Was geht denn da ab? Das fragten sich vor 25 Jahren viele bei Chers neuem Lied „Believe“. Statt rauchig-tief klang ihre Stimme bizarr-verzerrt: „Do you beliiieeeve in love after love?“ Die übertrieben angewandte Software Autotune machte es möglich. Manche Pop-Experten nennen Autotune – eigentlich eine automatische Tonhöhenkorrektur – das wichtigste neue Musikinstrument der letzten Jahrzehnte. Und bekam den passenden Beinamen „Cher-Effekt“.
Autotune – eigentlich sollte man den „Cher-Effekt“ nicht hören können
Dabei ist der Einsatz bei Cher eigentlich eine Zweckentfremdung. Autotune wurde erfunden, um kleine Ungenauigkeiten beim Singen zu korrigieren und Sänger besser die richtige Tonhöhe treffen zu lassen. Wenn man es aber übertreibt und die schiefen Töne in der Software zu ruckartig anzieht, hört es sich fast an, als würde der Sänger jodeln.
Eigentlich wollte man mit Autotune ausgerechnet Erdöl finden
Der Erfinder von Autotune, Andy Hildebrand, hat erst dieses Jahr, 25 Jahre nachdem Autotune auf den Markt gekommen war, einen Grammy für seine Erfindung bekommen. Er habe die Gesangsproduktionslandschaft mit seiner Technik verändert, sagte das Komitee in der Begründung.

Dabei hatte die Erfindung von Autotune ursprünglich eigentlich gar nichts mit Musik zu tun, sondern kommt ausgerechnet – halten Sie sich fest – aus der Ölindustrie. Man wollte damit ursprünglich die Ausbreitung von Sprengkopf-Explosionen in der Erde analysieren, um damit neue Ölquellen zu finden. Aber Ende der 80er hängt Andy Hildebrand seine Ingenieur-Karriere an den Nagel, um Flötist zu werden – und kam auf die Idee, dass man die Technik auch bei Musik anwenden könnte, um Töne zu korrigieren.
Autotunes steile Karriere: Von Chers „Believe“ in die gesamte Pop-Welt
Autotune war aber nicht nur in den 90ern und frühen 2000ern beliebt, sondern wird bis heute eingesetzt – meistens unhörbar und heimlich, denn bei den Zuhörern kommt das gar nicht gut an. Bei Chers „Believe“ hat man Autotune zum ersten Mal gehört. Das war ein Einschnitt. Kurz darauf hörte man die Technologie bei Jennifer Lopez („If You Had My Love“) und über den Rapper T-Pain kam der Trend vom hörbaren Autotune auch im Rap und R&B an.