmkrebs, obwohl die Fallzahlen allgemein rückläufig sind. In Deutschland trifft es vor allem Frauen

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An Darmkrebs sterben immer mehr jüngere Menschen in Europa. In Deutschland sind vor allem Frauen betroffen.
An Darmkrebs sterben immer mehr jüngere Menschen in Europa. In Deutschland sind vor allem Frauen betroffen.Science Photo Library/Imago

Die Diagnose Darmkrebs bekommen in Deutschland etwa 55.000 Menschen im Jahr, mehr als 20.000 sterben laut Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums. Durch die verbesserte Früherkennung sind die Fallzahlen bei Darmkrebs allgemein rückläufig. Allerdings nicht bei den Jüngeren. Die Sterberaten bei Darmkrebs bei den 25- bis 49-Jährigen steigen in Europa. In Deutschland besonders bei jüngeren Frauen. Warum?

Eine Ursache sei der höhere Anteil übergewichtiger junger Menschen, erläutert ein Forschungsteam um Carlo La Vecchia von der Universität Mailand im Fachjournal Annals of Oncology. Weitere Faktoren für die höhere Sterberate bei Jüngeren seien ein erhöhter Alkoholkonsum und verminderte körperliche Aktivität, also zu wenig Bewegung.

Und: Darmkrebs in jüngerem Alter ist in der Regel aggressiver, die Überlebenschancen sind geringer als bei älteren Menschen, wie die Forscher erläutern. Es sei zu überlegen, die Darmkrebsvorsorge auf jüngere Menschen, beginnend mit 45 Jahren, auszuweiten. In Deutschland können Frauen ab 55 und Männer ab 50 Jahren als gesetzlich Krankenversicherte eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen. Darmkrebs entsteht meist aus Wucherungen der Darmwand. Diese können bei einer Darmspiegelung entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu Darmkrebs entwickeln.

In Deutschland sind vor allem Frauen betroffen

Besonders stark steigt die Todesrate bei Darmkrebs nach der Prognose des Forschungsteams für 2024 verglichen mit dem Jahr 2018 in Großbritannien: um 26 Prozent bei Männern und um fast 39 Prozent bei Frauen der Altersgruppe. Auch in Italien (plus 1,5 Prozent bei Männern und 2,6 Prozent bei Frauen), bei spanischen und polnischen Männern (plus 5,5 bzw. 5,9 Prozent) sowie bei 25- bis 49-jährigen Frauen in Deutschland (plus 7,2 Prozent) werde ein Anstieg zu verzeichnen sein. Die absoluten Zahlen sind bei jungen Menschen dabei jeweils noch vergleichsweise gering.

Die Steigerungsraten bei jungen Menschen seien besorgniserregend, erklärt der Forschungsteamleiter Carlo La Vecchia – gerade auch weil sich Diagnose und Behandlung von Darmkrebs verbessert hätten. Über alle Altersgruppen hinweg gerechnet sinkt die Todesrate bei Darmkrebs unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Bevölkerung: in Deutschland verglichen mit 2019 bei Männern um 11,55 Prozent, bei Frauen um 7,99 Prozent.

Die Todesraten bei anderen Krebserkrankungen

Noch stärker sinken demnach bei Männern in Deutschland die altersstandardisierten Todesraten bei Magenkrebs (17,92 Prozent), Lungenkrebs (17,53 Prozent), Blasenkrebs (15,88 Prozent) und Leukämie (11,65 Prozent). Keinen positiven Trend gibt es bei Prostatakrebs. Bei Frauen in Deutschland gehen die Todesraten der Berechnung zufolge bei Leukämie (18,52 Prozent), Magenkrebs (16,71 Prozent), Brustkrebs (10,77 Prozent) und Eierstockkrebs (10,75 Prozent) zurück. Die Rate bei Blasenkrebs steigt hingegen um 1,22 Prozent. ■