KURIER-Kolumne „Wir im Osten“
Dank Casanova: Warum Brandenburg die meisten Glücks-Millionäre hat
Das Lotto-Spiel hat in diesem Jahr schon acht Menschen aus der Mark superreich gemacht. Das kann kein Zufall sein, meint unser Autor.

In diesen Tagen schaue ich ein weinig neidisch auf unsere Nachbarn in Brandenburg. Denn sie haben gerade so richtig Schwein. Ich denke da nicht an die Wildsäue, die in den Wäldern und Vorgärten im Berliner Umland ihr Unwesen treiben, von denen manche sogar für eine Löwin gehalten werden. Nein, ich meine das berühmte Glücksschwein, das in Brandenburg offensichtlich daheim ist und dafür sorgt, dass dort derzeit die meisten Lotto-Millionäre Deutschlands zu Hause sind.
Vergangenes Wochenende hat Glücksgöttin Fortuna bei unseren Nachbarn kräftig zugeschlagen. Im schönen Havelland, wo jemand mit Sicherheit vor Freude aufschrie, als bei der Samstags-Ziehung „6 aus 49“ die 3, 10, 19, 33, 41, 45 und die Superzahl 6 gezogen wurden. Die Zahlen hatte unser Brandenburger als Einziger im ganzen Land auf dem Schein, knackte damit den Jackpot und war plötzlich um fast zehn Millionen Euro reicher.
Bevor ich mich frage, was der oder die Glückliche mit dem gewonnenen Reichtum anstellen wird, fiel mir erst einmal auf, wie sehr doch die Glücksschweine und die Glücksgöttin Fortuna die Brandenburger lieben müssen. Denn unser Tipper aus dem Havelland war in diesem Jahr doch tatsächlich der insgesamt achte Lotto-Millionär aus Brandenburg, wie mir die Lotto-GmbH mitteilte. In keiner anderen Region in Deutschland gab es 2023 so viele Glückspilze.
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Erst vor einer Woche fiel ein kräftiger Geldregen auf Brandenburg, der einen Märker aus Potsdam-Mittelmark mit einem Millionen-Gewinn überschüttete. Im Juni wurden ein Lotto-Fan aus der Ostprignitz-Ruppin mit 1,1 Millionen Euro und ein Tipper aus Oder-Spree mit über sechs Millionen Euro beglückt.

Casanova brachte den Brandenburgern das Lotto-Spiel bei
Das alles kann doch kein Zufall sein! Haben die Brandenburger etwa das Lotto-Glück für sich gepachtet und ein ganz besonders glückliches Händchen beim Zahlentippen? Ich überlege schon, ob ich nicht nach Potsdam ziehen sollte, um Millionär zu werden. Denn in dieser Stadt lebt nicht nur „Wer wird Millionär?“-Moderator Günther Jauch. Potsdam ist auch die Keimzelle der quasi ersten staatlichen Zahlen-Lotterie in unserer Region. 1763 wurde sie in Preußen eingeführt.
Der Legende nach soll Frauenheld Giacomo Casanova dem Alten Fritz (Preußenkönig Friedrich II.) bei einem Gespräch im Park Sanssouci die Idee schmackhaft gemacht haben, nicht nur mit Steuern, sondern auch mithilfe einer Lotterie den Untertanen noch mehr Geld aus den Taschen zu ziehen. Man müsse den Menschen nur den Anreiz auf einen Gewinn geben, dann wären sie bereit, auch dafür zu zahlen. Und mit diesem Geld könne der Alte Fritz auch seine hohen Staatsschulden begleichen, soll Casanova gesagt haben.
Seine Idee war nicht ganz neu, sondern stammte aus Genua. In dem damaligen Stadtstaat gab es das Zahlen-Lotto „5 aus 90“. Um es kurz zu machen: Mit der Lotto-Geschichte hatte Preußen wenig Glück, sie zahlte sich für den Alten Fritz nicht aus und wurde dann irgendwie beendet. 1810 wurde Lotto sogar in Deutschland verboten.

Doch in Brandenburg sollte das Glück eine Heimstatt finden. Mit Berlin und Mecklenburg wird nach dem Zweiten Weltkrieg am 11. Juni 1946 die Deutsche Klassenlotterie gegründet, die unter diesem Namen im Westen Deutschlands weitergeführt und aus der 1954 das staatliche DDR-Zahlenlotto gestartet wird.
Ich glaube, dass vielleicht aufgrund dieser Geschichte die Brandenburger dieses Jahr von Glücksgöttin Fortuna besonders verwöhnt werden. Vielleicht auch, weil es zu DDR-Zeiten dort keine Lotto-Millionäre gab. Denn der Höchstgewinn war damals im Osten auf 500.000 DDR-Mark begrenzt.
Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com