Einschusslöcher an Maschine?

38 Menschen sterben bei Flugzeugabsturz in Kasachstan – 29 Verletzte

In Kasachstan ist ein aserbaidschanisches Passagierflugzeug abgestürzt. Die Linienmaschine sei auf dem Weg von Baku nach Grosny gewesen.

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Ein Flugzeug der Aserbaidschan Airlines ist in Kasachstan am ersten Weihnachtsfeiertag abgestürzt.
Ein Flugzeug der Aserbaidschan Airlines ist in Kasachstan am ersten Weihnachtsfeiertag abgestürzt.Azamat Sarsenbayev/AP/dpa

In Kasachstan hat sich am Mittwoch ein schwerer Flugzeugabsturz ereignet. Nahe der Stadt Aktau ist eine Passagiermaschine abgestürzt. 62 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder sollen an Bord gewesen sein.

Erschreckende Szenen kursieren in den sozialen Medien: Videos zeigen, wie die Maschine absinkt, aufprallt und in Flammen aufgeht. Teile des Flugzeugs explodieren, während Menschen hastig zur Absturzstelle eilen, um zu helfen. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf das kasachische Verkehrsministerium, dass sich 62 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder an Bord befanden.

Wrack der abgestürzten Embraer 190 der Azerbaijan Airlines.
Wrack der abgestürzten Embraer 190 der Azerbaijan Airlines.The Administration of Mangystau

Die kasachische Gesundheitsministerin Akmaral Alnasarowa sagte der Agentur Tengrinews, es gebe mindestens sechs Überlebende. Später teilte die aserbaidschanische Generalstaatsanwaltschaft mit, dass mindestens 32 Insassen der Maschine das Unglück überlebt hätten.

Mädchen aus Deutschland überlebt Absturz

Am Mittwochabend wurden die Zahlen zu den Opfern und Überlebenden von offizieller Seite dann erneut korrigiert. 38 Menschen seien ums Leben gekommen, 29 Insassen der Unglücksmaschine hätten teilweise schwer verletzt überlebt, sagte Kasachstans Vize-Regierungschef Qanat Aldabergenuly Bosymbajew im Gespräch mit der kasachischen Agentur Tengrinews am Unglücksort bei Aktau.

Die Behörden veröffentlichten eine vorläufige Namensliste der 29 Überlebenden. Auf ihr stehen auch die Namen zweier Kinder. Ein elfjähriges Mädchen gab an, in Deutschland zu wohnen. Seine Staatsangehörigkeit kenne es nicht.

Rettungskräfte nach Flugzeugabsturz in Kasachstan vor Ort

Bei dem verunglückten Flugzeug handelt es sich um eine Embraer E190AR, einen Mittelstreckenjet des brasilianischen Herstellers Embraer. Dieses Modell, das seit 2005 im Einsatz ist, wurde speziell für regionale und internationale Strecken entwickelt. Der zweistrahlige Jet, 36,2 Meter lang und mit einer Spannweite von 28,7 Metern, bietet Platz für bis zu 114 Passagiere und erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 870 km/h. Dank seiner Treibstoffeffizienz und Zuverlässigkeit wird die Maschine weltweit geschätzt.

Das Wrack der Embraer 190 der Azerbaijan Airlines liegt in der Nähe des Flughafens von Aktau. Es ist nahe der Stadt Aktau in Kasachstan abgestürzt.
Das Wrack der Embraer 190 der Azerbaijan Airlines liegt in der Nähe des Flughafens von Aktau. Es ist nahe der Stadt Aktau in Kasachstan abgestürzt.Azamat Sarsenbayev/AP/dpa

Rettungskräfte waren schnell vor Ort und konnten ein Feuer an der Absturzstelle unter Kontrolle bringen. Russische Medien berichten, dass es sich bei dem Flugzeug um eine Maschine der aserbaidschanischen Fluggesellschaft Azerbaidschan Airlines handelt. Die Maschine war ursprünglich auf dem Weg von Baku nach Grosny, der Hauptstadt der russischen Region Tschetschenien. Der Flughafen dort sei aber wegen Nebels geschlossen gewesen, sodass die Maschine nach Machatschkala am Kaspischen Meer umgeleitet wurde.

Internet-User spekulieren: Wurde das Flugzeug abgeschossen?

Die Absturzursache ist bisher unbekannt, die Fluglinie sprach nach ersten Angaben von einem möglichen Vogelschlag. Im Internet tauchten aber auch schnell Spekulationen auf, wonach die Maschine womöglich abgeschossen worden sei. Beschädigungen an den Trümmerteilen, die wie Einschusslöcher aussehen, sollen angeblich darauf hindeuten.

Russische Militärblogger schlossen eine andere Erklärung nicht aus: Das Flugzeug könnte über dem Nordkaukasus in Zonen geraten sein, in denen am Mittwochmorgen ukrainische Drohnen bekämpft worden seien.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew vertrat der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, die Ansicht, die Maschine sei auf ihrem Weg nach Grosny von der russischen Flugabwehr beschossen und beschädigt worden. Einen Beweis für seine Behauptungen erbrachte er nicht.

Flugschreiber der Unglücksmaschine gefunden

Aserbaidschan Airlines erklärte seinerseits, die Maschine vom Typ Embraer 190 sei rund drei Kilometer von Aktau, einer Hafenstadt an der Ostküste des Kaspischen Meeres, „notgelandet“.

Der Internet-Flugzeugtracker „Flightradar24“ analysierte, dass die beschädigte Maschine die letzten 74 Minuten nur beschränkt steuerbar über das Kaspische Meer geflogen sei. Die Unglücksmaschine hatte das Kaspische Meer abseits seiner normalen Route überquert. Nach Berichten von Augenzeugen flog die Maschine zwei weite Kreise, ehe sie beim Versuch eines dritten Kreises auf dem Boden aufschlug.

Bergungstrupps entdeckten am Abend die Flugschreiber der Maschine, auch als Blackbox bekannt.

Bei den Fluggästen handelte es sich laut dem kasachischen Verkehrsministerium um 37 Aserbaidschaner, 16 Russen, sechs Kasachen und drei Kirgisen. Die Behörden in Astana leiteten eine Untersuchung zur Absturzursache ein. ■