Tragisches Schicksal

Entführter Sohn nach 73 Jahren wieder da – Mutter erlebt es nicht mehr

Die Familie wurde durch eine beharrliche Nichte und einen Zufall wieder vereint. Der Verschollene konnte so noch seinen Bruder kennenlernen.

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Luis Armando Albino konnte seinen Bruder noch wiedersehen. Seine Mutter, hier mit einem Bild des kleinen Luis, erlebte die Rückkehr des entführten Sohnes nicht mehr.
Luis Armando Albino konnte seinen Bruder noch wiedersehen. Seine Mutter, hier mit einem Bild des kleinen Luis, erlebte die Rückkehr des entführten Sohnes nicht mehr.Privat

In den USA war noch Harry S. Truman Präsident und Angela Merkel war noch nicht einmal geboren als 1951 in Oakland ein damals sechsjähriger Sohn einer Familie entführt wurde. 2005 starb dessen Mutter – ohne ihren Jungen je wiedergesehen zu haben. Doch die Geschichte bekam nun doch noch ein Happy End, denn der verlorene Junge traf nach 73 Jahren endlich seine Verwandten wieder! Zu verdanken hat er es einer hartnäckigen Nichte.

Luis Armando Albino war am 21. Februar 1951 aus einem Park in der Stadt Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien gekidnappt worden. Es war ausgerechnet eine Frau mit einem Bandana, die dem Jungen, der auf der Insel Puerto Rico geboren worden war, Süßigkeiten versprach und ihn damit zu sich lockte. Doch statt ihm Süßigkeiten zu geben, nahm sie das Kind mit und flog mit ihm an die Ostküste der USA. Dort wuchs der Junge als Kind eines fremden Ehepaares auf. 

In Oakland suchte die Polizei im gesamten Umkreis nach dem Jungen. Auch dessen großer Bruder Roger wurde befragt, aber er beharrte darauf, dass es die mysteriöse weiße Frau gewesen sei, die seinen Bruder mitgenommen habe.

Nichte sucht nach verschollenem Onkel

Doch der Gedanke an Luis Armando Albino ließ seine echte Familie nicht los. Sein Foto habe in den Häusern seiner Verwandten gehangen. Seine Mutter habe bis zu ihrem Tod 2005 gehofft, dass der Junge noch lebe. Und auch dessen Nichte Alida Alequin (63) gab die Suche nach ihrem Onkel niemals auf, wie sie Mercury News berichtete. So kam es auch zum entscheidenden Spur, die die Familie nach fast einem Dreivierteljahrhundert wieder zusammenbrachte. 

Denn die Nichte meldete meldete sich bei einer der in den USA sehr beliebten Genom-Datenbanken an. Schon im Jahr 2020 habe ein DNA-Test eine 22-prozentige Übereinstimmung mit einem Mann ergeben, den sie nicht kannte. Doch dieser habe nicht auf Nachrichten reagiert.

Im Frühjahr diesen Jahres versuchte die Frau es erneut. So fand sie in einer Bibliothek einen Mikrofilm mit einem Foto des verschwundenen Luis und seines Bruders Roger. Damit ging sie zur örtlichen Polizei in Oakland. Die Polizisten dort nahmen die Ermittlungen nach dem Vermissten auf. 

DNA-Test für Familie nach 73 Jahren wieder zusammen

Der vermisste Onkel wurde tatsächlich ausfindig gemacht und ihm wurde ein DNA-Test abgenommen. Auch die Mutter von Alida Alequin ließ sich testen – sie ist die Schwester des Verschwundenen. Im Juni dann klingelten die Ermittler an der Tür der Familie und erbrachten die Nachricht, dass man den gekidnappten Jungen nach 73 Jahren endlich gefunden habe. „Wir fingen erst an zu weinen, als die Ermittler weg waren“, so die Nichte. „Ich habe die Hände meiner Mutter ergriffen und gesagt: ‚Wir haben ihn gefunden.‘ Ich war überglücklich.“

Vier Tage später schon traf der lange verschollene Luis in Oakland ein. Mit im Schlepptau habe er auch seine Familie gehabt. Er ist heute selbst Vater und Großvater. Einen Tag später habe man auch seinen Bruder Roger besucht, der in einer nahen Kleinstadt lebte. „Sie haben sich umarmt, ganz fest und lange. Sie haben sich hingesetzt und einfach geredet“, so die Nichte in einem Bericht der Nachrichtenagentur AP. Sie hätten viel über den Tag der Entführung, ihren Militärdienst und ihr Leben gesprochen.

Verschollener sieht seinen Bruder kurz vor dessen Tod

Kurze Zeit später sei der Onkel für drei Wochen angereist und habe die Familie noch besser kennengelernt. Es war aber das letzte Mal, dass er seinen großen Bruder traf. Der starb im August – immerhin in dem Wissen, dass es Luis gut ergangen sei.

Der Onkel habe nicht mit den Medien reden wollen, doch die Nichte wollte mit der Geschichte anderen Mut machen. „Ich war immer entschlossen, ihn zu finden, und wer weiß, vielleicht hilft meine Geschichte anderen Familien, die das Gleiche durchmachen“, so Alida Alequin. Ich würde sagen: „Gebt nicht auf.“