Schreckliches Unglück

Flixbus-Unfall: Bus-Unternehmer gibt Insassen Mitschuld

Vier Menschen starben beim Unfall eines Flixbus auf der A9 bei Leipzig. Nun äußerte sich erstmals der Besitzer des Busses und nimmt seinen Fahrer in Schutz.

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Eine Tote wird in einem Sarg aus einem Zelt neben dem Unglücksbus getragen.
Eine Tote wird in einem Sarg aus einem Zelt neben dem Unglücksbus getragen.Jens Schlüter/AFP

Es war ein schreckliches Todesdrama, das vier Frauen das Leben kostete und mehrere Dutzend verletzte: der schwere Unfall eines Flixbus am Mittwoch auf der A9 in der Nähe des Schkeuditzer Kreuzes. Nun spricht erstmals auch der Unternehmer, dem die Busse gehören, die für Flixbus die Fahrt durchführten. Er stellt sich hinter den Fahrer und glaubt dass die Opfer noch Leben könnten, wenn sie sich an die Regeln gehalten hätten.

Der Bus-Unternehmer dessen Firma Umbrella Mobility für Flixbus Fahrten organisiert zeigte sich betroffen über das Unglück. Er sei „am Boden zerstört“, sagte Pavel Steiner der „Bild“ in einem Interview. Der 54-jährige Tscheche habe sich in die Slowakei zurückgezogen.

Besitzer von Todes-Flixbus nimmt Fahrer in Schutz

Seinen Fahrer nimmt er explizit in Schutz, bezeichnet den 62-Jährigen, der am Steuer des Busses von Berlin nach Zürich saß, als „erfahrenen Mann“. Auch der Bus sei modern gewesen, hatte gerade erst im Januar TÜV erhalten. Er habe mit dem Fahrer gesprochen. „Er war ohnmächtig, weiß nichts mehr von dem Unfall.“ Zuvor hatte der Mann fünf Tage frei und am Tag davor bereits eine Fahrt von Wien nach Berlin durchgeführt. Die Ruhezeiten habe er eingehalten. 

Der Unternehmer sagte der „Bild“ zudem, dass der Fahrer wohl nicht eingeschlafen sei und auch nicht telefoniert habe. Die Assistenzsysteme des modernen Busses hätten das demnach verhindert. Laut ADAC müssen Busses seit 2022 mit einem sogenannten Spurhaltewarnsystem ausgestattet sein. Es warnt den Fahrer, verhindert das tatsächliche Abkommen von der Fahrbahn jedoch nicht, falls er nicht gegenlenkt. Ob der verunglückte Bus eines hatte, war zunächst nicht bekannt.

Gegen den Busfahrer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Dem 62-Jährigen werden fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen.

Bus-Unternehmer verweist auf Gurtpflicht in Reisebussen

Doch der Besitzer der Busflotte, die auch in anderen europäischen Städten tätig ist, verweist auch auf die Fahrgäste. Die hätten nämlich ihre eigene Sicherheit selbst erhöhen müssen. „Es ist schlimm, aber ich muss es sagen: Wenn die Leute sich angeschnallt hätten, wären alle noch am Leben.“

Bei dem Buscrash am Mittwoch war das Unfallfahrzeug von der Straße abgekommen und umgekippt. Bei dem Unglück starben vier Frauen. Daneben gab es 6 Schwerverletzte und 29 Leichtverletzte. Zu deren Zustand macht die Polizei keine Angaben.

Experten geben dem Unternehmer indes recht. Henrik Liers, Geschäftsführer der Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden, sagte der „Leipziger Volkszeitung“ mit Blick auf den A9-Unfall: „Solche tragischen Einzelfälle könnten helfen, für die bestehende Anschnallpflicht in Reisebussen und ihre Bedeutung im Notfall zu sensibilisieren.“ Beim Thema Gurtpflicht „herrscht sicher ein Mangel“. Aus seiner Sicht vorstellbar wären vor allem bei längeren Fahrten Sicherheitshinweise wie in Flugzeugen und eine regelmäßige Kontrolle durch den zweiten Fahrer, der nicht am Steuer sitzt.

Auch der ADAC verwies auf die seit 1999 bestehende Gurtpflicht in Reisebussen. „Ob und wie die einzelnen Unternehmen kontrollieren, ob Insassen angeschnallt sind, ist nicht nachzuvollziehen“, sagte der Sprecher. Grundsätzlich werde empfohlen, sich anzuschnallen.