Berlin im Schockzustand

Palliativarzt unter Mordverdacht – keine weiteren Exhumierungen geplant

Der mutmaßliche Killer-Arzt sitzt in Untersuchungshaft. Er soll vier alte Damen in Berlin umgebracht haben. Sein Motiv ist immer noch unklar.

Teilen
Der festgenommene Arzt soll vier alte Damen in Berlin getötet haben (Symbolfoto).
Der festgenommene Arzt soll vier alte Damen in Berlin getötet haben (Symbolfoto).Westend61/imago

Es ist ein Kriminalfall, der Berlin erschütterte: Ein 39-jähriger Palliativarzt steht im Verdacht, vier seiner Patientinnen getötet zu haben. Doch jetzt der nächste Knall: Laut Berliner Staatsanwaltschaft sind vorerst keine weiteren Exhumierungen geplant. Bislang wurden nur die sterblichen Überreste einer der betroffenen Frauen geborgen und untersucht. Nun sollen gerichtsmedizinische Untersuchungen klären, woran die Frauen wirklich gestorben sind. Doch die Staatsanwaltschaft hält sich bedeckt und gibt wegen der laufenden Ermittlungen kaum Details preis.

Der Arzt sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft, und die Vorwürfe gegen ihn sind schwerwiegend: Totschlag und Brandstiftung. Der Mediziner, der erst seit Jahresbeginn im Palliativteam eines Pflegedienstes arbeitete, soll zwischen dem 11. Juni und 24. Juli vier Frauen im Alter von 72 bis 94 Jahren in deren Wohnungen auf mysteriöse Weise getötet haben. Und das Unfassbare: Um seine Spuren zu verwischen, soll er die Wohnungen anschließend in Brand gesetzt haben.

Die schwer kranken Patientinnen befanden sich laut Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt nicht einmal in einer akuten Sterbephase. Doch warum diese schrecklichen Taten? Ein Raubmord scheint ausgeschlossen, da keine Wertgegenstände aus den Wohnungen verschwunden sind. Auch Hinweise auf eine Tötung auf Verlangen gibt es bislang nicht. Die Ermittler tappen weiter im Dunkeln, während die Frage nach dem Motiv des Arztes offen bleibt.

Killerarzt soll über „Tötungsdelikte an alten Menschen“ geforscht haben

Der Pflegedienst, bei dem der Arzt angestellt war, ist erschüttert: „Wir können Ihnen sagen, dass der gesamte Sachverhalt für uns unbegreiflich ist und wir zutiefst erschüttert sind“, zitiert ihn die „Abendschau“ des RBB. Jetzt sei die vollständige Aufklärung der Vorfälle oberstes Gebot, und man arbeite eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen. Der Mediziner war ins Visier der Ermittler geraten, nachdem die Polizei zunächst wegen Brandstiftung mit Todesfolge ermittelte und Hinweise des Pflegedienstes den Verdacht auf den Arzt lenkten.

Am 24. Juli löschte die Berliner Feuerwehr in der Neuen Krugallee im Plänterwald und fand dort die Leiche einer 72-Jährigen. Wurde auch sie ein Opfer des Killerarztes?
Am 24. Juli löschte die Berliner Feuerwehr in der Neuen Krugallee im Plänterwald und fand dort die Leiche einer 72-Jährigen. Wurde auch sie ein Opfer des Killerarztes?Berliner Feuerwehr

Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft auch die Akten weiterer Patienten, die von dem verdächtigen Arzt betreut wurden. Ob dabei noch weitere düstere Fälle ans Licht kommen, bleibt abzuwarten. Der Arzt soll vor seiner Berliner Tätigkeit auch in Kliniken und Praxen in Nordrhein-Westfalen und Hessen gearbeitet haben.

Ein schauriges Detail aus dem Leben des verdächtigen Palliativarztes kam schnell ans Licht: Laut „Bild“ schrieb der Mediziner seine Doktorarbeit ausgerechnet über Tötungsdelikte – in Frankfurt am Main. Besonders verstörend: In einem Teil seiner Dissertation soll es um „Tötungsdelikte an alten Menschen“ gegangen sein. Klingt wie ein gruseliges Skript für eine ebenso gruselige Netflix-Serie. ■