Louisa (11) und ihre Mutter wollten Geschenke besorgen. Ein Nachmittag, der schrecklich endete: Ein Autofahrer bretterte bei Rot über eine Ampel, fuhr Louisa tot. Er bekam nun Bewährung.
Ein Unternehmer aus Brandenburg auf der Anklagebank: Jürgen H. (61). Vater und Großvater, ein Mann mit „bescheidenem Wohlstand“, wie er sagt. Und: „Was passiert ist, tut mir in der Seele weh, ich bitte um Entschuldigung.“ Neun Monate Haft auf Bewährung verhängte der Richter – „schuldig der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Gefährdung des Straßenverkehrs“. Zudem erging eine Führerscheinsperre von weiteren sechs Monaten.
Ein Urteil, das Louisas Vater nicht akzeptieren will: „Die Strafe ist viel zu gering. Wenn wir solche Signale in die Gesellschaft senden, dann hält sich niemand mehr an rote Ampeln.“ Er kündigte Rechtsmittel gegen das Urteil an. Die Anwältin von Julian Herwig (34) sieht Mordmerkmale, forderte einen Prozess vor dem Landgericht.
Der Autofahrer bekam neun Monate auf Bewährung. Louisas Vater findet die Strafe viel zu gering
Seit dem Unfall ist der Todesfahrer ohne Führerschein. Sein Verteidiger schon zu Prozessbeginn: „Er hofft auf eine Geldstrafe und hätte gern den Führerschein zurück.“ Die Eltern von Louisa als Nebenkläger. Trauer und Schmerz stehen ihnen ins Gesicht geschrieben. Der Vater am Rande des Prozesses: „Wir müssen weitermachen, funktionieren.“

Louisa, die ihr Leben vor sich hatte, die gerade ans Gymnasium gewechselt war, die gern las und malte, die Pferde mochte, die so viele Träume hatte. Bis kurz vor Ostern 2022. Am 12. April 2022 gegen 17 Uhr wollten Mutter und Tochter die Landsberger Allee in Marzahn überqueren. An einer Fußgängerfurt achteten sie auf die Ampel. Grün für Fußgänger. Der tödliche Unfall vor den Augen der Mutter (35): „Louisa war schneller als ich. Dann ein Auto von rechts. Ich dachte noch: Es wird abrupt bremsen.“
Die Ampel stand für H. am Steuer eines Audi A5 bereits mindestens 23 Sekunden auf Rot. Doch der Mann, der mit etwa Tempo 65 viel zu schnell unterwegs war, bremste nicht. Er ignorierte die Ampel. Die Mutter nun unter Tränen: „Ich konnte meine Tochter nicht mehr warnen. Im nächsten Moment sehe ich, wie sie meterweit durch die Luft flog.“

Das Mädchen lag bewusstlos auf der Straße. Die Mutter lief hin, auch H. stoppte und kam. Er habe das Mädchen nicht gesehen, beteuerte er. Ärzte kämpften um Louisas Leben. Doch zu schwer waren die Kopfverletzungen. Sie starb vier Tage nach dem Unfall. Der Verteidiger von H. verlas nun ein Geständnis: „Ich erwarte und verdiene eine Strafe.“
Der Todesfahrer will „subjektiv“ von einer grünen Ampel ausgegangen sein – „vor meinem geistigen Auge sah ich die Ampel auf Grün umschalten“. Dass er bei Rot gefahren sein könnte, habe er zunächst für sich „absolut ausgeschlossen“. Wie es zu dem Fehler kam, könne er sich bis heute nicht erklären.
Und der gelernte Elektriker jammerte: Der Vater von Louisa habe ihn zu Hause aufgesucht, mit bohrenden Fragen bombardiert. Die Anwältin des Mannes habe erklärt, von einem versuchten Mord sei auszugehen. Psychische Probleme auch beim Todesfahrer: „Seit dem Unfall kann ich nicht mehr Vollzeit arbeiten, habe mein Gehalt entsprechend verringert.“