Vor Deutschland liegen richtig heiße Wochen – im August soll sich der Sommer noch einmal in voller Pracht und Temperaturen über der 30-Grad-Marke zeigen. Auch während der Ferien-Saison zieht es deshalb viele in die Freibäder Deutschlands. Aber: Wie sicher ist es, in den Becken zu plantschen? In einem Interview verrät der Präsident des „Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister“ jetzt, dass es auch in vielen Freibädern ein großes Problem mit dem Personalmangel gibt – der Experte macht sich deshalb Sorgen um die Sicherheit der Badegäste.
Chef-Bademeister warnt vor Unfällen: Ist das Personal in Freibädern zu wenig geschult?
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder über Ausschreitungen in den Freibädern berichtet – doch Gewalt am Beckenrand ist nicht das einzige Problem, das es in den Badeanstalten offenbar gibt. Die Besucher in Deutschlands Freibädern hoffen darauf, hier entspannte und vor allem sichere Sommertage verbringen zu können. Doch das ist offenbar nicht mehr in allen Fällen garantiert, weil der Fachkräftemangel auch vor den Bädern keinen Halt macht. Die Folge: Es gibt Freibad-Betreiber, die bei der Personal-Auswahl auch mal auf ungeschulte Mitarbeiter zurückgreifen.
Das berichtet Peter Harzheim, der Chef des „Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister“, in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Zwar sei in vielen Bädern geschultes Personal am Beckenrand unterwegs. „Aber es gibt einige Betreiber, die nur den Profit vor Augen haben und auf Leute von der Straße zurückgreifen“, sagt er. Also: „Leute, die nicht so gut geschult sind, wie es die Fachangestellten der Bäderbetriebe, die geprüften Schwimmmeister oder die Rettungsschwimmer der DLRG sind.“
Das Problem seien die gesetzlichen Voraussetzungen – der Betreiber müsse lediglich dafür sorgen, „dass den Kunden ein schadenfreier Aufenthalt im Schwimmbad ermöglicht wird“, sagt Harzheim. Damit dürften auch Mitarbeiter für den Sicherheitsdienst verpflichtet werden, die nur einen Erste-Hilfe-Kurs oder das Rettungsschwimmerabzeichen Silber haben. Doch für den Bademeister-Chef ist nicht jeder, der das vorweisen kann, auch der richtige für den Job des Bademeisters. „Für mich sind das aber nicht die richtigen Leute. Ein Schwimmmeister muss antizipieren, muss vorausschauen, muss über den Tellerrand gucken und sehen, welche Situationen sich entwickeln können“, erklärt er. „Wenn das gute Wetter jetzt zu volleren Bädern führt, habe ich schon ein bisschen Angst, dass es zu mehr Unfällen kommen könnte.“

Zumindest in Sachen gewalttätige Ausschreitungen hat sich für den Chef-Bademeister aber einiges zum Positiven verändert. Dort, wo etwas passiert sei, hätten die Betreiber ihre Hausaufgaben gemacht und Sicherheitsvorkehrungen getroffen. „Es ist zwar nicht so schön und auch nicht in unserem Sinne, wenn Security herumläuft, aber in bestimmten Bädern ist das momentan zweckmäßig“, sagt er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Und somit kann ich sagen, dass 98 Prozent der Bäder bundesweit auch besuchbar sind und die Kolleginnen und Kollegen vor Ort in der Lage sind, Probleme selber zu bewältigen.
Können Flüchtlinge den Fachkräftemangel in den Freibädern auffangen?
In Bezug auf den Fachkräftemangel schlug Harzheim schon im vergangenen Jahr vor, Flüchtlinge für den Job im Freibad zu engagieren. Ein Vorschlag, zu dem er weiterhin steht. „Ich finde es gut, wenn sich Flüchtlinge über die Arbeit in unserem Land integrieren. Unser Verband hat viele positive Erfahrungen mit ihnen gesammelt“, erklärt er. „Sie haben die Ausbildung zum Fachangestellten für Bädergestaltung trotz Sprachbarrieren gemacht und auch bestanden. Und sie sind uns deutschen Kollegen in den Bädern sehr viel wert, weil sie Probleme mit ihren Landsleuten besser aus der Welt schaffen können als wir.“
Die Freibäder haben noch mit viel mehr Problemen zu kämpfen: Erst in der vergangenen Woche sorgten die Freibäder in der Hansestadt Hamburg für Diskussionen. Hier geht man inzwischen gegen Smartphone-Eltern vor, die mit ihren Telefonen beschäftigt sind, während ihre Kinder allein und unbeaufsichtigt durch das Becken toben. Mit Flyern informierte man die Besucher der Freibäder bereits darüber, dass die Bademeister nicht für das Beaufsichtigen von Kindern zuständig sind. Bisher hätte die Maßnahme aber nicht viel gebracht. Zukünftig will man in den Freibädern deshalb noch rigoroser gegen die Handy-Eltern vorgehen. „Wer den ersten Hinweis weiterhin ignoriert, muss das Bad verlassen“, sagte ein Sprecher. „Zu dieser Maßnahme musste zuletzt schon mehrmals gegriffen werden.“ ■