Erzwungenes Geständnis?

Zum Tode verurteilt! Deutscher bittet bei Belarus-Diktator um Gnade

Er gestand Spionage für die Ukraine und wurde in Belarus zum Tode verurteilt. Im Staatsfernsehen flehte er um sein Leben.

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Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko  (Archivbild)
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko (Archivbild)Sputnik Kremlin Pool via AP

Er fleht um sein Leben, denn er soll in Kürze erschossen werden. Ein Deutscher, der in Belarus wegen „Terrorismus“ und „Söldnertums“ zum Tode verurteilt wurde, wurde am Donnerstag im dortigen Fernsehen vorgeführt und bat um seine Begnadigung. Er hoffe sehr, dass der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko ihm verzeihen und ihn begnadigen werde, sagte der Deutsche laut der russischen Nachrichtenagentur Tass im belarussischen Staatsfernsehen. Er sagte zudem, er fühle sich von der Bundesregierung im Stich gelassen.

Ist das Video unter Zwang entstanden?

Der Mann sagte in den Aufnahmen, die unter Zwang entstanden sein könnten, dass er im Oktober vergangenen Jahres vom ukrainischen Geheimdienst SBU beauftragt worden sei, Militärstandorte in Belarus zu fotografieren. Er habe zudem auf dessen Befehl einen Sprengsatz auf einer Eisenbahnstrecke in der Nähe von Minsk platziert. Er bereue zutiefst, was er getan habe und er sei erleichtert, dass es keine Opfer gegeben habe, fuhr der Deutsche fort.

Videos dieser Art von Verurteilten sind keine Seltenheit in Belarus. Menschenrechtsaktivisten zufolge entstehen sie häufig unter Zwang.

Belarus wird seit 1994 von Lukaschenko mit harter Hand regiert. Am Wochenende hieß es aus dem Land, dass es Gespräche mit der Bundesregierung über den Deutschen gebe. Der belarussische Außenamtssprecher Anatoli Glas erklärte, Minsk habe Berlin „konkrete Lösungen“ vorgeschlagen, um die Situation des Deutschen zu ändern.

Der belarussische Menschenrechtsorganisation Wjasna zufolge wurde der Deutsche am 24. Juni von einem Gericht in Minsk zum Tode verurteilt, nachdem er im November 2023 festgenommen worden war. Demnach hängt die Verurteilung mit dem Kastus-Kalinouski-Regiment zusammen. Dieses besteht aus belarussischen Bürgern, die an der Seite der Ukraine gegen die russische Armee kämpfen.

Was tut das Auswärtige Amt?

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es vergangene Woche, dass das Auswärtige Amt und das Konsulat in Minsk den Mann konsularisch betreuen und sich „intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn“ einsetzen würden. Die Todesstrafe sei „eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehnt“.

Einem Profil im Onlinenetzwerk Linkedin zufolge, das laut Wjasna dem Deutschen gehört, arbeitete der Mann für das Deutsche Rote Kreuz. Er sei zuvor außerdem Sicherheitskraft für die US-Botschaft in Berlin gewesen.

Belarus ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch verhängt und vollstreckt wird. Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine wurden zahlreiche Menschen in Russland und Belarus wegen des Vorwurfs festgenommen, ukrainische Agenten oder von Kiew bezahlte Saboteure zu sein. ■