Zugleich plant die ARD mit einer Erhöhung der Rundfunkbeiträge, die jeden Haushalt bis zu 82 Euro pro Jahr kosten könnten. Verschwendet die ARD das Geld der Beitragszahler?
In wenigen Wochen übernimmt Caren Miosga die Polit-Talkshow mit Anne Will am Sonntagabend und spricht mit Prominenten und Spitzenpolitikern über die Themen, die die Republik bewegt. Das kostet: nach Recherchen der Nachrichtenwebseite „Business Insider“ werden für das neue Format rund 5,8 Millionen Euro jährlich eingeplant.
Das sind immerhin 1,5 Millionen weniger als die Show mit Anne Will. Dennoch stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit – die ARD ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt, die durch Gebühren finanziert wird, die nicht freiwillig gezahlt werden, sondern Pflicht für fast alle erwachsenen Bundesbürger sind.
Schon lange fordern Politiker mehr Transparenz von der ARD. Dennoch bleibt meist im Verborgenen, was hinter deren Türen beschlossen wird. Nur Scheibchenweise kommen Gehälter, Verträge, Gagen und Betriebsrenten ans Licht. Weder Caren Miosga selbst noch der NDR wollten sich dazu äußern. „Vertragsinhalte unterlägen der Vertraulichkeit“, erklärte eine NDR-Sprecherin auf Anfrage von „Business Insider“ zu den Kosten der geplanten Miosga-Show. Kein Wunder, denn was an die Öffentlichkeit kommt, sorgt immer wieder für Empörung.
RBB-Skandal um Patricia Schlesinger
So deckten Investigativ-Reporter von „Business Insider“ den Finanzskandal um den Sender Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) und die damalige Intendantin Patricia Schlesinger auf. Sie hatte mit Massagesitzen in ihrer Dienst-Limousine, Millionen-Umbauten ihres Büros und Abendessen auf Kosten des Senders für Schlagzeilen gesorgt.
Schlesinger musste gehen, und verwirkte mit ihrer Kündigung ihren Anspruch auf Ruhegeld. Sie aber klagt: Zunächst auf 22.700 Euro, mittlerweile auf Nachfrage von Business Insider auf „lediglich 18.384,54 Euro“ pro Monat. Mit Schlesinger allein ist es nicht vorbei: laut Recherchen des rbb sind derzeit 31 Rechtsanwälte mit der Aufarbeitung des Berliner Sender-Skandals befasst. Kosten bisher: rund 1,4 Millionen Euro. Der RBB gilt als„ armer Sender“ innerhalb der ARD und ist stark überschuldet.
Florian Silbereisens Show soll 45 Millionen Euro kosten
Auch die üppigen Betriebsrenten sind bei den Sendern der ARD ein lang bekanntes Problem: Nach Recherchen der „Welt“ hätten ZDF, SWR, SR und Deutschlandradio heute bereits mehr Betriebsrentner als Mitarbeiter. 667,9 Millionen kosten diese derzeit – Tendenz steigend.
Auch bei den Gagen für Externe Dienstleister scheuen die Anstalten der ARD keine Kosten. Spitzenreiter ist der Entertainer Florian Silbereisen, der die ARD und den MDR in den vergangenen vier Jahren 45 Millionen Euro gekostet haben soll.
All das wirft Fragen nach der Verhältnismäßigkeit auf. Die Senderfamilie von ARD, ZDF und Deutschlandradio sind öffentlich-rechtlich – sollten da nicht auch alle ihre Ausgaben öffentlich sein? Was rechtfertigt das Produktionsbudget von 5,8 Millionen Euro für die neue Show von Miosga? Allein für die Moderation soll sie laut „Business Insider“, deren Reporter Einblick in interne Papiere erhalten haben, „jährlich 570.000 Euro für 30 Sendungen bekommen, pro Abend also 19.000 Euro.“
Produktion und Gage von Caren Misoga soll 700.000 Euro pro Jahr kosten
Zudem wird die Sendung von ihrer eigenen Produktionsfirma Mio Media GmbH hergestellt, wie es bei Polit-Talks in der Branche üblich ist. „Business Insider“ berechnet als Summe aus Gage und Produktion für Miosga 700.000 Euro – fast 60.000 Euro pro Monat. Auch die Mitarbeiter kommen gut weg: Das Jahresgehalt des Produktionsleiters soll 90.000 Euro betragen, so Business Insider, der Regisseur erhält 90.000 Euro bei einem Tagessatz von 3000 Euro.
Das Problem ist, dass die Kommission zu Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) möglicherweise den führenden Köpfen der „Senderfamilie“ nicht genau genug auf die Finger schaut. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten verfügen schon heute über mehr als zehn Milliarden Euro pro Jahr! Und das scheint nicht genug zu sein: Aus internen ARD-Papieren, die Business Insider vorliegen, soll der Rundfunkbeitrag künftig von 18,36 auf bis zu 25,19 Euro angehoben werden - pro Monat. Einige Bundesländer haben dagegen bereits Widerstand angekündigt und schlagen moderate Erhöhungen von 50 Cent oder eine Nullrunde vor.
Alexandra Reershemius