Terror auf Weihnachtsmarkt

Post vom Mörder – Magdeburg-Attentäter schreibt Briefe an seine Opfer

Mitten in der Aufarbeitung erreicht Opfer des Magdeburger Weihnachtsmarkt-Anschlags Post – vom Täter selbst. Die Behörden sind machtlos.

Author - Berliner KURIER
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Mit einem Auto war Taleb A. über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast.
Mit einem Auto war Taleb A. über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast.dpa

Erst mordete er, jetzt verhöhnt er seine Opfer. Taleb A. raste kurz vor Weihnachten mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Sechs Menschen starben, weil der Mann aus Saudi-Arabien töten wollte, hunderte Menschen wurden zum Teil schwerst verletzt. Der Killer sitzt derzeit in Berlin in Untersuchungshaft.

Und von hier aus verhöhnt der Attentäter jetzt seine Opfer, indem er  ihnen Briefe schreibt. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg (Sachsen-Anhalt) bestätigte auf Anfrage, dass Taleb A. fünf Geschädigte angeschrieben habe. Da sich der Attentäter noch in Untersuchungshaft befinde, hätten die Anschreiben nicht zurückgehalten werden können, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.

Die „Magdeburger Volksstimme“ hatte zuvor aus einem der Briefe zitiert. Taleb A. habe das Opfer darin unter anderem um Verzeihung gebeten, gleichzeitig aber auch Äußerungen und Anschuldigungen rund um saudische Asylbewerber gemacht, denen angeblich der Tod drohe.

Es wird vermutet, dass die Adressen der Opfer aus den Ermittlungsunterlagen stammen.

Mehrere Politiker aus Sachsen-Anhalt reagierten empört über die Zustellung der Briefe. Die Generalstaatsanwaltschaft sei in der Pflicht, nicht nur die Ermittlung voranzutreiben, sondern auch den Schutz der Opfer zu berücksichtigen, sagte der justizpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Guido Kosmehl. „Damit ist es auch ihre Aufgabe, alles zu unternehmen, um die Opfer zu schützen und Retraumatisierungen zu verhindern.“

Magdeburg-Attentäter: Seine Briefe wurden nicht zurückgehalten

Wenn es rechtlich schon nicht möglich gewesen wäre, die Briefe zurückzuhalten, hätte die Staatsanwaltschaft vorher den Kontakt mit den Opfern suchen müssen, sagte der Obmann der SPD-Landtagsfraktion im Untersuchungsausschuss zum Anschlag, Rüdiger Erben.

Die Generalstaatsanwaltschaft wies darauf hin, dass die Schreiben in einem separat verschlossenen Umschlag mit einem Begleitschreiben weitergeleitet worden seien, in dem darauf hingewiesen worden sei, dass es den Empfängern freistehe, von dem Schreiben Kenntnis zu nehmen.

In Magdeburg wird derzeit aufgrund der Vielzahl der Betroffenen ein provisorischer Gerichtssaal gebaut, in dem der Prozess gegen den Mann aus Saudi-Arabien starten soll.