Die Polizei spricht von 15.000 bis 18.000 Teilnehmern bei der „Revolutionären 1. Mai Demonstration“, die durch Kreuzberg und Neukölln zog! Dann kam die Nacht – und auf Berlins Straßen wurde ausgelassen gefeiert. So chaotisch war die 1. Mai-Nacht dieses Jahr.
Mit einer Verzögerung von 40 Minuten startete die „Revolutionäre 1. Mai-Demonstration“ vom Südstern. Der KURIER war vor Ort – und konnte bezeugen, wie Pyrotechnik auf die Einsatzkräfte geschmissen wurde, vereinzelt seien antisemitische, propalästinensische- sowie polizeifeindliche Parolen herumgebrüllt worden; viele Teilnehmer waren vermummt – und ja, natürlich wurden vereinzelt Teilnehmende festgenommen. Denn bei solchen Gesten steht klar: „…das ist keine freie Meinungsäußerung, es sind Straftaten“, wie GdP-Sprecher Benjamin Jendro betonte. Der Berliner Polizeisprecher Nath meinte, es wurde den Demonstranten viel Raum gegeben.
Also: im Vergleich zu vorjährigen Demonstrationen blieb es friedlich. Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel zog abends im RBB-Fernsehen ein „durchaus positives Fazit“, und stellte fest, dass das Einsatzkonzept aufgegangen sei.
Zwölf verletzte Polizisten am 1. Mai in Berlin
Auch wenn der 1. Mai in Berlin friedlicher als in vielen Vorjahren verlief, will die Gewerkschaft der Polizei aber nicht von komplett friedlich sprechen. Bei der linksextremen Demonstration am Abend des 1. Mai in Berlin sollen nach Mitteilung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) etwa zwölf Polizisten verletzt worden sein.
50 Demonstranten seien wegen Flaschen- und Böllerwürfen von der Polizei festgenommen worden, teilte die GdP mit. Die Zahlen könnten im Laufe des Tages durch Nachmeldungen noch steigen. Auf offizielle Zahlen wird noch gearbeitet. Die GdP betonte, angesichts der verletzten Kollegen und Angriffen auf die Polizei sowie antisemitischen Parolen könne man weiterhin nicht von einem friedlichen 1. Mai sprechen. „Die Entwicklung aber geht in die richtige Richtung.“
Daniela Klette mischt bei 1. Mai-Demo mit!
Vor Beginn des großen Aufzugs verlas eine vermummte Person ein Grußwort der inhaftierten Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette, die im Vorjahr nach jahrelangem Leben im Untergrund in Kreuzberg festgenommen worden war.
In ihrer Botschaft wetterte sie gegen den Kapitalismus, dem „viel Abgründiges“ innewohne. Als Beispiel für ihre These nannte sie Menschenrechtsverletzungen und „Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung“ durch Israel. Klette beklagte auch Militarisierung und Kriegsertüchtigung in Deutschland. Ihr Anwalt hatte vor dem 1. Mai bestätigt, dass ein Grußwort von ihr verlesen werde.
Der #1Mai liegt fast hinter uns – ein langer Einsatztag ist geschafft.
— Polizei Berlin Einsatz (@PolizeiBerlin_E) May 1, 2025
Wir bedanken uns bei unseren Unterstützungskräften der @PolizeiBB, @PolizeiBayern, @polizei_nrw_bo, @Polizei_MV, @polizei_zpd_ni, Polizei Rheinland-Pfalz, @ppeinsatz_bw, @sh_polizei, @polizeisaarland,… pic.twitter.com/ZZkixF8y3t
Schüsse in Berlin-Kreuzberg – nicht weit von der 1. Mai-Demo
Während tausende Demonstrierende am 1. Mai durch Berlins Straßen ziehen, eskaliert die Lage unweit des Geschehens: Am Mehringplatz in Kreuzberg kommt es am Abend zu einem gewalttätigen Zwischenfall. Gegen 20 Uhr wurden Schüsse aus einem fahrenden Auto abgefeuert, zudem soll es eine Messerattacke gegeben haben. Mindestens zwei Menschen wurden verletzt. Der Platz wurde weiträumig abgesperrt.
Unsere Einsatzkräfte wurden am heutigen Abend nach #Kreuzberg alarmiert. Aus einem oder mehreren Fahrzeugen heraus wurden von Tatverdächtigen mehrere Schüsse abgegeben. In der Lindenstraße wurde in diesem Zusammenhang ein verletzter Mann aufgefunden, ein Weiterer in der… pic.twitter.com/1MPOm51ERK
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) May 1, 2025
Viele, meist friedliche Versammlungen in Berlin am 1. Mai
Insgesamt gingen Zehntausende Menschen bei mehreren Dutzend Demonstrationen auf die Straße. Laut Polizei gab es mehr als 60 angezeigte Versammlungen. Die Berliner Einsatzkräfte wurden von Kollegen aus anderen Bundesländern, wie beispielsweise NRW unterstützt, diese seien bis aus dem Saarland angereist, sagte ein Sprecher auf X.
Unter dem Motto „Milei, Musk und Merz zum Mars“ demonstrierten im Stadtteil Grunewald zahlreiche Menschen für mehr soziale Gerechtigkeit und eine Umverteilung von oben nach unten. Die Polizei sprach von 1.800 Teilnehmern, die Veranstalter von mehreren Tausend. Nach Angaben beider Seiten verlief die bunte Aktion zum Mai-Feiertag störungsfrei.

Die Straßen Berlins wurden zur Partymeile
Unabhängig von politischen Botschaften oder Demos strömten bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Berlinerinnen und Berliner in Parks und Freiflächen. Ob nun Treptower Park, Tempelhofer Feld oder Görlitzer Park: Überall war es voll.
Allein im „Görli“ zählte die Polizei 18.000 Menschen, die den arbeitsfreien Tag genossen. Protestiert wurde hier auch, und zwar gegen die Pläne des Senats, den als Kriminalitäts- und Drogenhotspot bekannten Park komplett einzuzäunen und nachts zu schließen. Dazu wurde ein „Rave against the Zaun“ veranstaltet.
Die Partystimmung hielt vielerorts bis in die frühen Morgenstunden an. Auch die Nacht zum zweiten Mai lief verhältnismäßig ruhig ab. Gegen 1.15 Uhr wurden Polizei und Feuerwehr in die Seydelstraße nach Mitte alarmiert. Dort stand ein Porsche in Flammen, es wird von Brandstiftung ausgegangen. Auch wurde in der Kienitzer Straße in Neukölln randaliert – mehrere Autos wurden die Nacht in Mitleidenschaft gezogen. Hinweise darauf, dass die Taten politisch motiviert sein könnten, liegen den bisherigen Ermittlungen zufolge nicht vor.
