Prozess

Entführt, bedroht, verletzt – Gauner-Trio wollte 65.000 Euro erpressen

Stundenlang war ein Paar in der Gewalt seiner Entführer. Sie drohten ihren Opfern: „Es wird schlimm enden, wenn ihr flieht“.

Author - Berliner KURIER
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Die Angeklagten auf dem Weg ins Gericht.
Die Angeklagten auf dem Weg ins Gericht.KE.

Zweifelhafte Geschäfte, Schulden, eine angebliche Entführung: Vor rund drei Jahren ging eine junge Frau zur Polizei, erstattete Anzeige. Nun steht ein Trio vor Gericht.

Waren Leyla D. und ihr damaliger Freund rund 17 Stunden in der Gewalt des Trios? So hatte sie es bei der Polizei zu Protokoll gegeben. Die Staatsanwaltschaft wirft Bünyamin Y. (24), Aytac E. (25) und Ferhat A. (25) gemeinschaftlichen erpresserischen Menschenraub und Freiheitsberaubung vor. Bei Y. geht es auch um sexuelle Belästigung und gefährliche Körperverletzung.

Sie kamen wegen der Vorwürfe nicht in U-Haft. Vor dem Richter schweigen sie. Die Verteidiger sehen Widersprüche in den Angaben von Leyla D. (25, Name geändert). Ihr damaliger Freund soll nach dem Geschehen über Österreich in die Türkei geflüchtet sein – bis heute hält er sich laut Staatsanwaltschaft verborgen.

Entführungsopfer flieht in die Türkei

Was geschah zwischen am 25. März 2022? Die Anklagte geht davon aus: Leyla D. habe am frühen Morgen einen Anruf bekommen – über das Handy ihres Freundes. Sie sei aufgefordert worden, mit Unterlagen wie Bankkarte und Gehaltsnachweise zu einem Parkplatz an der Grenzallee in Neukölln zu erscheinen. Plan laut Anklage: Ein Darlehen über 65.000 Euro aufnehmen. Die Männer seien davon ausgegangen, dass es mit den Daten der angehenden Justizsekretärin eine Leichtigkeit wäre. Leyla D.: „Ich wurde vom Parkplatz zu einem Café gebracht.“ Einer der Angeklagten habe gefragt: „Weißt du, was dein Freund gemacht hat, warum du jetzt hier bist? Ich kann jetzt alles mit dir machen.“ Er habe sie am Oberschenkel angefasst und versucht, ihren BH zu öffnen.

Der Richter: „Warum gingen Sie überhaupt zum Parkplatz?“ Die Frau: „Aus Angst um meinen damaligen Freund.“ Später sei einer der Angeklagten mit ihrem Ex im Café erschienen – „er hatte ein blaues Auge, Beulen am Kopf und Kratzer, eine Stichwunde am Knie. Wer das getan hatte, sagte er mir nicht“. Und er habe sie beruhigt: „Alles wird gut.“ Ein Kredit scheiterte laut Ermittlungen. Stundenlang soll das Trio mit dem Paar im Auto dann durch die Stadt gefahren sein – „aus unbekannten Gründen fuhren sie diverse Anlaufstellen an“, heißt es in der Anklage. Das Paar sei bedroht worden: „Es wird schlimm enden, wenn ihr flieht.“

Um 23 Uhr seien Leyla D. und ihr Freund an seiner Wohnadresse abgesetzt worden. Die Justizsekretärin: „Es wurde gesagt, er soll das Geld auftreiben.“ Fortsetzung: 12. August. (KE.)