„Zu wenig, zu spät“: Noch immer streiten Experten und Virologen über den Umgang von Regierungen mit der Corona-Pandemie. Neuen Zündstoff lieferte eine Studie aus Großbritannien, wonach tausende Menschen heute noch leben könnten, wenn die politische Führung schneller auf das gefährliche Virus reagiert hätte. Was bedeutet das für die Corona-Opfer in Deutschland?
In ihrem Bericht kommt eine Untersuchungskommission zum Umgang mit der Corona-Pandemie in Großbritannien zu einem drastischen Fazit. In der damaligen konservativen Regierung habe Chaos geherrscht, und das Virus sei viel zu spät ernst genommen worden, heißt es in dem mehr als 800 Seiten langen Bericht, in dem die Erkenntnisse der öffentlichen Untersuchung erläutert wurden.
Tausende Todesfälle hätten vermieden werden können
Die Reaktion der damaligen Regierung auf den Beginn der Pandemie im Jahr 2020 sei deutlich zu lasch gewesen. Wäre der Lockdown im März 2020 eine Woche früher verhängt worden, hätte es während der ersten Infektionswelle in England etwa 23.000 Todesfälle weniger gegeben, errechnete die Kommission.
Hinweis dazu: DE hat den 1. Lockdown nur einen Tag vor UK verhängt. Notwendig wurde er aufgrund anfänglicher Fehleinschätzungen von Wieler ("wird sich nicht wesentlich in EU ausbreiten") und @c_Drosten ("zu früh, Alarm zu schlagen" / "Keine Sorge für Normalbürger"). Bei… https://t.co/nJdqmfGDdE
— Alexander Kekulé (@AlexanderKekule) November 21, 2025
Virologe Kekulé forderte schon sehr früh Maßnahmen
Den ersten Lockdown verhängte Großbritannien jedoch nur einen Tag später als Deutschland. Hätte die Bundesregierung also auch tausende Menschenleben retten können, wenn sie schneller gehandelt hätte? Virologe Alexander Kekulé ist da ganz sicher! Auch er beschwert sich auf der Nachrichtenplattform X darüber, dass auf seine Warnungen vor dem Corona-Virus viel zu spät reagiert wurde – und greift dabei auch den Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité scharf an.
„22.1.2020 Kekulé: Einschleppung nach EU nur eine Frage der Zeit, Forderung Grenzkontrollen + Tests“, schreibt Kekulé und erinnert daran, dass er schon im Januar erste Schritte gegen die drohende Pandemie einforderte. Doch damals habe Christian Drosten abgewiegelt: „Es ist zu früh, Alarm zu schlagen“. Am 4. Februar 2020 habe Drosten dann beschwichtigt: „Keine Sorge für Normalbürger.“

Dagegen forderte Kekulé am 10. Februar, Atemwegsinfektionen systematisch auf das Coronavirus zu testen und dann am 28. Februar schon 14 Tage „Corona-Ferien“. Doch beides sei von den Regierungsberatern abgelehnt worden, zieht Kekulé auf X bittere Bilanz. Erst am 22. März begann in Deutschland der erste Lockdown, am 23. März zog Großbritannien nach.
Hat auch Deutschland zu spät auf Corona reagiert?
Alle Regierungen im Vereinigten Königreich hätten es „versäumt, das Ausmaß des Risikos und der Katastrophe“ zu erkennen, sagte die Vorsitzende der Untersuchung, Heather Hallett, der Nachrichtenagentur PA zufolge bei der Vorstellung des Berichts zum Umgang der britischen Regierung mit dem Virus.
Die ersten beiden Lockdowns in Großbritannien hätten laut des Berichts sogar kürzer ausfallen können oder wären gar vermeidbar gewesen, wenn Maßnahmen wie Social Distancing früher eingeführt worden wären.
Drosten verteidigt Corona-Maßnahmen
Hat Deutschland ebenfalls zu lange gewartet? Der gescholtene Virologe Drosten hält dagegen. Mitte November hat der Experte vor dem Corona-Untersuchungsausschuss in Thüringen gerade erst die frühzeitigen Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland verteidigt. Demnach warteten die Briten mit dem Hochfahren der Infektionsschutzmaßnahmen drei Wochen länger als die Deutschen.


