Es ist noch nicht vorbei

Ernst Thälmann wieder da! Polizei schnappt dreiste Bronze-Diebe

Nach monatelanger Fahndung sprengt die Polizei ein Hehler-Netzwerk – und findet die gesuchten Kunstwerke wieder. Nun wird nach weiteren Hinweisen gesucht.

Author - Veronika Hohenstein
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Diese beiden Plastiken sind zurück: Der Kopf von Ernst Thälmann und das Kunstwerk „Die Liegende“.
Diese beiden Plastiken sind zurück: Der Kopf von Ernst Thälmann und das Kunstwerk „Die Liegende“.Polizei Berlin

Ein großer Ermittlungserfolg für die Berliner Polizei: Nach monatelanger Fahndung ist es gelungen, ein Netzwerk von Bronze-Dieben und Hehlern zu zerschlagen! „53 Polizeibeamte waren bundesweit im Einsatz“, erklärten die Ermittler, die gestern insgesamt acht Durchsuchungen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durchführten.

Geschnappt! Bronze-Diebe klauten Kunst von Friedhöfen und aus Parks

Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 55-jähriger Berliner, der als mutmaßlicher Kopf der dreisten, aber tüchtigen Bande gilt. Tüchtig in dem Sinne, dass sie überall in Berlin Bronzeplastiken aus Parks und von Friedhöfen klauten! Die Liste der gestohlenen Kunstwerke ist lang: „Leonore“ verschwand vom Friedhof in der Onkel-Tom-Straße, die „Trauernde“ vom Friedhof Wannsee II und das „ruhende Mädchen“ vom Friedhof Reinickendorf. Insgesamt konnten bisher 40 Kunstwerke und 485 Zaunelemente sichergestellt werden.

Der 55-Jährige, der bereits 2018 als Drahtzieher identifiziert wurde, koordinierte laut Polizei nicht nur die Diebstähle, sondern auch die Zwischenlagerung und den Verkauf der gestohlenen Kunstwerke. Dem Berliner wird vorgeworfen, gemeinsam mit Komplizen Bronzeplastiken, Reliefs und andere hochwertige Metallgegenstände systematisch gestohlen und gewinnbringend weiterverkauft zu haben. „Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 169.000 Euro“, so die Ermittler.

Bundesweiter Schlag gegen Bronze-Bande: Polizei sprengt Hehlernetzwerk

Der 55-Jährige wurde am Dienstagnachmittag verhaftet und soll im Laufe des Mittwochs einem Haftrichter vorgeführt werden. „Der Mann steht in dringendem Tatverdacht, sich spätestens im Jahr 2018 mit weiteren Mitbeschuldigten zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben, um in arbeitsteiligem Zusammenwirken Bronzeplastiken, Reliefs, Zaunelemente und andere hochwertige Metallgegenstände zu entwenden und diese gewinnbringend weiterzuveräußern“, so die Polizei.

Immer wieder berichtete der KURIER von dem mystischen Verschwinden der Skulpturen aus dem Stadtbild. Zuletzt schaffte es die Büste von Ernst Thälmann in die Schlagzeilen. Die Polizei leitete eine Fahndung ein. Die Hinweise der Bevölkerung führten die Ermittler nach Bayern, wo die ersten Skulpturen aus Berliner Diebstählen sichergestellt werden konnten. „Die teilweise bis zu 150 Kilogramm schweren Tatobjekte soll der Beschuldigte entweder an Dritte verkauft oder potenziellen Käufern zum Kauf angeboten haben“, heißt es weiter. Neben dem Berliner werden zwei weitere Verdächtige aus Krefeld und Neuenhaus der Hehlerei beschuldigt.

Auch dieses Kunstwerk gehört zum Diebesgut, konnte bisher allerdings nicht identifiziert werden.
Auch dieses Kunstwerk gehört zum Diebesgut, konnte bisher allerdings nicht identifiziert werden.Polizei Berlin
Woher stammt dieses Schmuckstück? Es gehörte zum Diebesgut, bisher wissen die Ermittler allerdings nicht, wohin es gehört.
Woher stammt dieses Schmuckstück? Es gehörte zum Diebesgut, bisher wissen die Ermittler allerdings nicht, wohin es gehört.Polizei Berlin

Viele der betroffenen Skulpturen stehen auf öffentlichen und unbewachten Plätzen – ein einfacher Raub. Die Plastiken bestehen vor allem aus hochwertigen Materialien wie Bronze, dieses lässt sich leicht einschmelzen und als Rohmaterial oder in neuer Form weiterverkaufen. Sind die Figuren einmal eingeschmolzen, ist es fast unmöglich, deren Herkunft auszumachen. Und es ist noch nicht vorbei: Für mehrere Kunstwerke, die die Polizei noch nicht identifizieren konnte, suchen die Ermittler nach Hinweisen.

Zur Identifizierung weiteren mutmaßlichen Diebesguts setzen die Ermittlerinnen und Ermittler auf die Hilfe der Bevölkerung und fragen: Wer kann Angaben zu den aufgefundenen und bislang nicht zugeordneten Stücken machen?