Der große Jahresrückblick bei Markus Lanz fiel ernüchternd aus. Statt Optimismus dominierten Krisen, Unsicherheit und offene Fragen. Politiker, Künstler und internationale Gäste zeichneten das Bild eines Jahres, das Deutschland und die Welt an ihre Grenzen gebracht hat.
Grönemeyer rechnet mit Bequemlichkeit ab
Schon zu Beginn der Show wurde deutlich, dass dieser Abend kein leichter werden würde. Sänger Herbert Grönemeyer sprach Klartext. Deutschland, so seine Botschaft, könne nicht länger darauf hoffen, dass andere die Probleme lösen. Kein billiges Gas mehr, kein schützender großer Bruder aus Übersee, keine einfachen Auswege. Jetzt gehe es um Verantwortung und darum, sich nicht länger weg zu ducken.
Später rückte Lars Klingbeil in den Mittelpunkt der Sendung. Der Vizekanzler wirkte angespannt, stellenweise fast defensiv. Seine Kernbotschaft: Deutschland sei nicht pleite und stehe nicht kurz vor dem Abgrund. Gleichzeitig räumte der Finanzminister ein, dass die vergangenen Krisen Milliarden verschlungen hätten – für Wirtschaftshilfen, Energie, Bundeswehr und soziale Absicherung. Dieses Geld fehlt nun an anderer Stelle.
Klingbeil kündigt harte Einschnitte an
Dass dies Folgen haben wird, machte Klingbeil unmissverständlich klar. „Wir werden den Menschen auch etwas abverlangen müssen“, sagte er. Auf die Nachfrage von Markus Lanz, was das konkret bedeute, folgte der Satz, der vielen Zuschauern im Gedächtnis blieb: „Jeder wird spüren, dass wir sparen.“ Einschnitte in Milliardenhöhe ließen sich nicht unbemerkt durchsetzen. Wer glaube, man könne bis 2028 rund 60 Milliarden Euro einsparen, ohne dass es jemand merke, täusche sich.

Was das genau bedeutet, ließ er offen. Auch zu möglichen Steuererhöhungen wollte er sich nicht festlegen. Lanz hakte nach, fragte nach Perspektiven und nach den Menschen in klassischen SPD-Regionen, die sich zunehmend alleingelassen fühlen. Klingbeil verwies auf seine kurze Amtszeit und auf Reformen, die Zeit bräuchten.
Selenskyj zeigt sich erschöpft
Besonders bedrückend wurde es dann beim Blick auf die Ukraine. Präsident Wolodymyr Selenskyj wirkte in seinem Gespräch mit Markus Lanz sichtbar erschöpft. Seit Jahren lebt sein Land im Ausnahmezustand. Zu möglichen Wahlen in der Ukraine sagte Selenskyj, er werde sich ihnen nicht verweigern.
Zwischen Kriegsberichten, Haushaltswarnungen und weltpolitischer Unruhe sorgten persönliche Geschichten immerhin für kurze Lichtblicke. Die erst zwölfjährige Studentin Lina Heider berichtete von ihrem außergewöhnlichen Bildungsweg, Basketball-Star Dennis Schröder erinnerte an den emotionalen EM-Triumph der deutschen Nationalmannschaft. Momente, die kurz aufatmen ließen.



