Nichts als alter Wein in neuen Schläuchen – das hat immer meine Oma gesagt, wenn irgendetwas aus längst vergangenen Zeiten wieder frisch aufgetischt wurde. So ein Gefühl hatte ich neulich, als ich mich durch die Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender klickte. Da wurde tatsächlich ein altes Gesöff neu serviert. Der Haps-Flip, das Schärfste, was einst das DDR-Fernsehen zu bieten hatte. Dank des ZDF könnte das recht gewöhnungsbedürftige Getränk aus dem Osten nun wieder in Mode kommen!
Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber von dem Haps-Flip hatte ich zu DDR-Zeiten nie etwas gehört. Bekannt dagegen war mir die ZDF-Sendereihe, in dem das Gesöff nun wieder als alter Wein in neuen Schläuchen an die Öffentlichkeit gelangte. „Wiedersehen macht Freude“ heißt diese, die es bereits in den 80er-Jahren im Zweiten Deutschen Fernsehen gab, später unter diesem Titel beim MDR mit DDR-TV-Ausschnitten lief und nun wieder bei den Mainzern von „heute show“-Moderator Oliver Welke und Comedian Bastian Pastewka präsentiert wird.
Im ZDF feiert der Haps-Flip aus dem DDR-Fernsehen Wiederauferstehung
Die Herren hatten jetzt in einer Folge den Dresdener Komiker Olaf Schubert zu sich eingeladen, um mit dessen fachkundiger Hilfe auch an die Kuriositäten des Ost-Fernsehens zu erinnern. Und da servierte der Sachse doch tatsächlich den bereits erwähnten Haps-Flip. Als ich dann den Ausschnitt aus dem DDR-Fernsehen dazu sah, war mir auch klar, warum mir dieses Getränk bisher zum Glück erspart blieb.

Der Flip erblickte im Dezember 1983 in der mir ebenfalls bis jetzt völlig unbekannten Ratgebersendung „Haushalts-Allerlei praktisch serviert“ (abgekürzt Haps) das Licht der Welt. Das Gesöff wurde aus 250 Milliliter Milch, einem rohen Ei, einem kleinen Bier, vier Esslöffel Zucker, etwas Pfeffer und zur Krönung mit einer halben Flasche Rotwein („Das gibt den feinen, besonders pikanten Geschmack“, so die Moderatorin) zusammengemixt. Dazu nahm man das Handrührgerät RG 28, das damals gerade auf den DDR-Markt kam.
Ich staune, dass so ein mit Alkohol vollgepumptes Getränk überhaupt zur besten Vorabendsendezeit vom DDR-Fernsehen präsentiert wurde. Etwa weil man die nachfolgende „Aktuelle Kamera“ nur im Suff ertragen konnte? Angesichts des prozentigen Haps-Flips wundert es mich nicht, dass sich bis heute hartnäckig das Gerücht hält, wir hätten damals im Osten nur gesoffen.

Der Haps-Flip: Das Kultgetränk des Ostens hat in den USA seinen Ursprung
In dem ZDF-Neuaufguss der Sendung „Wiedersehen macht Freude“ blieb allerdings unbeantwortet, wer dieses Getränk überhaupt erfunden hat. Waren es etwa die „Haps“-Moderatoren Elke Bendin (eine gelernte Köchin) oder Dr. Bernd Freitag, der ursprünglich ein Anästhesist, sprich Narkosearzt, gewesen sein soll? Meine Recherchen ergaben, dass das Rezept wohl auf einem Heißgetränk namens Flip basierte, das mit viel Zucker, Bier und Rum bis ins 18. Jahrhundert in den USA zusammengebraut wurde. Beim Erhitzen bildete sich eine Art Schaum, was als „flipping“ (zu Deutsch „umwälzen“, „umdrehen“) bezeichnet wurde.
Möglich, dass dank der ZDF-Sendung nun der Haps-Flip von einigen Hobby-Barmixern in diesem Land wieder ausprobiert und zu einem neuen verschärften Party-Getränk wird. Ich werde allerdings angesichts des Inhaltes die Finger davon lassen. Mir wurde schon beim Sehen des Fernsehbeitrages leicht übel. Dazu kommt noch der Anblick der schmerzhaft verzogenen Gesichter der Moderatoren Welke und Pastewka, als sie in der ZDF-Sendung den Haps-Flip probierten. Wiedersehen macht doch nicht immer Freude!