Prozess-Wende?

Gruppen-Vergewaltigung im Görlitzer Park soll einvernehmlicher Sex gewesen sein

Das zumindest behauptet einer der Angeklagten. Der Mann des angeblichen Opfers soll Geld für Sex geboten haben, heißt es jetzt im Berliner Vergewaltigungs-Prozess.

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Einer der Angeklagten beim Prozess um die mutmaßliche Gruppen-Vergewaltigung in einem Berliner Park.
Einer der Angeklagten beim Prozess um die mutmaßliche Gruppen-Vergewaltigung in einem Berliner Park.Sebastian Gollnow/dpa

Zweifel an der Anklage im Prozess gegen die mutmaßlichen Vergewaltiger vom Görlitzer Park in Berlin: Erst tauchte ein Video auf, nun wurde bekannt: An einen der drei Männer soll das angebliche Opfer eine WhatsApp-Nachricht geschrieben haben.

Sie sollen ein junges Ehepaar aus Georgien, beide 27, zwei Kinder, am 21. Juni gegen fünf Uhr morgens brutal überfallen haben: Osman B. (22), Boubacar B. (23) und Mountaga D. (23). Einer aus Somalia, die beiden anderen aus Guinea. Sie kamen 2016 und 2017 nach Deutschland, Asylanträge wurden abgelehnt, zwei ohne festen Wohnsitz in Berlin, zwei wegen Drogendelikten aufgefallen.

Nur einer sagte nach der Festnahme vor sechs Monaten aus. Was Mountaga D. im Dezember gegenüber dem Haftrichter zu Protokoll gab, wurde nun am zweiten Prozesstag verlesen. D. sagte: „Ich habe mich zu Sex im Gebüsch überreden lassen“. Der Mann habe ihm sogar Geld angeboten, seine Frau habe Sex mit einem schwarzen Mann gewollt.

D. will vor der Begegnung mit dem Paar mit seiner Freundin reichlich Alkohol konsumiert haben. Dann sei er mit dem Rad losgefahren, um Gras im berüchtigten Görli zu kaufen. Komische Geräusche habe er gehört, ein Paar beim Oralverkehr gesehen. Er habe gefragt, ob alles okay ist. Die Frau habe geantwortet: „Ja, ja, alles gut, no problem.“

Einvernehmlicher Oralsex statt Gruppen-Vergewaltigung

Nach dem Sex will sich D. nett verabschiedet haben. D.: „Auf dem Heimweg bemerkte ich, dass meine Geldbörse fehlte.“ Er sei zurück, habe erneut das Paar gesehen, „die Frau hatte Oralverkehr mit einem anderen dunklen Mann im Beisein ihres Mannes“, behauptete D. Weil er die Szene komisch fand, habe er gefilmt. Die Frau habe ihm noch eine kurze Nachricht geschickt, „wir wollten Telefonnummern tauschen“.

Ein Sieben-Sekunden-Film. Erst Ende Oktober soll D. in der Haft davon berichtet haben. Der Verteidiger: „Ich habe mir das Handy von der Justizvollzugsanstalt aushändigen lassen. Warum es von den Ermittlern nicht sichergestellt und ausgewertet worden ist, kann ich nicht sagen.“ Nach seinem Eindruck liefen die Ermittlungen „nicht so wahnsinnig sorgfältig“.

Laut Staatsanwalt sollen die Angeklagten zunächst auf Oleg T. eingeschlagen und ihn beraubt haben. Dann seien sie auf Esmer T. losgegangen. Kurz vor Prozessbeginn war das Video aufgetaucht. Die Verteidiger sehen damit „eine Wende.“ Fortsetzung: Donnerstag. ■