Manchmal ist die Debattenkultur in Deutschland nur noch Käse. Wenn einem etwas nicht passt, wird auf den anderen eingeprügelt. Zum Glück meistens verbal. Dieses Mal hat es den Käsehersteller Milram erwischt. Der hat einen veritablen Shitstorm geerntet, weil er für eine Design-Kampagne neue Verpackungen für Schnittkäse entwerfen ließ – und es „wagte“, dass sich auf der Verpackung „Rahmkäse: vollmundig cremig“ ein junger schwarzer Mann und eine weiße Frau verliebt anschauen.
Man kann den Käse nicht mögen, man muss die Verpackung nicht mögen, man muss sie auch nicht kaufen. Doch durch die oft so unsozialen Medien schwappt eine Welle des Hasses. „Deutsche mit gesundem Menschenverstand“ werden dazu aufgerufen, Milram zu boykottieren. AfD-Politiker mischen sich ein, der rechtsextreme Aktivist Martin Sellner schreibt, dass sie nun sogar Käse für ihre antiweiße Propaganda verwenden würden. Wer immer auch „sie“ sind.
Milram: Schwarz-Weiß-Seher sind in Wallung
Bis Ende Oktober sollen die Verpackungen in den Kühlregalen zu finden sein. Zehn verschiedene Designs von drei renommierten Grafikern aus Berlin, Köln und Lissabon. Farbenfrohe, ausgelassene Motive. Beim Picknick, beim Spielen, am Strand. Mit Menschen verschiedener Hautfarben. Divers eben.
Und das bringt die Schwarz-Weiß-Seher in Wallung: „Wenn das so ist, muss ich mir leider einen anderen Lieblingskäse suchen, da ich weiß und naturblond bin und nicht in diese gewünschte Gruppe passe“, schreibt auf X eine Userin, die sich Brynhild nennt. Und übersieht dabei, dass auf zwei Verpackungen („Burländer: herzhaft“, „Nordlicht: sanft und würzig“) auch weiße, naturblonde Frauen zu sehen sind. Ein fassungsloser User fragt dagegen in einem Kommentar: „Die sind jetzt nicht wirklich empört wegen einer Käsepackung???“
Ein Künstler: „Ich verstehe manche Menschen einfach nicht“
Milram und die drei Designer werden im Internet angefeindet. Eine Sprecherin der Firma erklärte dem Magazin Focus: „Die Verpackungen zeigen illustrierte Menschen und stehen für das, was Milram ausmacht: Gemeinschaft und Genuss. Bunt illustriert, vielfältig, modern.“ Sie fügt erklärend hinzu: „Wir stehen für Respekt, Vielfalt und ein wertschätzendes Miteinander – und verurteilen jede Form von Diskriminierung.“