Elf Monate nach einem brutalen Raubüberfall in Marienfelde veröffentlicht die Berliner Polizei ein Foto eines der Täter. Das Juweliergeschäft wurde am 11. Januar überfallen, der Inhaber zu Boden gestoßen, gefesselt, Schmuck und Bargeld geraubt. Doch die Suche läuft erst jetzt an – fast ein Jahr später. Vermutlich ist der Täter längst über alle Berge.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fahndungsmaßnahmen in Deutschland absurd spät einsetzen, schreibt die Berliner Zeitung (Bezahlschranke). Zwei Männer, die versucht haben sollen, ein Auto vor der JVA Moabit anzuzünden, wurden erst im November zur Fahndung ausgeschrieben – fast 18 Monate nach der Tat!
Während die Täter ungestört weitermachen konnten, brannte an derselben Stelle in der darauffolgenden Nacht tatsächlich ein Auto.
Hintergrund der späten Fahndungen ist die deutsche Strafprozessordnung. Der Persönlichkeitsschutz hat oberste Priorität, und Fahndungsbilder dürfen nur veröffentlicht werden, wenn alle anderen Ermittlungsansätze ausgeschöpft sind.
Verbrecher haben oft genügend Zeit weiterzumachen
Das Problem dabei ist: Oft dauern Ermittlungen aufgrund überlasteter Behörden viel zu lange. Stapelweise Akten türmen sich bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten, was dazu führt, dass Ermittlungen schlampig oder gar nicht weitergeführt werden.

Dass eine Öffentlichkeitsfahndung durchaus effektiv sein kann, zeigen Beispiele: Im Fall eines Mannes, der im Februar in einem Zug ein Mädchen getreten haben soll, meldete sich ein Zeuge nur einen Tag nach Veröffentlichung der Fahndungsbilder.
Auch zwei Frauen, die in einem Berliner Bus einen fremdenfeindlichen Angriff begangen haben sollen, wurden fast ein Jahr nach der Tat durch eine Öffentlichkeitsfahndung identifiziert. Eine der Täterinnen stellte sich sogar freiwillig.




