Gute Nacht, Tierpark: So schräg schlafen Giraffen, Robben und Flamingos! Hätten Sie DAS gewusst?
Noch bis zum 6. August ist der Park in Friedrichsfelde bis in die Abendstunden geöffnet. Aber: Wie schlafen eigentlich die Tiere, die hier leben? Der Start der großen KURIER-Tier-Kolumne.

Berlin ist die Stadt der Tiere! Hier gibt es unzählige Hunde- und Katzenhalter, verblüffende Wildtiere, eine große Insektenwelt. Jeden Mittwoch darf ich Ihnen deshalb ihre spannenden Geschichten erzählen. Sie werden erstaunliche Vierbeiner kennenlernen, viel über die Natur erfahren. Und Antworten auf Fragen bekommen, die Sie sich noch nie gestellt haben! Zum Beispiel diese hier: Wie schlafen eigentlich Giraffen?
Jedes Tier braucht Schlaf – nur die Schlafdauer ist immer eine andere
Gar nicht, könnte man meinen – oder haben Sie schon einmal eine schlafende Giraffe gesehen, etwa im Zoo? „Grundsätzlich muss jedes Tier schlafen, von der Qualle bis zum Elefanten“, sagt Florian Sicks, im Tierpark in Friedrichsfelde Kurator für Säugetiere. „Für jede Art ist eine bestimmte Schlafdauer genetisch festgelegt. Der Mensch braucht etwa acht Stunden – manche Tiere mehr, manche weniger.“
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Mit Sicks habe ich mich auf einen Spaziergang durch den Tierpark gewagt – ein Vorgeschmack auf das, was im Sommer alle Berliner erleben dürfen. Denn: Noch bis zum 6. August sind Tierpark und Zoo donnerstags und freitags bis 21 Uhr geöffnet! Bis in den Abend können die Tiere beobachtet werden. Auch beim Schlafen?
Dass das bei den Giraffen klappt, ist unwahrscheinlich, sagt Sicks. „Denn sie gehören zu den absoluten Kurzschläfern.“ Im richtigen Tiefschlaf stecken sie nur für etwa 20 Minuten am Tag. Und zwar in der REM-Phase. Das ist die Phase, in der auch wir Menschen träumen. Da entspannt sich die Muskulatur, damit wir das, was wir träumen, nicht ausleben. „Bei der Giraffe würde da der Hals mit dem Kopf auf den Boden knallen. Damit das nicht passiert, haben sie eine besondere Schlafposition“, sagt Sicks. Die Tiere schlingen ihren Hals einmal um sich selbst, legen den Kopf auf dem Rücken ab.

Aber: Warum schlafen die Tiere nur so kurz? „Zum einen sind sie den ganzen Tag mit Fressen beschäftigt. Zum anderen können sie sich viel Schlaf gar nicht leisten, weil sie in freier Wildbahn zu angreifbar sind. Tiere, die unter der Erde leben, haben längere Schlafphasen, denn sie sind besser geschützt“, erklärt Sicks.
Doch der Tierpark-Kurator kann auch andere Schlaf-Geschichten erzählen! Die Menschenaffen bereiten sich etwa auf ihren Schlaf vor, indem sie sich behagliche Nester bauen, sich aus Dingen, die sie finden, sogar Kopfkissen anlegen. „Und zwar jeden Abend neu“, sagt er. Der Ameisenbär – ein Exemplar lebt im Zoo – deckt sich mit dem eigenen Schwanz zu. „Denn diese Tierart hat Probleme, die Körpertemperatur zu halten.“ Flamingos stehen nicht nur auf einem Bein, sie schlafen auch so! Warum? „Wenn sie mit beiden Beinen im Wasser stehen würden, würden sie über die Füße zu viel Körperwärme abgeben und auskühlen.“ Und sie kippen dabei nicht einmal um – das würde ich garantiert nicht schaffen.
Es gibt auch Tiere, die man erst am Abend beobachten kann
Doch es gibt auch andere Beispiele: Auf unserem Spaziergang kommen wir auch am Gehege der Tüpfelhyänen und bei den Waschbären vorbei. Niemand ist zu sehen! Diese Tiere bekommen die Besucher bei den Abendspaziergängen überhaupt erst zu Gesicht, denn: Beide Arten nacktaktiv. „Die Tüpfelhyänen gehen abends und nachts sogar schwimmen, das würde man am Tag niemals sehen“, sagt Sicks.

Zum Schluss erzählt Sicks noch eine Schlaf-Geschichte. Und beantwortet eine Frage, die zumindest ich mir noch NIE gestellt habe: Wie schlafen Meeres-Säugetiere wie Robben, ohne im Wasser zu ertrinken? Na? „Bei ihnen hat sich im Laufe der Evolution der Halbseitenschlaf entwickelt“, sagt er. Das bedeutet: Sie schlafen mit einer Gehirnhälfte, während die andere wach ist und die Atmung steuert. „Man kann es sogar beobachten, denn wenn die eine Gehirnhälfte schläft, ist das jeweils andere Auge geschlossen.“ Also: Sollten Sie mal einer Robbe begegnen, die Ihnen zuzwinkert – vielleicht haben Sie sie einfach nur gelangweilt.
Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über die Tiere der Stadt.
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