Mordversuch aus Rache

Justiz sicher: Er warf eine Handgranate auf seine Ex-Frau

Die Ehe war längst gescheitert, da soll der Mann ihr und seinem Nebenbuhler mit einer Handgranate aufgelauert haben. Es sagte vor Gericht, es sei Notwehr gewesen.

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Der mutmaßliche Handgranaten-Werfer sitzt seit Dienstag in Berlin vor Gericht.
Der mutmaßliche Handgranaten-Werfer sitzt seit Dienstag in Berlin vor Gericht.Pressefoto Wagner

Reiste er 1500 Kilometer weit von Serbien per Bus nach Berlin, um sich mit einer Handgranate an seiner Ex zur rächen? Wegen Mordversuchs steht Mirsad O. (61) nun vor Gericht. Und fühlt sich als Opfer.

Explosives Ende einer längst gescheiterten Ehe: Am 24. März gegen 23.21 Uhr kamen Almasa O. (42), ihr neuer Lebensgefährte und eine Bekannte (48) völlig arglos von einem Restaurantbesuch. Als sie vor dem Wohnhaus der Frau in der Pankower Allee (Berlin-Reinickendorf) ankamen, soll Mirsad O. eine Handgranate geworfen haben.

Der Nebenbuhler und die Bekannte durch Granatsplitter verletzt. Seine Ex-Frau allerdings nicht. Da soll er ein Messer gezogen, erst auf den bereits am Boden liegenden Rivalen eingestochen haben, dann auf seine Ex. Die Anklage: „Als sie fliehen wollte, setzte er ihr nach.“

An der Eingangstür zum Wohnhaus habe er sie eingeholt, mehrmals zugestochen – bis einer der beiden gemeinsamen Söhne eingegriffen und seine Mutter vom Vater weggezogen habe. Der Nebenbuhler konnte nur durch eine Not-OP gerettet werden.

Sein Motiv laut Anklage: „Aus Rache und aus Kränkung über die von der Frau ausgegangenen Scheidung im Mai 2022 sowie aus Eifersucht auf die neue Beziehung wollte er seinen Plan umsetzen, seine Ex-Frau und deren neuen Freund zu töten.“

Plötzlich wird aus der Handgranate ein Feuerwerkskörper

Von einem dreifachen versuchten Mord – heimtückisch, aus niedrigen Beweggründen und mit gemeingefährlichen Mitteln begangen – geht die Anklage im Fall der Handgranate aus. Zudem geht es um zwei Mordversuche mit dem Messer sowie um Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion.

Mirsad O. wurde kurz nach dem Geschehen in einer Kleingartenanlage in der Nähe des Tatortes festgenommen. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Seine Ex und der Rivale sind als Nebenkläger am Prozess beteiligt.

Seine Version geht in Richtung Notwehr. Er habe nur reden wollen – „weil sie 20.000 Euro genommen hat, die wollte ich zurückfordern“. Und auch Nebenbuhler H., der ein alter Bekannter aus der Heimat sei, habe ihm 6000 Euro geschuldet – „habe ich ihm geliehen, für eine Heirat“.

Erst habe er in einer Bar tief ins Whisky-Glas gesehen, dann vor dem Haus gewartet. Als seine Ex und H. kamen, habe dieser „etwas geworfen, wie ein Feuerwerkskörper, ich nahm es auf und warf es zurück“. Dort sei das Teil explodiert.

Handgranaten-Werfer soll auch zugestochen haben

Dann sei es zu einer Rangelei gekommen – „ein Messer lag auf dem Boden“. Was damit geschah, wisse er allerdings nicht mehr. Er habe sich gewehrt, geschlagen, an mehr erinnere er sich nicht - „viel getrunken an dem Tag“. 200 Euro habe er in der Bar bezahlen müssen.

Von Scheinehen war in der Aussage von O. die Rede – ein Verteidiger verlangte „zu prüfen, wer da mit wem verheiratet ist“. O. behauptete, der Rivale habe schon vor dem Geschehen „mit allen Mitteln versucht, meine Einreise nach Deutschland zu verhindern“. Wegen des Geldes.

Und Mirsad O. beteuerte: „Ich hatte nicht die Absicht, sie umzubringen – zumal sie die Mutter meiner beiden Kinder ist.“ Fortsetzung: Donnerstag.