In wenigen Tagen beginnt das neue Ausbildungsjahr und noch immer suchen tausende Jugendliche eine Azubi-Stelle. Die Zahl der begehrten Ausbildungsplätze sinkt, doch schuld daran ist nicht nur die schlechte Wirtschaftslage. Fast jeder zweite Betrieb (48 Prozent) konnte im letzten Ausbildungsjahr laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Berlin nicht alle Azubi-Stellen besetzen. Es gibt einfach zu wenige geeignete Bewerber!
„Die Unternehmen kämpfen mit der wirtschaftlichen Situation, ihnen fehlen inzwischen oft finanzielle Mittel sowie klare Aussichten für den Betrieb“, erklärte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks das Dilemma der Betriebe. Denn andererseits setzt der Mangel an geeigneten Bewerbern den Ausbildungsmarkt von zwei Seiten unter Druck, wie die Ausbildungsumfrage 2025 der DIHK ergab. „Gleichzeitig braucht die Wirtschaft für einen hoffentlich bald kommenden Aufschwung gut ausgebildetes Personal.“
Betriebe müssen Stellen streichen
Laut DIHK-Umfrage unter 15.000 Betrieben der deutschen Wirtschaft planen mehr als ein Viertel der Unternehmen, ihre Ausbildungsplätze 2025 zu reduzieren. Besondere Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen hatten demnach Industrie, Verkehr, Bau und Handel. Unter den Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten nannte nur ein knappes Drittel einen Mangel an Bewerbungen als Hauptgrund. Knapp drei Viertel gaben vielmehr an, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben.

Bewerbern fehlen Grundvoraussetzungen
Vor allem Defizite in der grundlegenden Leistungsfähigkeit sowie im Arbeits- und Sozialverhalten der jungen Menschen sind dabei der Grund für die Besetzungsschwierigkeiten. 87 Prozent der Unternehmen sehen Mängel bei den Ausbildungsvoraussetzungen, und zwar insbesondere bei Belastbarkeit, Disziplin, mentaler Leistungsfähigkeit sowie Leistungsbereitschaft und Motivation. 56 Prozent der Betriebe sagen: Jugendliche halten Stress nicht aus, brechen schnell ein. 44 Prozent der Betriebe melden massive Azubi-Probleme beim mündlichen und schriftlichen Ausdruck.
Suche nach Fachkräften im Ausland
„Es mangelt an Basiskenntnissen und Kompetenzen, die praktisch für jeden Ausbildungsberuf nötig sind: Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft, Einsatzwille und Lesen, Schreiben, Rechnen. Wer das nicht mitbringt, wird es im Berufsleben insgesamt schwer haben – umso mehr zu Beginn“, sagt Dercks. „Wir brauchen in den Schulen wieder einen Fokus auf die grundlegenden Fähigkeiten.“
Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (57 Prozent) sehen in Auszubildenden aus Ländern jenseits der EU eine Chance für die eigene Fachkräftesicherung. Doch dabei sind nach wie vor auch hausgemachte Hürden zu überwinden. „Ein großes Hindernis für die Ausbildung von jungen Menschen aus diesen Ländern ist neben Sprachbarrieren und Bürokratie der Mangel an bezahlbarem Wohnraum“, berichtet Achim Dercks. „Der betrifft auch viele inländische Azubis.“ (mit dpa)