Täter und Opfer polizeibekannt

Messermord in der U-Bahn: Familie und Freunde trauern um „Bobby“

Ein Messer, drei Stiche, eine zerstörte Familie: In Berlin endet das Leben eines jungen Vaters auf brutale Weise – zurück bleiben Schock, Wut und Trauer.

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Blumen und Kerzen für den getöteten „Bobby“.
Blumen und Kerzen für den getöteten „Bobby“.Markus Wächter

Tiefe Stille am Sophie-Charlotte-Platz in Berlin-Charlottenburg. Am Nachmittag wurde dort getrauert. Mehr als 60 Menschen versammelten sich an der Stelle, wo am Samstag ein Leben blutig endete: Steve H., von Freunden nur liebevoll „Bobby“ genannt, wurde Opfer eines tödlichen Messerangriffs.

An der videoüberwachten Ecke des Bahnsteigs legten sie Blumen nieder, zündeten Grabkerzen an, stellten Fotos auf. Viele umarmten sich laut Bild-Zeitung, schwiegen und weinten. Sie alle trauern um den Mann, der laut Polizei von einem 43-jährigen Syrer nach einem Streit erstochen wurde.

Steve H. war in Marzahn aufgewachsen, lebte zuletzt im Bezirk Steglitz. Er arbeitete als Personal-Trainer in einem Charlottenburger Fitnessstudio, war ein durchtrainierter Typ mit ehrgeizigen Plänen. Mit Freundin Gina hatte er einen kleinen Sohn und einen Mini-Bullterrier. Ein Freund sagte zu Bild, dass seine Kindheit nicht leicht war. Aber er habe große Träume gehabt. Am 5. Mai wollte er mit seiner Familie seinen Geburtstag in Thailand feiern.

Gina ließ mitteilen: „Er war der schönste, liebste und loyalste Mensch auf dieser Welt. Wie positiv und wundervoll er war. Der beste Mann und Vater, den man sich je hätte wünschen können. Das Beste, das mir je passieren konnte.“

Rückblick: Gegen 16.15 Uhr am Samstag betreten Steve H. und zwei Männer die U12 am U-Bahnhof Kaiserdamm. Nur wenige Augenblicke später eskaliert ein Streit – aus bislang ungeklärtem Grund. Einer der Männer, Shadi A. (43), greift plötzlich zum Messer. Drei Mal sticht er zu. Ein Stich trifft das Herz von Steve H.

An dieser Stelle wurde der Messerstecher von einem Polizeibeamten angeschossen.
An dieser Stelle wurde der Messerstecher von einem Polizeibeamten angeschossen.Morris Pudwell

Schwer verletzt schleppt sich der 36-Jährige noch zur nächsten Station – Sophie-Charlotte-Platz. Dort bricht er zusammen. Die Rettungskräfte können nichts mehr für ihn tun.

Beide Toten sind nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft justizbekannt

Der mutmaßliche Täter flieht zunächst Richtung Schloßstraße. An der Ecke Knobelsdorffstraße wird er von zwei Polizisten entdeckt. Als sie ihr Auto verlassen, geht er mit dem Messer auf sie los. Sie schießen: vier Kugeln treffen den Messer-Mann in den Oberschenkel, Rumpf und Hals. Trotz Notoperation stirbt er wenig später in der Klinik.

Laut Staatsanwaltschaft besaß Shadi A. eine Aufenthaltserlaubnis bis Oktober 2025. Seit 2016 galt er als anerkannter Flüchtling, sein Schutzstatus wurde regelmäßig überprüft. Er durfte aus „humanitären Gründen“ in Deutschland bleiben.

Die Berliner Staatsanwaltschadt schreibt: „Beide Toten sind nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft polizei- und justizbekannt. Sie sind demnach jeweils mehrfach mit Körperverletzungsdelikten, Widerständen gegen und tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamte sowie Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz in Erscheinung getreten.“

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