Die Heiler-Bande gaukelte drohendes Unheil vor, machte Angst, zockte dreist ab: Innerhalb von knapp sechs Wochen kassierte die Gruppe um „Wunderheilerin Ksenia“ rund 830.000 Euro.
Ein Bulgare in Berlin auf der Anklagebank: Diyan D. (44). Er soll der Bande sein Bankkonto zur Verfügung gestellt haben. Die Anklage wirft ihm Beihilfe zum bandenmäßigen Betrug vor. Der Taxi-Fahrer ohne Wohnsitz in Deutschland gab sich nun ahnungslos: „Für Stojan, den ich beim Kartenspiel kennengelernt hatte, eröffnete ich in Berlin ein Konto, hatte aber selbst nie Zugriff darauf.“ D. will nichts gewusst haben über die Zahlungen, die zwischen dem 17. März und 26. April 2021 eingingen.
79 Beträge zwischen 1.500 Euro und 36.000 Euro. Erschwindelt laut Anklage durch eine Bande, die über das russischsprachige Fernsehen in Westeuropa angeblich telepathische Fähigkeiten von Wunderheilerin „Ksenia“ und anderen Damen anbot. Die perfide Masche: Anrufern wurde weisgemacht, dass ihnen oder ihrer Familie ein schlimmes Schicksal drohe, sie die Leistungen der Wunderheilerin in Form von Telepathie, Gebeten und Aufstellen von Kerzen in Anspruch nehmen müssten.
Hypnose-Bande vermittelte die Wunderheilerin „Ksenia“
„Ksenia“ sei aus der Ferne in der Lage, drohendes Unheil fernzuhalten. Allerdings sei Geld zu zahlen. In den Fängen von Scharlatanen. Eine Geschäftsfrau (63) aus Hessen im Prozess die erste Zeugin. Sie wird die schlimmen Tage vor inzwischen drei Jahren nicht vergessen. Vera T. (Name geändert): „Sie haben mich irgendwie in Hypnose gebracht, ich bin eigentlich eine starke Frau, ich kann es mir nicht erklären.“ Von zwei „Heilerinnen“ sei sie angerufen worden, bis zu 20 Mal am Tag – „sie machten mir ständig Angst“.
Skrupellose Betrügerinnen, die genau wissen, welche Knöpfe sie drücken müssen. Tatsächlich war der Mann von Vera T. damals krank. Und der Sohn hatte Probleme im Studium. Zudem die Herausforderungen der Corona-Pandemie. Geld sollte sie zahlen, um ihre Lieben zu retten. Vera T.: „Sie sagten, wenn ich es nicht zahle, würde es nicht wirken.“ Alles lief zwar per Telefon. Die Frau: „Ich hatte aber das Gefühl, beobachtet zu werden.“