Twitter-Nachfolger

Tschüss X, diese Organisationen kehren Elon Musk den Rücken

Weil Hass und Hetze auf der Plattform blühen, wenden sich immer mehr Vereine und Einrichtungen ab.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk wenden sich viele Nutzer ab. 
Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk wenden sich viele Nutzer ab. AP / Darko Vojinovic

47 Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Gesundheit, Landwirtschaft, Menschenrechte und Soziales stellen ihre Aktivitäten auf der Plattform X ein. Der Grund: Hassrede, Hetze und Falschinformationen, die seit der Übernahmen durch Elon Musk nicht mehr sanktioniert werden. Doch den Ausstieg auf X vollziehen Organisationen wie Changing Cities e.V.Engineers for Future, oder die Plant-for-the-Planet Foundation  nicht stillschwiegend , sondern begleitet von einer sogenannten eXit-Woche, in der die Bündnispartner auf ihren Social-Media-Kanälen über die Gefahren von Hassrede informieren.

Damit setzt das Bündnis „eXit” am von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Tag für die Bekämpfung von Hetze ein Zeichen für eine demokratische und respektvolle Debattenkultur, schreiben die Partner in einer Mitteilung. 

#ByeByeElon: Infos über Hatespeech

Unter dem Hashtag #ByeByeElon werden die Follower in mehreren abschließenden Postings über das Thema Hate Speech informiert. Die Organisationen reagieren mit ihrem Abschied von X auf die Zunahme von gewaltvollen, diskriminierenden und desinformierenden Inhalten seit der Übernahme der Plattform durch Elon Musk im Oktober 2022. Elon Musk selbst setzt Moderation mit Zensur gleich und hat diese daher deutlich zurückgefahren. Unter dem Deckmantel vermeintlicher Meinungsfreiheit werden Konten, die wegen der Verbreitung extremistischer Inhalte bereits gesperrt waren, wieder freigeschaltet.

Auf dem Bildschirm eines Smartphones sieht man die Hashtags Hass und Hetze in einem Twitter-Post. 
Auf dem Bildschirm eines Smartphones sieht man die Hashtags Hass und Hetze in einem Twitter-Post. Fabian Sommer/dpa

Verrohung der Debattenkultur auf Plattform X

„Hass, Hetze, Aufrufe zu Gewalt, Desinformation: Das alles gehört seit der Übernahme durch Elon Musk in immer größerem Umfang zu den alltäglichen Umgangsformen auf X. Zunehmend bestimmen Extremismus und Demokratiefeindlichkeit die dortigen Debatten. Viele dieser Inhalte werden vom Betreiber ignoriert. Dieser Verrohung der Debattenkultur wollen wir uns entgegenstellen. Wir stehen für einen respektvollen, demokratischen Austausch und wertschätzende Kommunikation. Daher sagen wir #ByeByeElon und stellen unsere Aktivitäten auf der Plattform ein.“

Katja Diehl, Bestseller-Autorin, Mobilitätsexpertin und Podcasterin, machte Anfang 2023 selbst Erfahrungen mit Hate Speech auf Twitter. Infolgedessen hat sie ihren Account gelöscht. Diehl kommentiert: „Ich weiß, dass viele gern die ‚Vergiftung‘ von Twitter mit der Figur Elon Musk verbinden. Aber seien wir doch ehrlich: Schon zuvor hat diese Plattform es nicht geschafft, Betroffene von Hate Speech adäquat zu schützen, geschweige denn Täter in ihre Schranken zu verweisen. Diese Tendenz wurde durch Musk dennoch in einer Weise verschärft, die deutlich macht, wie falsch es ist, solche Plattformen in Privatbesitz zu geben. Leider bleibt nur der Exit, denn Twitter, jetzt X, ist zu einer Desinformations- und Hassschleuder geworden. Ich freue mich daher, dass diese Organisationen an diesem symbolischen Tag ein Zeichen setzen.“

Die eXit-Organisationen werden ihre Konten nicht löschen, sondern stilllegen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass ihre Profile gekapert werden. Einige der eXit-Organisationen haben ihre X-Accounts bereits in den vergangenen Monaten stillgelegt oder ihre Aktivität dort bewusst heruntergefahren. Ein Wiedereinstieg wäre für die eXit-Partner nur dann denkbar, sollten sich Moderationspraxis und Debattenkultur auf X wieder an demokratischen Regeln ausrichten.

Dem Bündnis „eXit“ gehören an:

ANU Hessen e.V., Ärzte der Welt, AWO International, B.A.U.M. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, Bergwaldprojekt e.V., Bioland e.V., Bits & Bäume, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE), Changing Cities e.V., Centre for Planetary Health Policy, Das Hunger Projekt e.V., Demeter e.V., Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG), Deutscher Nachhaltigkeitskodex, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), Difäm Weltweit, Don Bosco Mondo e.V., ECPAT Deutschland e.V., EIRENE Internationaler Christlicher Friedensdienst e.V., Engineers for Future, Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e.V., EuroNatur Stiftung, EWS Elektrizitätswerke Schönau, Fairtrade Deutschland e.V., Farmers for Future, FIAN Deutschland e.V., Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit, German Doctors e.V., Germanwatch e.V., Green Planet Energy, Greifswald Moor Centrum, Help – Hilfe zur Selbsthilfe, IJM Deutschland e.V., Kindernothilfe e.V., Klimadelegation e.V., LAG 21 NRW, Naturland e.V., naturstrom, OroVerde – Die Tropenwaldstiftung, Plant-for-the-Planet Foundation, Rat für Nachhaltige Entwicklung, RENN-Netzwerk, Romero Initiative (CIR), SÜDWIND, terre des hommes Deutschland, urgewald e.V., Weltfriedensdienst e.V.