Hat der eigene Vater seinen sechsjährigen Sohn Leon ermordet? Eine Frage, die Deutschland seit August 2022 bewegt. Damals wurde Leons Vater Florian A. (39) bewusstlos neben dem leeren Buggy seines Kindes gefunden, der Junge war in einem Fluss ertrunken.
Hat Florian A. seinen Sohn getötet?
Zunächst wurde davon ausgegangen, dass ein unbekannter Täter Leons Vater mit einer Flasche bewusstlos geschlagen und ihm dann Geld und Handy geklaut hat. Leon soll selbstständig aus dem Kinderwagen und dann unbeabsichtigt in einen Fluss in Tirol gestürzt sein. Dann die plötzliche Wende: Leons Vater wurde festgenommen, weil der Verdacht aufkam, dass er den Raubüberfall vorgetäuscht hat und für den Tod seines Sohnes verantwortlich ist.
Weil das Kind an dem Syngap-Syndrom (seltene angeborene Erkrankung) leide, sei vor allem der Vater mit der Betreuung überfordert gewesen, hieß es. Leon schlief nachts sehr schlecht und hatte aggressive Anfälle. Gerade erst hatte ein Kindergarten abgelehnt, Leon bei sich aufzunehmen. Staatsanwalt Joachim Wüstner ist überzeugt davon, dass Florian A. sein Kind getötet hat.
Wenige Tage vor dem Tod seines Kindes soll Florian das Wort „ohnmächtig“ gegoogelt haben. Außerdem soll die Sektflasche, mit der Florian auf den Kopf geschlagen wurde, auf Videoaufnahmen in dem Kinderwagen zu erkennen sein. Vermutet wird also, dass Florian die Flasche mit zum Tatort nahm und sich selbst damit schlug.
Florian A. leugnete, etwas mit dem Todesfall zu tun zu haben und beteuerte beim Gerichtsprozess, der seit dem vergangenen Mittwoch im Gange ist, er sei unschuldig.

Leons Mutter hält zu ihrem Mann
Am Donnerstag sagte Sandra A., die Mutter von Leon, aus. Als die 39-Jährige den Innsbrucker Schwurgerichtssaal betrat, ging sie laut der Bild-Zeitung zunächst auf ihren Mann zu und umarmte ihn. Sie ist immer noch davon überzeugt, dass ihr Mann unschuldig ist. „Ich habe zu 1000 Prozent keinen Zweifel, dass mein Mann niemals so etwas Bestialisches gemacht hat!“, sagte sie weinend vor Gericht. Sandra A. widersprach der Behauptung, sie seien mit der Betreuung überfordert gewesen. „Leon hat eine Wahnsinnsentwicklung hingelegt. Er hatte keine Angst im Dunkeln, keine Angst vor Wasser. Er hat einfach sein Leben gelebt und war bereichernd.“
Dazu, dass die Flasche im Kinderwagen gelegen habe, sagt sie: „Im Ablagefach des Kinderwagens lag all unser Ramsch, er war vor unserem Haus frei zugänglich. Vielleicht haben dankbare Patienten diese Flasche dort deponiert.“ Ihrer Meinung nach haben vor allem die Ermittler keine gute Arbeit gemacht. „Da sind viele Sachen ermittlungsmäßig katastrophal abgelaufen, Sachen wurden aus dem Zusammenhang gerissen.“ Das Urteil wird am 1. August erwartet.■