Berliner Kleingartenlokale sind die letzte Bastion, seit die Eckkneipen sterben. Wer schon mal mittwochs in der Bauernstube zum Boulettenabend war, der weiß wovon ich schreibe. Kein Schischi, Hipster nur in Maßen, andächtig schauen sie rüber zu den Alteingesessenen, die mit dem Stammplatz an der Bar. Das Bier ist erschwinglich, es wird berlinert, die die schweigen wollen im Dämmerlicht, dürfen. Hinterm Tresen solcher schützenswerten Orte stehen meist Männer und Frauen, die das Herz am rechten Fleck und immer einen Spruch locker auf der Zunge haben.
Es ist also ein Glücksfall, dass die Bauernstube, von der übrigens keiner genau weiß, wieso sie so heißt, nun an das Team vom Höher's Eck übergeht. Da schlagen zwei Herzen im gleichen Takt. Das passt wie Arsch auf Eimer. Nach fast 20 Jahren Pacht gehen die jetzigen Betreiber Marion und Holger Gerber zum Ende des Jahres in den Ruhestand.

Athina Dürre und ihr Team aus dem Höher's Eck sind zur Stelle, weil ihre Kiezkneipe Höher's Eck in der Gleimstraße wegen Lärmbeschwerden gehen musste. Dass nun das Lokal samt Belegschaft in die Kleingartenanlage Bornholm 1 zieht, ist wie ein Gewinn im Lotto. Hier wie dort gibt es ein unausgesprochenes Gesetz: jeder ist willkommen, wie er ist. Hier können sie noch sein: die Skatrunden, die Laubenpieper, die Ein-Bier-am Abend-Trinker, die Damenrunde mit Sekt am Nachmittag.