Kolumne „Wir von hier“

RBB-Serie „Raus aufs Land“: Diese Berliner suchen fern der Stadt ihr Glück

Die neue Staffel einer Fernsehdokumentation hat unsere Autorin an januartrüben Tagen aufgemuntert.

Author - Claudia Pietsch
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Nina und Florian sind aus Kreuzberg in ein baufälliges Haus ohne Heizung zwei Autostunden von Berlin entfernt gezogen. Nina erwartet ein Baby – das Haus muss schnell bewohnbar werden.
Nina und Florian sind aus Kreuzberg in ein baufälliges Haus ohne Heizung zwei Autostunden von Berlin entfernt gezogen. Nina erwartet ein Baby – das Haus muss schnell bewohnbar werden.Matthias Neumann/RBB Presse

Regen, Wind und steigende Temperaturen haben dem Schnee den Garaus gemacht. Berlin bleibt januargrau und ungemütlich zurück. Wer sehnt sich da nicht nach Frühling und Sommer, träumt vielleicht gar von einem beschaulichen Leben auf dem Lande. Hinter dem Haus ein Weg zum See, am Feldrain stehen Klatschmohn und Kornblumen und machen gute Laune. Über den Traum vom besseren Leben jenseits der großen Stadt erzählt auch die zweite Staffel der RBB-Reihe „Raus aufs Land“.

Normalerweise gebe ich in dieser Kolumne keine Fernsehtipps, aber diese Reportagen haben es mir angetan und dürften vielen Hauptstädtern gefallen. Vor allem jenen, die des Lebens in Berlin manchmal überdrüssig sind. Lärm und Müll, überfüllte Bahnen oder Nachbarn, die einem die Lust am Leben fast vergällen. Und denen, die unter Platznot in zu kleinen Wohnungen leiden oder erst gar keine finden und sich deshalb fragen: Gibt es da nicht doch noch was Besseres, vielleicht ein entspannteres Leben auf dem weiten platten Land? Glaubt man der Statistik, sind es immer mehr Leute, die es aus den Metropolen in die Provinz zieht.

Ein beschauliches Leben auf dem Land – am besten in der Nähe eines Sees –, davon träumen viele Hauptstädter.
Ein beschauliches Leben auf dem Land – am besten in der Nähe eines Sees –, davon träumen viele Hauptstädter.imagebroker/imago

„Raus aufs Land“ erzählt vom Glück fernab der Hauptstadt

Die RBB-Produktion hat Singles, Familien und solche, die es werden wollen, begleitet bei ihren Umzügen in Gegenden fernab der Hauptstadt. Sie kauften riesige Gehöfte oder kleine Häuschen und haben fast alle nicht mit dem gerechnet, was sie dann erleben. In Treuenbrietzen, Rhinow im Havelland, Tangendorf in der Prignitz oder dem Dorf Letschin im Oderbruch. Man kann den Protagonisten dabei zusehen, wie sie optimistisch an ihren Träumen zimmern, manchmal scheitern oder plötzlich dem Glück ganz nahe sind.

Der eine muss sich plötzlich um das marode Dach einer riesigen Scheune kümmern, andere entdecken einen vermeintlich intakten Fußboden, unter dem sich das Grauen verbirgt. Es kommen Arbeiten auf die Städter zu, deren Bezeichnung sie vorher nicht mal kannten. Beim Zusehen fragt man sich unwillkürlich, könnte ich das auch? Und manchmal geht es in den Filmen auch um die Einsamkeit, vor der man auch auf dem Land nicht gefeit ist. Oder darum, wie lange die Zugezogenen wohl die Neuen im Dorf bleiben.

Ur-Brandenburger in „Raus aufs Land“: Berliner sind „Bouletten“

Zu all dem kommen Kosten, die wohl von fast allen unterschätzt wurden. Genau wie das Maß an Mühsal, die der Traum verlangt. Inklusive aller Rückschläge und dem nicht so einfachen Ankommen in neuen Gemeinschaften. Natürlich gibt es in einer Episode einen Ur-Brandenburger, der etwas brubbelig über die neuen Berliner Nachbarn sagt: „Klar sind dit Bouletten“. Das aber tut dann der Hilfe aus der Nachbarschaft keinen Abbruch.

Florian in „Raus aufs Land“: Ich guck lieber Tomaten bei mir im Garten

Rückgängig machen will offenbar niemand der Begleiteten seinen Umzug in die brandenburgische Provinz. Etwa Florian, der bei einem Besuch in seinem einst geliebten Kreuzberg feststellt: „Nach ein paar Minuten freue ich mich schon, dass ich hier wieder rauskomme. Mir ist es einfach zu viel. ... Ich glaube, ich guck lieber Tomaten bei mir im Garten und atme saubere Luft und hab den frischen Brandenburger Wind.“

Und falls Sie Berlin nicht gleich ganz verlassen wollen – es gibt in der Reihe schöne Bilder aus Brandenburg. Sie machen zumindest Lust auf einen Ausflug aufs Land. Sogar im Januar.

(Am 24. Januar gab es beim RBB ab 20.15 Uhr die erste Episode von „Raus aufs Land“, wer gleich alle sehen will, findet sie in der Mediathek. Dabei sind auch Geschichten vom Hessischen Rundfunk.)

Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt zur Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com  ■