Heftiger Regen, starke Windböen und Hagelschauer: Ein schweres Unwetter ist am Mittwochvormittag über Berlin und Brandenburg gefegt. Ein fernes Grollen hatte zunächst für alle Einwohner das Unwetter angekündigt. Auch der KURIER hatte Gewitter und Sturmböen vorhergesagt.
Der Morgen war noch heiß und schwül, dann türmten sich die Wolken auf und ein kräftiger Wind gab einen Vorgeschmack auf das, was kurz darauf über Berlin zog.
Apokalyptische Szenen während Unwetter in Berlin
Es wurde so dunkel, wie zur Abenddämmerung. Und dann öffnete sich der Himmel, Platzregen stürzte herab, Blitze zuckten überall. Lauter Donner kündete von der Nähe des Gewitters. Es goss in Strömen, Sturmböen wirbelten Plakate und Müll durch die Luft. Die Straßen verwandelten sich in ein Chaos, Menschen suchten Schutz in Cafés, Geschäften und Treppenaufgängen. Autos kämpfen sich durch überflutete Straßen, die Kanalisation schien kurz vorm Kollaps.
„Das Unwetter zog schnell, aber heftig über Berlin“, sagte ein Feuerwehrsprecher dem KURIER. Bis 12 Uhr gab es bereits mehr als zwanzig Einsätze für die Rettungskräfte. Es laufen noch Dutzende weitere. „Zum Glück gibt es bisher keine Verletzten“, berichtete der Sprecher. Vor allem Keller seien vollgelaufen. Die Berliner Feuerwehr hatte bereits zuvor die freiwilligen Feuerwehren alarmiert, auch dadurch lief es in der Stadt wohl glimpflicher ab.
Hagelkörner zentimeterdick, Internet fällt aus
Auch KURIER-Mitarbeiter waren von den Sturm betroffen: „Hier hat irgendwo der Blitz eingeschlagen. Hab zurzeit keine Internetverbindung,“ schrieb ein Kollege.
Der nächste antwortete: „Ich hab Hagelkörner Größe 0,5 - 0,8. Wer bietet mehr?“ Die Stimmung schien ein wenig angespannt. Die Geräusche der Stadt wurden vom Tosen des Unwetters übertönt. Überall waren Sirenen zu hören. Zwischenzeitlich war aus einigen Winkeln der Stadt auch der Fernsehturm nicht mehr zu sehen, zu stark war der Regen.
Die Ankunft der Gewitterlinie in #Berlin-#Marzahn im Zeitraffer. #Unwetter unbedingt vermeiden! https://t.co/fCl9dcSHpS /FA pic.twitter.com/oIsm3YIY89
— Kachelmannwetter (@Kachelmannwettr) July 10, 2024
Eine weitere Kollegin fotografierte den DHL-Paketboten Danny, der durch den Majakowskiring in Niederschönhausen trotz Unwetters Pakete ausliefern wollte. Doch da stand das Wasser mehr als kniehoch.

Starkes Unwetter macht Berlin und Brandenburg unsicher!
Nach geraumer Zeit ließ der Regen langsam nach. Der KURIER machte eine kleine Tour in Kreuzberg. Viele wurden vom Regen überrascht. Triefend nass standen Menschen der Hauptstadt unter Bäumen, Bushaltestellen und Caféeingängen, guckten ihre Rucksäcke durch: Hat etwas Schaden genommen? Eine Kreuzberger Frau nutze ihre Einkaufstüte als Regenschirm, sie sah wohl kaum etwas. Andere reparierten ihre Regenschirme. Haare wurden ausgewrungen und die Stimmung schien erleichtert, dass der Regen nun nachgelassen hat. Berlin atmet auf, aber die Spuren sind überall: abgerissene Äste, umgestürzte Fahrräder, verstreuter Müll.

Unwetter in Berlin – so erlebten es die Berliner!
Auch in den sozialen Netzwerken teilen Berliner ihre Erlebnisse: Überschwemmte Straßen, rennende Menschen... ja, das Unwetter hat sich überall bemerkbar gemacht! „Zahlreiche Straßen wegen stehendem Wasser gesperrt“ schreibt ein User aus Lichtenberg auf X. Ein anderer filmte das aufziehende Gewitter mit einem Zeitraffer – das Video ist atemberaubend. Ein dritter User filmt einen Gullideckel, der den Wassermassen nicht mehr gerecht wird, und unaufhaltsam Wasser der Kanalisation auf die Straßen spuckt. Noch einer schreibt: Und plötzlich lebst du an einem Fluss über die vorbeifließenden Wassermassen auf der Straße.
Und plötzlich lebst Du an einem Fluss. #unwetter #berlin #thenewnormal pic.twitter.com/cUAYdGW4jy
— Thorsten Denkler (@thodenk) July 10, 2024
Auch wenn das Unwetter fürs Erste vorbeigezogen ist, bleibt es weiterhin ungemütlich. Der Sommer war nur kurz zu spüren, im Laufe der Tage werden wahrscheinlich weitere Gewitter in Berlin und Brandenburg aufziehen. Das Wetter bleibt wechselhaft, obwohl es sommerlich warm ist.
Die Berliner scheinen es dennoch gelassen zu nehmen: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung,“ sagt ein Passant dem KURIER.
Ein Kreuzberger nutzte die Wassermassen, um seinen Lieblingsbaum der Straße zu wässern. Mit einer Kehrschaufel schaufelte er Liter für Liter von der Straße ins Wurzelbett. So geht das Leben in der Hauptstadt weiter – bis zum nächsten Unwetter.
Der Wind treibt den Regen vor sich her #Berlin #Wetter #Gewitter #Unwetter pic.twitter.com/9cCnzgstMS
— HSME, die zornige kleine Elfe (@krissi_ed) July 10, 2024
Wasserschaden im Magazin der Zentral- und Landesbibliothek - Hunderttausend Bücher akut gefährdet
Am Abend dann die Nachricht, dass im Magazin der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) Regenwasser eingedrungen ist. In einem Instagram-Beitrag der Bibliothek ist zu sehen, wie Mitarbeiter eine Kette bilden und das Wasser mit Eimern aus dem Gebäude befördern. ZLB-Betriebsdirektor Jonas Fansa sagte in einem Beitrag des Senders rbb: „Hier stehen Hunderttausende von teilweise auch alten Büchern, die akut gefährdet sind.“
Nicht nur das Wasser, das in den Regalgängen stehe, sei problematisch, sondern auch der Anstieg der Luftfeuchtigkeit. „Das wird dazu führen, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Problem mit Schimmel bekommen werden“, so Fansa.
Die ZLB hat zwei Standorte: die Berliner Stadtbibliothek in Mitte, wo der Wasserschaden entstanden ist, und die Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg. Seit Jahren wird ein neues Domizil gesucht, an dem alle Bestände zusammengeführt werden sollen. Die ZLB ist für den Vorschlag von Berlins Kultursenator Joe Chialo, das Gebäude der Galeries Lafayette auf der Friedrichstraße dafür zu nutzen. Das Luxuskaufhaus schließt Ende des Jahres.
Berlin Mitte säuft ab....#Unwetter pic.twitter.com/RJvHvfNzUL
— Radler Dynamo (@dynamo1955) July 10, 2024