Vom Trainingsplatz in den Albtraum

Ex-Fußballprofi Dennis Diekmeier: So kämpft er um das Leben seiner Tochter Delani

Tumor-Diagnose bei Tochter Delani (14). Dennis Diekmeier zwischen Klinik, Chemotherapie und einer neuen Hoffnung

Author - Jürgen Kowallik
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Dennis Diekmeier weint bei der Aktion "Wir gegen den Krebs" im Hamburger Volksparkstadion.
Dennis Diekmeier weint bei der Aktion "Wir gegen den Krebs" im Hamburger Volksparkstadion.imago

Vor einem Jahr war alles perfekt. Dennis Diekmeier (36), Ex-Profi des Hamburger SV und vierfacher Familienvater, lebte seinen Traum: erste Schritte als Trainer, eine glückliche Familie, alle gesund. Doch Ende Januar kam der Schock, der alles veränderte. Bei seiner ältesten Tochter Delani (14) wurde ein Tumor an der Nebenniere entdeckt. „Ab dem Moment ist eigentlich alles zusammengebrochen“, sagt Diekmeier.

Der Albtraum beginnt: Tumor und Metastasen

Die Ärzte entfernten den Tumor. Hoffnung keimte auf. Doch kurz darauf die nächste Hiobsbotschaft: Metastasen in beiden Lungenflügeln. „Die erste Chemotherapie hat nicht funktioniert, die zweite auch nicht, die erste Immuntherapie hat nicht angeschlagen – der Horror, diese Gefühle kann man gar nicht beschreiben“, erzählt der frühere HSV-Leistungsträger. Fußball? „Ehrlich gesagt fehlt er mir. Aber meine Familie braucht mich jetzt mehr.“

We are family: Dennis Diekmeier und Ehefrau Dana mit ihren Kindern Delani, Dion, Divia und Dalina.
We are family: Dennis Diekmeier und Ehefrau Dana mit ihren Kindern Delani, Dion, Divia und Dalina.danakdiekmeier/instagram

Papa als Fels in der Brandung

Während Ehefrau Dana mit Delani in Würzburg bei Untersuchungen ist, sitzt Dennis zu Hause – und versucht stark zu sein. „Ich muss probieren, der positive, der starke Part zu sein. Das war im Sport so, und das versuche ich hier auch.“ Delani spürt das. Vor Kurzem sagte sie unter Tränen: „Papa, ich will einfach Danke sagen. Ich hatte 14 Jahre das schönste Leben.“

Kleine Glücksmomente in der Familie

Zwischen Klinik und Couch gibt es Lichtblicke: ein Kurztrip nach Dubai, Stunden im Pferdestall, Zeit mit den Geschwistern. „Dion ist elf, er merkt das am meisten. Die Kleinste kümmert sich rührend um Delani, bringt ihr die Kotztüte, hilft, wo sie kann. Alle halten zusammen“, sagt Dennis.

Dieser Zusammenhalt hat es Mama Dana jüngst ermöglicht, für einen Abend dem Alltag zu entfliehen. „So ein Besuch ist fernab meines ganzen Jahres. Mal etwas Schönes anziehen, Make-up. Das kenne ich gar nicht mehr“, sagte sie bei der sogenannten „Christmas Shopping Night“ im Hamburger Alsterhaus. „Das geht natürlich nur, weil Dennis zu Hause ist. Und alle Aufgaben übernimmt. Wenn er noch im Fußballgeschäft wäre, wäre das nicht möglich.“

Der ehemalige Fußballspieler Dennis Diekmeier hält in seiner Wohnung ein Trikot des Hamburger SV mit dem Namen seiner ältesten Tochter Delani in den Händen.
Der ehemalige Fußballspieler Dennis Diekmeier hält in seiner Wohnung ein Trikot des Hamburger SV mit dem Namen seiner ältesten Tochter Delani in den Händen.Uwe Anspach/dpa

Jürgen Klopp schickt bewegende Botschaft

„Wir schauen von Woche zu Woche“, so Diekmeier. Krankenhaus, Zuhause, Tage, an denen Delani kaum von der Couch kommt. „Manchmal hat sie den ganzen Tag nur gekotzt.“ Trotzdem gibt es Hoffnung – und Unterstützung von überall. Erst vor wenigen Tagen richtete sich der ehemalige Liverpool-Coach Jürgen Klopp in einer bewegenden Videobotschaft an Delani: „Ich bewundere dich für deine Kraft, Stärke und Positivität.“

Für die Teenagerin seien solche Botschaften besonders wertvoll – „von Mama und Papa hört man irgendwann nur noch das Gleiche“, glaubt Dennis Diekmeier. Aber nicht nur der Gang an die Öffentlichkeit, auch der Austausch mit anderen betroffenen Familien helfe. „Viele buddeln sich ein – ich glaube, das ist ein falsches Signal“, meint Dennis Diekmeier.

Dana Diekmeier zu Gast bei der Christmas Shopping Night.
Dana Diekmeier zu Gast bei der Christmas Shopping Night.Future Image/Imago

„Ich schaffe das“ - Hoffnung für Delani

Die Familie spricht offen über die Krankheit, sammelt Spenden, investiert in neue Medikamente. „Wir suchen immer irgendwo nach einem Strohhalm“, sagt Dennis. Aufgeben? Keine Option. Selbst als Ärzte Delani als Palliativpatientin einstuften. „Das war heftig. Aber Delani sagte: ‚Mama, Papa, ich schaffe das.‘“ Bald wird sie 15.

Ein Weihnachtsbaum steht schon – ungeschmückt. Besinnliche Stimmung? Fehlanzeige. Und dann noch der Schock: Beide Hunde wurden vergiftet, einer starb. „Wir sind froh, wenn das Jahr vorbei ist“, sagt Dennis leise. „Es gibt nichts Wichtigeres, als dass Delani wieder gesund wird.“

Und jetzt gibt es wirklich Hoffnung. Delanis Therapieversuch sei angeschlagen, schrieb Diekmeiers Ehefrau Dana auf Instagram. Demnach werde die 14-Jährige Mitte Dezember in Würzburg stationär aufgenommen und behandelt. „Die Chancen standen mal wieder nicht gut, aber Delani ist und bleibt ein Wunder und endlich gab es mal gute Nachrichten“, schrieb Dana Diekmeier. „Heute ist der beste Tag in diesem Jahr.“

Nach Angaben von Dana Diekmeier werde nun eine Therapie aus der Nuklearmedizin angewandt. Dabei wird ein radioaktives Mittel gespritzt, das von Tumorzellen aufgenommen wird. Dies soll bei einer zielgerichteten Behandlung helfen. „Sie musste im wahrsten Sinne des Wortes leuchten – und genau das tat sie. Sie strahlt“, schrieb Dana Diekmeier abschließend.