Tanken wird ab Januar 2025 rund drei Cent pro Liter teurer: So lauteten die Schlagzeilen, die viele Autofahrer aufwühlen. Hintergrund ist eine politisch gewollte Anhebung des CO2-Preises für Benzin, Diesel und Heizöl auf 55 Euro je Tonne. Doch was sich an den Tankstellen tatsächlich abspielt, wirft Fragen auf: Haben Ölkonzerne die Preiserhöhung schon längst vollzogen – und wollen jetzt noch einmal zusätzlich absahnen?
Vor den Zapfsäulen staut sich stets der Volkszorn, wenn der Benzinpreis spürbar ansteigt. Drei Cent mehr für eine politisch gewollte CO2-Abgabe – das klingt zunächst ärgerlich, ist aber deutlich weniger als der täglich schwankende Preis, der an den Tankstellen zu bestaunen ist. Allein am Donnerstag, den 2. Januar oszillierte der Preis an Berliner Tankstellen binnen weniger Stunden um 13 Cent.
Spritpreise ziehen bereits seit Wochen an: CO2-Abgabe längst eingepreist?
Aufschlussreicher ist die systematische Marktbeobachtung der Spritpreis-Portale wie clever-tanken.de, die die Durchschnittspreise nicht nur täglich, sondern auch im längeren Verlauf in den Blick nehmen. Zwei Dinge sind auffällig: Am Neujahrsmorgen waren die Preise zunächst sehr teuer gestartet, fast 1,80 Euro für den Liter E10, dann aber im Verlauf des Vormittags auf bis zu 1,66 Euro gefallen – der Preis, der auch am Vortag vielerorts viele Kraftfahrer motivierte, noch einmal günstig zu tanken.

Solche erheblichen Schwankungen des Benzinpreises innerhalb eines Tages ergeben sich aus zahlreichen kleinen Preisanpassungen, bei denen die Kunden schnell den Überblick verlieren: meist tankt man abends günstiger als morgens, wenn viele auf dem Weg zur Arbeit oder vor einer längeren Autobahnfahrt noch schnell den Tank füllen.
Aufschlussreicher als diese tagesaktuellen Schwankungen sind die längerfristigen Trends. Auffällig sind zwei Entwicklungen: seit dem 28. Dezember bis zum Jahreswechsel waren clever-tanken.de zufolge – Zufall oder nicht – um ziemlich genau 3 Cent angestiegen, also genau der Betrag, um den sich der Sprit erst zum Jahreswechsel verteuern sollte.
Steigen die Spritpreise weiter, kommt dies vor allem den Ölkonzernen zugute
Noch interessanter: seit Anfang Dezember war der Durchschnittspreis um rund sechs Cent gestiegen, noch niedriger lag der Preis zuletzt Anfang Oktober – seitdem war der Durchschnittspreis um fast 8 Cent gestiegen. Eine Preiserhöhung von 3 Cent wäre in dieser vorweggenommenen Erhöhung also schon längst eingepreist. Steigen die Preise dennoch weiter, kommt dies vor allem den Ölkonzerne zugute.
Die CO2-Abgabe ist übrigens keine Steuer, sondern eine feste Bepreisung fossiler Brennstoffe, die auch andere EU-Länder vornehmen. Die Einnahmen fließen in Deutschland gezielt in den „Klima- und Transformationsfonds“, aus dem Ausgaben für die Energiewende finanziert werden. Frankreich finanziert durch die Einnahmen den Ausbau erneuerbarer Energien, Österreich Anreize für „klimafreundliches Verhalten“.
Erreichen die Spritpreise bald wieder die kritische 2-Euro-Marke?
Vorgesehen sind jährlich weitere Erhöhungen des CO2-Preises, was nicht nur Autofahrer, sondern auch Hausbesitzer mit Gas- oder Ölheizung, auf die in den kommenden Jahren spürbare Kostensteigerungen zukommen. Beim Spritpreis haben Autofahrer allerdings noch den Preisschock aus dem Jahre 2022 in Erinnerung: Infolge russischer Manipulation der Energiepreise und den Angriffskrieg gegen die Ukraine schoss der Preis für Diesel und Benzin im März 2022 auf deutlich über 2 Euro pro Liter und verharrte das ganze Jahr über auf hohem Niveau.
Im selben Jahr stieg die Nachfrage nach Elektroautos, angetrieben auch durch satte Rabatte, obwohl auch die Strompreise zunächst in die Höhe geschossen waren. Allerdings konnten Besitzer mit Photovoltaik-Anlagen ihren eigenen Strom produzieren und der Krise trotzen. Wenn die Spritpreise nun erneut ansteigen, könnte dies durchaus das Interesse an Elektroautos wiedererwecken – denn die Strompreise, so prognostizieren Energiefachleute, werden für Verbraucher auch dank des Ausbaus erneuerbarer Energien weiter sinken. Daran haben Ölkonzerne freilich wenig Interesse, und so rechnen Marktexperten sogar damit, dass der Preise an den Tankstellen trotz der CO2-Abgabe im Jahre 2025 zunächst eher sinken als steigen werden. ■