Horror-Zoff des Sommers

Entsetzt im Kino: Darum ist „Bring Her Back“ schlimmer als „Weapons“!

Horrorfilm-Fans kommen im August mit „Weapons“ und „Bring Her Back“ gleich doppelt auf ihre Kosten. Welcher Film ist schlimmer? Eine Kolumne.

Author - Florian Thalmann
Teilen
Mit Weapons (rechts) und Bring Her Back (links) liefen gleich zwei Horror-Perlen in den Kinos an. Welcher Film ist`schlimmer?
Mit Weapons (rechts) und Bring Her Back (links) liefen gleich zwei Horror-Perlen in den Kinos an. Welcher Film ist`schlimmer?Cinema Publishers Collection/imago

Schauen Sie gern Horrorfilme? Die einen hassen es, sich zu gruseln, die anderen lieben das Gefühl der Angst über alles. Ich gehöre zur zweiten Gruppe – es geht einfach nichts über eine ordentliche Gänsehaut. Für Film-Fans wie mich hatte der Sommer mehrere Überraschungen zu bieten: Mit „Weapons“ und „Bring Her Back“ kamen in den vergangenen Wochen gleich zwei außergewöhnliche Horrorfilme in die Kinos. Ich habe beide gesehen – und ziehe Bilanz: Den Hype um „Weapons“ kann ich nicht verstehen. Während ich „Bring Her Back“ für den schlimmsten Horrorfilm des Jahres halte. Denn einige Szenen des Films verfolgen mich auch noch Tage danach.

Verschwundene Kinder um 2.17 Uhr: „Weapons“ sorgte weltweit für einen Hype

„Weapons“ kam bereits am 7. August 2025 in die deutschen Kinos. In dem Film geht es um eine Kleinstadt, in der alle Kinder einer Schulklasse der örtlichen Schule mitten in der Nacht um 2.17 Uhr aus ihren Häusern rennen. Sie verschwinden in der Dunkelheit, tauchen danach nicht wieder auf. Nur ein Kind bleibt übrig, der kleine Alex Lilly. In die Trauer um den Verlust der Kinder mischt sich schnell Wut: Die Bewohner der Stadt schieben der Klassenlehrerin Justine Gandy die Schuld in die Schuhe. Was hat sie mit den Kindern angestellt – und was führte dazu, dass in der verhängnisvollen Nacht alle gleichzeitig auf die Straße rannten?

Gleich zwei spektakuläre Horrorfilme bestimmen den Sommer: Weapons kam am 7. August in die Kinos, Bring Her Back zog am 14. August nach.
Gleich zwei spektakuläre Horrorfilme bestimmen den Sommer: Weapons kam am 7. August in die Kinos, Bring Her Back zog am 14. August nach.Cinema Publishers Collection/imago

Eine Woche später dann der nächste Horror-Paukenschlag: „Bring Her Back“ lief in den Filmpalästen an. Ein Horrorfilm, dessen Werbetrailer Horror-Fans sofort an den Klassiker „The Ring“ denken ließen. Damit hat der Streifen aus der Feder von Daniel „Danny“ und Michael Philippou (die Brüder machten schon „Talk To Me“) aber nichts zu tun: Es geht um ein Geschwisterpaar, das seinen Vater verliert – Andy und Piper kommen nach seinem schrecklichen Tod zu einer Pflegemutter. Doch die scheint nicht ganz bei Sinnen zu sein. Und auch der kleine Oliver, der mit im Haus wohnt, ist irgendwie gruselig. Er spricht kein Wort, starrt nur in der Gegend umher – und wird mit der Zeit immer gewalttätiger. Was steckt dahinter?

„Weapons“ gegen „Bring Her Back“: Welcher Horrorfilm ist schlimmer?

Soweit die Storys der Filme, die Horror-Fans in diesem Jahr einen schönen Sommer bereiten. Doch es kann nur einen Sieger geben – und das ist für mich „Bring Her Back“. „Weapons“ hat in den vergangenen Wochen einen Hype erlebt. Filmportale im Netz überschlugen sich förmlich, beschrieben den Streifen als den schlimmsten Horrorfilm des Jahres. Aber: Ist er das wirklich? Wenn in den vergangenen Jahren ein vermeintlich schlimmer Horrorfilm auf den Markt kam, wurde oft berichtet, dass Zuschauern in den Kinos übel wurde, dass sie sogar die Kinos verlassen mussten. Vor allem das amerikanische Kinopublikum ist großartig darin, geschockt die Hände vors Gesicht zu schlagen, schreiend und entsetzt von den Sitzen aufzuspringen. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Und auch „Weapons“ hat es nicht geschafft. „Bring Her Back“ aber schon!

Bei Weapons verlassen alle Kinder einer Schulklasse mitten in der Nacht ihre Häuser - und rennen in die Dunkelheit.
Bei Weapons verlassen alle Kinder einer Schulklasse mitten in der Nacht ihre Häuser - und rennen in die Dunkelheit.Cinema Publishers Collection/imago

Schockierende Szenen in „Bring Her Back“: Diese Geräusche suchen mich heim

Ich bin wirklich horrorerprobt, doch dieser Film hat Szenen zu bieten, die wohl an keinem spurlos vorübergehen. In einer Sequenz ist zu sehen, wie der Jugendliche Andy dem stummen Pflegekind Oliver mit einem großen Küchenmesser eine Melone aufschneidet. Sein Plan: Er will den Jungen mit dem süßen Obst endlich zum Sprechen bringen. Als er die Frucht geschnitten hat, dreht er sich kurz um, um einen Teller aus dem Schrank zu nehmen – und während die Kamera ihm folgt, hört der Zuschauer plötzlich ein merkwürdiges Geräusch.

Erst kann man es nicht zuordnen, doch Sekunden später wird klar, woher es kommt: Oliver nascht nicht nur die Melone vom Messer, sondern verputzt die riesige Klinge gleich mit. Das Geräusch, dass seine Zähne dabei auf dem Metall der Messerklinge machen, geht mir jetzt, wenn ich daran denke, noch durch Mark und Bein. Und auch die Bilder vergesse ich so schnell nicht mehr. Die Szene ist auch deshalb so ekelhaft, weil jeder sofort eine genaue Vorstellung hat, wie es sich anfühlt, wenn die eigenen Zähne über eine Messerklinge wetzen. So, wie einem sofort die Spucke zusammenläuft, wenn man daran denkt, in eine Zitrone zu beißen.

Die etwas seltsame Pflegemutter Laura und das noch merkwürdigere Pflegekind Oliver bestimmen den Grusel im Film Bring Her Back.
Die etwas seltsame Pflegemutter Laura und das noch merkwürdigere Pflegekind Oliver bestimmen den Grusel im Film Bring Her Back.Cinema Publishers Collection/imago

Die Szene macht mir auch Tage danach noch zu schaffen. Und das, obwohl ich sie nur teilweise sehen konnte, denn ich musste mich ruckartig wegdrehen. Ja, genau so, wie es die Amerikaner in den Kino-Videos machen. Ich drücke mich ins Polster des Sitzes, das Gesicht zur Seite. Und sehe meine beste Freundin neben mir, die völlig entsetzt genau die gleiche Reaktion zeigt. Das gleiche auch später, bei einer Szene, in der der Junge mit den vom Messer kaputten Zähnen sein Gebiss in die Kante der Küchentheke schlägt. Da splittert nicht nur das Holz. Wieder kann ich nicht hinschauen. Der Kommentar meiner Freundin nach dem Film fiel dann schlicht aus. „Das war intensiv.“

„Bring Her Back“ ist für mich schon jetzt der Horrorfilm des Jahres

Selten hat mich eine Szene in einem Horrorfilm so zerschmettert wie diese – und ich bin definitiv gruselerprobt.
Allein in diesem Jahr durfte ich unter anderem bei der Stephen-King-Verfilmung „The Monkey“ und beim bisher sechsten Teil der „Final Destination“-Reihe jede Menge kreative Todesarten bestaunen. Und auch „Weapons“ war nicht schlecht, keine Frage! Die Story ist spannend, der Film arbeitet mit Bildern, die einem wohlige Schauer über den Rücken jagen. Er bietet ziemlich gute Schreckmomente – und liefert ganz nebenbei den besten Bösewicht, den ich seit Clown Pennywise aus Stephen Kings „Es“ in einem Horrorfilm gesehen habe. Ich hoffe trotzdem, dass sich der Hype etwas beruhigt – und viele auch zu „Bring Her Back“ gehen. Denn dieser Streifen hat für mich den Titel „schlimmster Horrorfilm des Jahres“ verdient. Bis jetzt.