Eltern sollten aufpassen

Netflix-Serie „Adolescence“ warnt: Das steckt hinter diesen Emojis

In „Adolescence“ wird von gefährlichen Emoji-Codes gesprochen, seither sind Eltern alarmiert. Wir erklären, wann Emojis zur Gefahr werden!

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Die Netflix-Serie „Adolescence“ hat eine intensive Debatte über den Umgang mit Jungs und jungen Männern ausgelöst.
Die Netflix-Serie „Adolescence“ hat eine intensive Debatte über den Umgang mit Jungs und jungen Männern ausgelöst.AP

Die Netflix-Serie Adolescence hat viele Menschen, vor allem aber Eltern, regelrecht schockiert. Sie handelt von einem 13-jährigen Jungen, bisher völlig unschuldig, der eines Tages seine Mitschülerin umbringt. Wie konnte es so weit kommen, fragen sich alle? Es zeigt sich: Der Teenager geriet in ein frauenfeindliches Netzwerk, das sich hinter vermeintlich harmlosen Inhalten verbarg.

Diese Emojis stammen aus der Manosphäre

In der Serie stellt sich heraus: Das erstochene Mädchen hatte dem Jungen zuvor folgende Emojis geschickt: eine brennende Dynamit-Stange, eine rote Pille, drei Kidneybohnen. In einer Szene erklärt der Teenie-Sohn des ermittelnden Polizisten die wahre Bedeutung der Emojis auf Instagram. Alle diese Zeichen stammen aus der sogenannten Manophäre (digitale Welt von Frauenhassern) und beziehen sich auf die toxische Männergruppe der „Incels“. Also Männer, die sich selbst als unfreiwillige Jungfrauen sehen, überzeugt davon, niemals eine Frau zu bekommen, was in ihnen Hass und verrückte Theorien hervorruft. Mit diesen Symbolen wollte das Opfer ihrem Mitschüler mitteilen: „Du bist ein Incel.“

Diese Filmszene, in der die geheimen Emoji-Codes erklärt werden, ist besonders eindringlich, weil sie zeigt, wie wenig Ahnung viele Eltern von der digitalen Sprache ihrer Kinder haben. Mobbing, sexuelle Belästigung oder Drogenkonsum bleiben oft unbemerkt, weil sie im Emoji-Slang verschlüsselt sind.

Bedeutung der Emojis aus der Serie „Adolesence“

🧨 Dynamit Steht für einen Incel, also einen Mann, der unfreiwillig keinen Erfolg bei Frauen hat und daraus Frust entwickelt.

💯 Das rote 100-Emoji Dieses Symbol steht für die 80/20-Regel. Sie besagt, dass nur 20 Prozent der Männer für 80 Prozent der Frauen attraktiv sind, was zu Manipulation und Gaslighting-Taktiken führt. Diese Denkweise dient als Rechtfertigung für frauenfeindliche Narrative.

💊 Pille Angelehnt an die rote Pille aus dem Film Matrix, die dem Protagonisten die „harte Wahrheit“ zeigt. In der Manosphäre, der digitalen Welt der Incels, steht sie für die vermeintliche Erkenntnis, dass Frauen manipulativ sind und Männer systematisch benachteiligen.

Die Kidneybohne wird oft von Incels als Identifikation verwendet.

Hinweis: Natürlich können diese Emojis auch immer in einem völlig harmlosen Kontext verwenden werden.

Hinter den Emoji-Codes der digitalen Sprache von Jugendlichen verbergen sich oft Bedeutungen, von denen Eltern überrascht wären.
Hinter den Emoji-Codes der digitalen Sprache von Jugendlichen verbergen sich oft Bedeutungen, von denen Eltern überrascht wären.picture alliance / Matthias Balk

Was Eltern über Emojis wissen sollten

Experten warnen schon länger davor, dass toxische Online-Communitys, die extreme Frauenfeindlichkeit und antifeministische Ideologien fördern, besonders junge Männer anziehen. Auf Social Media ist es für sie einfach, über Emojis ihre Botschaften zu verbreiten.

Emoji-Codes werden aber auch immer öfter für politische Propaganda genutzt. Jugendliche werden damit unkompliziert auf Social Media angesprochen und radikalisiert. Genauso einfach ist es, mit Emojis Drogen zu verkaufen. Ein Schneemann: Koks. Ein Pony: Ketamin. Ein Brokkoli: Marihuana. Wäre es da nicht sinnvoll, wenn Eltern die Bedeutung dieser Codes verstehen? „Es ist wichtig, dass Eltern generell verstehen, dass Emojis auch eine andere Bedeutung haben können“, sagt Barbara Bucher von der Organisation „Safer Internet“. Gleichzeitig warnt sie aber davor, sie nicht ständig als gefährlich zu interpretieren. „Eine Schneeflocke muss nichts mit Drogen zu tun haben, und mit einer Melanzani muss nicht ein Penis gemeint sein.“

Für Eltern sei es dennoch wichtig, sich für die digitale Welt ihres Kindes zu interessieren. „Kinder brauchen starke und informierte Eltern an ihrer Seite“, sagt Buchegger. „Ich erlebe, dass Eltern sich aber immer mehr verunsichern lassen, weil sie sich bei digitalen Dingen nicht kompetent fühlen.“ Was dann passiert: „Sie beschäftigen sich nicht mit dem, was ihr Kind im Netz macht.“ Das ist allerdings gefährlich, findet die Expertin, denn je mehr die Eltern wissen, desto besser können sie ihr Kind schützen.

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