Wind-Energie

Deutschland ist Nummer 1 beim Windkraft-Ausbau

Neben neuen Windkraft-Anlagen werden vorhandene technisch verbessert. Ein Berliner Startup hat sich darauf  spezialisiert.

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Windräder vor dem Braunkohlekraftwerk Niederaußem bei Pulheim (Nordrhein-Westfalen).
Windräder vor dem Braunkohlekraftwerk Niederaußem bei Pulheim (Nordrhein-Westfalen).Foto: Federico Gambarini/dpa

In Deutschland sind 2024 nach Angaben des Verbands „Wind Europe“ so viel Windkraftanlagen gebaut worden wie in keinem anderen Land Europas. Mit neuen Installationen an Land sowie auf See mit einer Leistung von mehr als 4 Gigawatt (GW) liegt die Bundesrepublik an der Spitze, gefolgt von Großbritannien mit rund 1,9 GW, Frankreich (rund 1,7 GW) und Finnland (1,4 GW). Die Zahlen gehen aus den Daten des Industrieverbandes hervor.

In den nächsten Jahren soll mit Windrädern eine Leistung von insgesamt 115 Gigawatt erzeugt werden, heißt es in einer Datenanalyse des Thinktanks „Goal100“. Ende 2024 lag die installierte Leistung, also die maximal mögliche Leistung von Windrädern an Land, nach Branchenangaben bei insgesamt 63,5 Gigawatt (GW). Damit klafft noch eine Lücke von 5,5 GW bis zum Ziel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) von 69 Gigawatt für 2024.

Ein Berliner Startup setzt auf Ausbau statt Neubau

Eine weitere Ausbaumöglichkeit, neben dem Neubau von Windrädern, besteht darin, vorhandene Windkraftanlagen technisch so zu optimieren, dass sie deutlich mehr Strom erzeugen. Einer der führenden Anbieter dieser Optimierung, NextWind, hat seinen Sitz in London und Berlin. Das Windkraft-Startup residiert in Berlin in einem ehemaligen Büro der insolventen „Signa“-Gruppe von René Benko - in einem Hochhaus am Breitscheidplatz. 2024 wuchs es von 30 auf 80 Mitarbeiter und hat heute eine Finanzierungsbasis von 750 Millionen US-Dollar (721 Millionen Euro).

Anfang des Jahres übernahm NextWind von der Firma Nadara zwölf Windparks im Norden, Osten und Westen Deutschlands und erhöht dessen Potential durch „Repowering“ auf 1,4 GW. Das entspricht der Stromerzeugung von rund 1,5 Kernkraft-Reaktoren. Damit kann die Firma nach eigenen Angaben jedes Jahr rund eine Million Haushalte in Deutschland mit grünem Strom versorgen. 2028 soll eine Gesamtkapazität von 3 GW erreicht werden - das wäre dann Platz eins in der deutschen Windkraftbranche.

Das Windkraft-Startup wurde 2020 gegründet und besitzt aktuell 37 Windparks in Deutschland. NextWind hat aktuell mehr als 260 Windkraft-Anlagen in Betrieb, deren Stromerzeugung optimiert wird. Rund 80 dieser Anlagen befinden sich in Genehmigungsverfahren, weitere 50 bis 60 sollen in diesem Jahr folgen. Die Firma rechnet mit Investitionen von mehreren hundert Millionen Euro.

Stromspeicher und Photovoltaik-Anlagen können aufgestellt werden

Das Ziel von NextWind ist es, Windkraft nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich tragfähig zu machen. Dazu werden bestehende Windenergieflächen mit veralteten Turbinen optimiert, indem die alten Anlagen durch effizientere ersetzt und die Flächen vergrößert werden, um zusätzliche Turbinen auf den Flächen zu ermöglichen. Für diese "Repowering" genannte Prozedur muss das Genehmigungsverfahren nicht komplett neu durchlaufen werden, es reicht eine Änderungsgenehmigung. "Hier wird lediglich geprüft, ob durch das Repowering im Verhältnis zu den alten Anlagen nachteilige Auswirkungen hervorgerufen werden können", erklärt ein Sprecher von NextWind.

Auch Stromspeicher für windstille Zeiten und Photovoltaik-Anlagen könnten vor Ort dezentral aufgestellt werden, erklärt NextWind dem KURIER.