Kolumne „Wir von hier“

Online-Shopping oder Einzelhandel? DARUM können Läden richtig nerven

In Geschäften in der Stadt sieht sich unsere Autorin immer mal wieder vor Herausforderungen.  

Author - Claudia Pietsch
Teilen
Online-Einkaufen oder in den Laden in der Stadt gehen - dabei kann man auch nervende Erfahrungen machen.  
Online-Einkaufen oder in den Laden in der Stadt gehen - dabei kann man auch nervende Erfahrungen machen. Monika Skolimowska/dpa

Wenn ich etwas brauche, gehe ich am liebsten in ein richtiges Geschäft. Unter dem Motto: Hinlaufen, anschauen, vielleicht kaufen.  Nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, greife ich auf Online-Offerten zurück. Unbeirrt dem stationären Einzelhandel und einer belebten Innenstadt den Rücken zu stärken, ist allerdings nicht immer so einfach, wie ich es mir vorstelle.

Gerade habe ich es wieder erlebt. Am Freitag wollte ich für einen lieben Mitmenschen die neue CD der Rolling Stones erwerben. Es war der erste Tag, an dem sie im Handel war - sieht man in Berlin mal von dem exklusiven Verkauf am Vorabend in einem bekannten Kulturkaufhaus ab. Deshalb begab ich mich in einen Medienmarkt, der meine Wünsche schon häufiger erfüllt hat.

Nur eine CD im Geschäft

Ich fragte eine Verkäuferin nach eben jener Platte mit dem Titel „Hackney Diamonds“. „Ach ja“, sagte sie, „davon haben wir eine (!) bekommen. Die habe ich heute aber schon  gesucht und nicht gefunden. Aber wir schauen nochmal.“ Wir gingen zum entsprechenden Regal und weil das offenbar nicht besonders gut sortiert war, zeigte ich ihr ein Foto des CD-Covers auf meinem Handy.

Das Cover des Albums «Hackney Diamonds» der Rolling Stones. Es erschien am Freitag. 
Das Cover des Albums «Hackney Diamonds» der Rolling Stones. Es erschien am Freitag. Universal Music/dpa

Sie suchte emsig nach dem „roten Ding“, fand es aber auch mit meiner Unterstützung leider nicht. „Wir werden wohl noch welche kriegen“, versprach sie sehr zugewandt. Also ließ ich mir von ihr ein Exemplar bestellen. Zu denken, dann hätte ich das ja auch gleich selbst machen können, verbot ich mir. Die immer noch sehr freundliche Verkäuferin versicherte, sie würde mich sofort anrufen, wenn die Scheibe geliefert wird. Damit hatte es sich also erledigt mit der Überraschung am Erscheinungstag.  

Vielleicht sollte ich meine Abneigung gegen das Online-Shoppen doch noch mal überdenken, ging mir anschließend durch den Kopf.  Aber wenn ich die vielen Lieferfahrzeuge in der Stadt sehe, deren Fahrer gestresst und bepackt umherirren, will ich lieber an meiner Geschäfts-Strategie festhalten. Denn ich nehme an, Generationen nach uns werden es kaum glauben, wie wir heute große und kleine Waren unentwegt hin- und herschicken - bis es endlich passt und sitzt.     

„Kaufen Sie es doch gleich im Internet“

Deshalb nehme ich auch Enttäuschungen dieser Art hin: Im Internet hatte ich mir unlängst ein raffiniertes Shirt schön geguckt. Im dazugehörigen Laden in der Stadt war es aber „leider nicht im Lager“. Bevor mir die dortige Verkäuferin ein aufmunterndes „Kaufen Sie es doch gleich im Internet!“ entgegen schmettern konnte, erwarb ich ein anderes. Das konnte ich wenigstens anprobieren.  

Den Apotheker lieber direkt befragen

Auch Online-Apotheken sind mir nicht ganz geheuer. Neben einer Ärztin möchte ich doch immer noch gern einen Apotheker nach Risiken und Nebenwirkungen befragen. Ich vermute, dass diese, meine konservative Haltung ganz im Sinne des etablierten Apothekenwesens ist. Doch es fällt mir schwer, umzudenken. Auch, weil ich manchmal für eine betagte Nachbarin ein Rezept einlösen muss. Jenes Medikament, was ich nun an eben jenem Freitag mitbringen sollte, war leider nicht vorrätig, wie der Apotheker bedauerte. Es käme aber im Laufe des Tages und ein Fahrer würde es der Nachbarin am Abend bringen. Ich lehnte dankend ab und dachte mir: Wenn ich es morgen abhole, kann ich nebenan im Medienmarkt gleich nochmal nach der CD fragen. 

Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com