Weg von Öl und Gas, hin zu Wind und Sonne: Die sogenannte Wärmewende ist in vollem Gange, auch wenn mit dem Crash der Ampel-Koalition der ehrgeizige Kurs der Grünen bis zu den Neuwahlen vorerst nicht weiter verfolgt wird. Zankapfel schlechthin war das Aus für Öl- und Gasheizungen nach dem neuen Heizungsgesetz.
Ausstieg aus der Gasversorgung früher als geplant
Doch jetzt prescht eine ganze Stadt voran und plant schon in rund zehn Jahren den kompletten Ausstieg aus der Versorgung der Haushalte mit Gas. Und das sogar schon fünf Jahre früher als bisher geplant! Bis 2035 will die Stadt Mannheim sämtliche Gasheizungen ausgetauscht haben, wie der Energieversorger MVV mitteilte.
Doch wie soll das gehen? Der Mannheimer Konzern, der mehrheitlich in kommunaler Hand ist, plant die Fernwärme auszubauen um das Gasnetz zu ersetzen. Bis 2030 soll sie mit grüner Energie die Wohnungen wärmen. 10.000 Gebäude sollen neu ans Netz angeschlossen werden. Im Bereich der dezentralen Wärmeversorgung bietet der Versorger den Einbau von Wärmepumpen als ebenfalls klimaneutrale Lösung an. Der Versorger empfiehlt seinen Kundinnen und Kunden, sich frühzeitig um alternative Heizformen zu kümmern.

Aus für Gas wegen steigender Preise
Für den frühzeitigen Abschied aus dem Erdgaszeitalter sprechen aus Sicht des Mannheimer Konzerns nicht nur Klimaziele, sondern auch wirtschaftliche und rechtliche Gründe. Der Gaspreis wird voraussichtlich in den kommenden Jahren deutlich steigen, befürchtet MVV und gibt dafür zwei Gründe an. Einerseits werde der CO2-Preis weiter steigen. Und andererseits werden sich bei sinkenden Kundenzahlen die Netzentgelte für den einzelnen Erdgasabnehmer stark erhöhen. Das wird Heizen mit Erdgas in wenigen Jahren im Vergleich zu anderen Quellen unrentabel machen. Und für Netzbetreiber lohnt sich irgendwann der Betrieb der Netze nicht mehr, weil die Einnahmen stetig sinken.
Auch wenn Mannheim bei der Stilllegung des Gasnetzes bundesweit Vorreiter ist, auch andernorts wird über konkrete Zeitpläne nachgedacht. So hatte ein Mitarbeiter der Stuttgarter Stadtverwaltung in einem TV-Interview ebenfalls das Jahr 2035 als Ausstiegsdatum genannt. Doch die Stadtwerke-Tochter Stuttgart Netze, die das Gasnetz in der Landeshauptstadt betreibt, hält sich dazu noch bedeckt.■