Plötzlich liegt Saatgut im Briefkasten – und niemand weiß, woher es kommt. Immer öfter landen die unbestellten Päckchen mit Pflanzensamen bei Mietern in ganz Deutschland im Briefkasten. Was steckt hinter der Masche und warum sollten Empfänger das Saatgut sofort wegwerfen?
„Im ersten Moment mag so ein Tütchen harmlos wirken: Auch wenn man es nicht bestellt hat, freut man sich über die Gratis-Probe und erwägt vielleicht die Aussaat im heimischen Garten“, sagt Dr. Bernhard C. Schäfer vom Julius-Kühn-Institut. Aber genau davor warnt der Experte vom Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt)!
Meist stammen die Pflanzensamen aus China und bergen große Gefahren für Gesundheit und die heimische Pflanzenwelt! „Denn es kann sich dabei um invasive Arten handeln, die sich unkontrolliert ausbreiten und heimische Pflanzen verdrängen.“ Das Saatgut könne auch von Krankheiten und Schädlingen befallen sein.
Pflanzensamen nicht in die Biotonne werfen
Deshalb wird Empfängern dringend geraten, unbestellte Samen nicht auszusäen, sondern wegzuwerfen. Und zwar in den Hausmüll – nicht in den Kompost oder in die Biotonne. Denn dort könnten sich die Pflanzen trotzdem entwickeln.
Wegen der Gefahr, invasive Arten einzuschleppen, sei es generell nicht empfehlenswert, Saatgut etwa aus China zu kaufen, selbst wenn alle Papiere korrekt sind. „Tatsächlich raten wir davon ab, Saatgut im Internet zu bestellen aus Nicht-EU-Ländern“, betont das JKI.

Doch was steckt hinter der Masche, unbestellte Pflanzensamen zu verschicken? Am Flughafen Frankfurt wurden in diesem Jahr bei Kontrollen der Pflanzengesundheitsinspektion bis Anfang Juni schon etwa 65.000 Sendungen mit Saatgut aus China ohne notwendige Papiere entdeckt. Das zuständige Regierungspräsidium Gießen zählte 2020 mehr als 126.000 solcher Sendungen – allerdings im Gesamtjahr.
Oft waren die Päckchen falsch deklariert, etwa als „Ohrschmuck“ oder „Grußkarten“. Weil Pflanzengesundheitszeugnisse fehlten, wurden die Päckchen zurückgeschickt. Hessen ist von der Masche besonders betroffen, weil sich am Flughafen Frankfurt das DHL-Postzentrum befindet.
Warum werden Pflanzensamen verschickt?
Die Absicht hinter der unerwünschten Post ist nicht eindeutig geklärt. Experten gehen von sogenannter Brushing Scam aus. Täter ergattern dabei die Adressen und Zugangsdaten von ahnungslosen Käufern, schicken ihnen das Päckchen zu und schreiben sich selbst eine positive Bewertung im Online-Shop, um reguläre Käufer zu ködern.