Die Sorge vor einer weltweiten Rezession mit verheerenden Folgen für die globale Wirtschaft und Handelsketten bekommt neue Nahrung: Börsen weltweit sind am Montagmorgen massiv eingebrochen. Der deutsche Leitindex DAX, der die 40 wertvollsten Unternehmen des Landes umfasst, ist bei Handelsbeginn am Montagmorgen an der Frankfurter Börse um zehn Prozent abgestürzt.
Die Verluste werden auf den globalen Handelskrieg zurückgeführt, den US-Präsident Donald Trump mit willkürlich festgelegten Zöllen vom Zaun gebrochen hat. Der DAX verlor auf einen Schlag 2000 Punkte und landete bei knapp 18.500 Punkten – damit liegt er unter dem Niveau vom Jahresbeginn.
Massive Verluste im DAX – Verlierer Airbus, Siemens und Rheinmetall
Zwar konnte der DAX im Vormittagsverlauf wieder etwas Boden gutmachen, doch vor allem exportorientierte Firmen verlieren massiv, darunter Airbus und der Triebwerkshersteller MTU Aero Engines. Siemens Energy verliert am Vormittag über 12 Prozent. Größter Verlierer ist aber ausgerechnet Rheinmetall, der als Rüstungskonzern allerdings zuvor einen Riesen-Boom verzeichnete und trotz der aktuellen Verluste im Jahresverlauf mit fast 138 Prozent im Plus liegt.
Teils noch heftiger als in Europa fielen die Verluste in Asien aus: Hongkong startete mit Verlusten von mehr als zehn Prozent in die Woche, ähnlich schlecht war die Entwicklung in Tokio, Taipeh, Seoul oder Sydney.
US-Präsident Trump hatte vor allem exportorientierte Länder wie China mit massiv zweistelligen, mit einer abstrusen Formel willkürlich berechneten Zöllen belegt, die umfassendsten Zölle, die das Land jemals gegen Handelspartner verhängt hat. Betroffen sind neben Industrieländern wie China jedoch auch zahlreiche Entwicklungsländer in Afrika und Südostasien, die einen besonders hohes Exportüberschuss mit den USA aufweisen.
Ausgerechnet das arme asiatische Land Kambodscha soll beispielsweise fortan Zölle von 49 Prozent zahlen. Der kambodschanische Regierungschef Hun Manet schrieb US-Präsident Trump einen Brief mit der Bitte, „zum frühestmöglichen Zeitpunkt mit der Regierung Ihres Landes zu verhandeln“.
Zoll-Panik: Angeblich wollen 50 Länder mit Trump verhandeln, doch China schlägt zurück
Insgesamt 50 Länder, behauptet Trump, hätten ihn um Verhandlungen gebeten. Anders die Wirtschaftsmacht China: Am Freitag kündigte die aufstrebende Wirtschaftsmacht eigene Einfuhrzölle in der gleichen Höhe auf Produkte aus den USA sowie Exportbeschränkungen für Seltene Erden an, auf die Industrieländer beim Bau von High-tech-Produkten angewiesen ist. Die asiatischen Börsen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen. Trump heizte die Panik an den Märkten am Sonntagabend weiter an, indem er seinen Kurs bekräftigte.
Der US-Präsident beharrt darauf, dass die Zölle erst zurückgenommen würden, wenn das „Problem“ der US-Exportdefizite im Handel mit vielen Staaten „gelöst“ sei. Er will andere Staaten dazu bringen, mehr US-Produkte zu kaufen und zugleich Industrieproduktion im großen Stil wieder in den USA ansiedeln.
Das Problem: viele US-Produkte wie Pickup-Trucks, Lebensmittel oder Bekleidung sind weltweit nicht konkurrenzfähig, zu teuer oder entsprechen nicht den Vorlieben von Verbrauchern anderer Länder. Zwar hatten zahlreiche Unternehmen aus Deutschland und anderen Industrieländern kräftig in den USA investiert und neue Fabriken gebaut – unter den aktuellen Voraussetzungen ist die Bereitschaft, sich noch stärker in dem Land zu engagieren, eher gering.
Zoll-Streit: Sorge bei deutschen Unternehmen in den USA vor massiver Rezession
Vielmehr befürchten beispielsweise Autohersteller wie Mercedes-Benz, BMW oder VW mit ihren Produktionsstätten in den USA von einer heftigen Rezession getroffen zu werden, die Wirtschaftsexperten für das Land mit massiven Folgen für die Weltwirtschaft vorhersagen.
Vertreter von EU-Staaten wollen am Montag eine deutliche Antwort auf Trumps Zoll-Ankündigung liefern: In Luxemburg treffen sich die 28 Handelsministerinnen und -minister, um Gegenzölle zu beschließen. Betroffen sein sollen teils exotische Produkte wie Zahnseide und Diamanten, von denen die EU jährlich Waren im Wert von 28 Milliarden US-Dollar importiert.
Solche Produkte werden für Verbraucher in der Folge ebenfalls teurer. Betroffen könnten aber auch beliebte Hightech-Geräte wie iPhones werden, die sich auf bislang unvorstellbare Preise von 2000 Euro und mehr weltweit verteuern könnten. In der EU wird allerdings auch an Dienstleistungen von US-Tech-Riesen wie Amazon und Google gedacht, die sich bislang mit Steuertricks um Milliardenzahlungen drücken konnten.
Auch die Plattform X steht im Visier der EU, vorwiegend allerdings wegen Verstöße gegen Auflagen zur Eindämmung von illegalen Inhalten und Desinformation. Hier droht eine Strafzahlung von einer Milliarde Dollar. Darüber könnte es allerdings zu empfindlichen Auflagen bei der Vermarktung von Werbeinhalten kommen.
EU droht Trump mit Gegen-Zöllen - kommt jetzt der globale Crash?
X-Chef Elon Musk hatte sich am Wochenende überraschend von der Zollpolitik der US-Regierung distanziert und stattdessen für die völlige Abschaffung im Handel zwischen der EU und den USA geworben.
Befürchtet wird, dass sich der Handelskonflikt zu einer weltweiten Wirtschaftskrise mit Pleiten und Massenarbeitslosigkeit führen könnte. Donald Trump verspricht im Gegenteil ein Zuwachs an Wohlstand und einen Zuwachs an industriellen Arbeitsplätzen – eine Ansicht, die von führenden Wirtschaftsexperten als abstrus angesehen wird.