Demenzkranken ausgenommen

Geldgierige Altenpflegerin muss für fünf Jahre ins Gefängnis

Knapp 156.000 Euro habe Agata F. abgezockt, so der Richter: Sie schaffte Vertrauen und Abhängigkeiten, um an das Vermögen des Opfers zu kommen.

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Altenpflegerin Agata F. (46) wurde jetzt in Berlin verurteilt.
Altenpflegerin Agata F. (46) wurde jetzt in Berlin verurteilt.Pressefoto Wagner

Erst Handschellen statt Eheringe, nun gab es Knast für die verhinderte Braut: Altenpflegerin Agata F. (47) plünderte aus Sicht des Berliner Landgerichts das Konto eines an Demenz erkrankten Witwers (79).

Fünf Jahre und drei Monate Haft. Schuldig des Computerbetrugs in 93 Fällen. Knapp 156.000 Euro habe Agata F. abgezockt. Der Richter: „Sie schaffte Vertrauen und Abhängigkeiten, um an das Vermögen des Mannes zu kommen.“ Er leide seit Längerem an Demenz, sie als erfahrene Altenpflegerin habe das auch erkannt. Sogar Sex-Partys soll es gegeben haben, um den Pensionär um den Finger zu wickeln.

Agata F. hatte zunächst die Gattin des einstigen Staatsanwalts gepflegt. Nur einen Tag nach dem Tod der Frau am 5. Dezember 2021 ging sie an Konten des Witwers, hob immer wieder Geld ab, meistens gleich 1000 Euro, dazu Überweisungen, Einkäufe. Der Richter: „Ohne sein Einverständnis.“ Der erkrankte Mann sei höchstens „partiell geschäftsfähig“ gewesen.

Der Jurist aus Wilmersdorf, der jahrzehntelang in Berlin Kriminelle jagte, und seine Frau hatten bescheiden gelebt. Der Richter: „Sparsam und zurückgezogen. Die erfolgten Abhebungen stehen im krassen Widerspruch zu seiner Lebensweise.“ Die Pflegerin habe auf seine Kosten „gut gelebt“.

Die geldgierige Altenpflegerin hatte sogar Sex-Partys organisiert

Ihre Version zum Witwer: „Wir waren verlobt, wollten heiraten, ich fühlte mich bei ihm so geborgen“. Anders hörte sich das allerdings in einem Telefonat mit ihrem Ex-Geliebten (39) an, das Ermittler mithörten: „Der kriegt keine schönen Dinge, die bleiben für mich.“ Und: „Alles geht nach Plan, man muss nur Geduld haben.“

Bizarr: Es war der Ex-Geliebte, der mit einer Anzeige gegen die Pflegerin das Verfahren ins Rollen brachte, vielleicht aus Eifersucht. Sie habe keine Absicht auf ein Zusammenleben mit dem Witwer, gab der Ex zu Protokoll – „sie wollte Zugriff auf seine Konten“.

Wie ein blonder Engel saß Agata F. auf der Anklagebank, hörte das Urteil mit Unschuldsmiene. Doch die Frau hat so einiges auf dem Kerbholz – 2014 verurteilt zu vier Jahren Haft. Sie hatte als Krankenpflegerin in Ausbildung in Kliniken aus Taschen gerade operierter Rentner die Schlüssel geklaut, ging in die fremden Wohnungen, räumte aus. 15 Opfer laut Urteil.

Altenpflegerin hatte in ihrer Geldgier Hochzeit mit dem Opfer geplant

Die Hochzeit mit dem Witwer stand bevor, als Polizisten am 24. Mai 2023 die Feier platzen ließ: Einen Tag vor dem geplanten Ja-Wort wurde die Pflegerin abgeführt. Ihr Verteidiger: „Die Staatsanwaltschaft meint offenbar, sie habe ihn zur Hochzeit gedrängt. Das trifft nicht zu.“ Es habe ein „wirksames Verlöbnis“ bestanden. Der Anwalt verlangte eine Einstellung des Verfahrens.

Seit 13 Monaten sitzt Agata F. in Untersuchungshaft. Mitangeklagt im Prozess um das Vermögen des Ex-Staatsanwalts waren ihr Sohn (26), ihre Tochter (23) und ihr Ex-Mann (50). Weil sie jeweils an einigen Taten beteiligt gewesen sein sollen, ergingen Geldstrafen von 6300 Euro, 1050 Euro und 1800 Euro. Auch Agata F. soll zahlen: Einziehung von 155.699,19 Euro angeordnet. Ihr Verteidiger kündigte bereits Revision an. ■