Altersbezüge

Radikaler Renten-Plan: Beamte sollen fünfeinhalb Jahre länger arbeiten

Weil Beamte eine höhere Lebenserwartung haben, sollen sie auch länger für ihr Ruhegeld arbeiten. Geringverdiener sollen mehr Rente bekommen.

Author - Berliner KURIER
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Rentner haben eine niedrigere Lebenserwartung als pensionierte Beamte, deshalb sollen Staatsdiener länger schuften.
Rentner haben eine niedrigere Lebenserwartung als pensionierte Beamte, deshalb sollen Staatsdiener länger schuften.dpa

Erst hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) den Deutschen vorgeworfen, sie seien zu faul. Dann sorgte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) mächtig für Zündstoff mit ihrer Ansage, die Deutschen müssten länger und mehr arbeiten! Zur Sicherung des Rentensystems gibt es merkwürdigerweise nur Vorschläge, die Beschäftigte betreffen. Beamte sind außen vor, doch das wollen nicht alle hinnehmen! Experten des Pestel-Instituts haben einen neuen, radikalen Vorschlag!

Beamte leben 5,6 Jahre länger

Beamte sollen nämlich künftig fünfeinhalb Jahre länger arbeiten als Arbeiter, weil sie im Schnitt so viel länger leben, meint Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts in Hannover in Niedersachsen. Statistisch beziehen Beamte deutlich länger Pensionen als Arbeitnehmer ihre Rente. Dieser Aspekt werde in der bisherigen Rentendiskussion kaum oder gar nicht berücksichtigt, beklagt Günther.

Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts, würde das Rentensystem kräftig umkrempeln
Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts, würde das Rentensystem kräftig umkrempelnReiner Zensen/Imago

Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnete, haben männliche Beamte im Schnitt ab dem 65. Lebensjahr eine Lebenserwartung von weiteren 21,5 Jahren. Bei männlichen Arbeitern sind es nur 15,9 Jahre. Angestellte haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 19,4 Jahren, bei Selbstständigen sieht es ähnlich aus.

Beamte sollen in Rentenkasse zahlen

Weiter befürwortet Matthias Günther auch den Vorschlag von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), Beamte künftig mit in die Rentenkasse einzahlen zu lassen. Das Ziel einer Rentenreform müsse für Günther eine einheitliche Altersversorgung sein, die nicht länger zwischen Renten und Pensionen unterscheidet.

Außerdem sollen Geringverdiener bei den Rentenbezügen zudem deutlich besser gestellt werden. „Wer weniger verdient, lebt statistisch auch kürzer. Überdurchschnittlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeiter erreichen die Rente nicht einmal, weil sie früher sterben“, sagt Matthias Günther. Die, die mehr verdienten, würden statistisch gesehen auch älter. „Sie bekommen also eine höhere Rente oder Pension – und das auch noch wesentlich länger. Menschen mit geringen Einkommen dagegen müssen mit einer deutlich niedrigeren Rente klarkommen, von der sie außerdem deutlich kürzer überhaupt etwas haben“, so Günther.

Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat Beschäftigten angekündigt, sie müssten mehr und länger arbeiten.
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat Beschäftigten angekündigt, sie müssten mehr und länger arbeiten.Michael Kappeler/dpa

Rente für Geringverdiener erhöhen

Günther sprach sich für eine soziale Staffelung aus: Renten von Geringverdienern müssten angehoben werden, bei Besserverdienern müsse eine „soziale Dämpfung“ erfolgen. Eine bedeutende Grundlage der späteren Rente solle aber nach wie vor die Höhe der Beiträge sein, die im Laufe des Erwerbslebens eingezahlt werden.

„Viele gut situierte Menschen – Beamte genauso wie Besserverdiener – wissen im Ruhestand nicht, wohin mit ihrem Geld“, sagte Günther. „Gleichzeitig kommen Verkäuferinnen und angestellte Friseure mit ihrer mageren Rente kaum über die Runden.“ Die Rente wirke als „Wohlstands- und Armuts-Booster“. Damit müsse Schluss sein, so der Fachmann. (epd)