EM-Planung seit 2017

Wohnzimmer von Hertha BSC wird zum Ort der EM-Sehnsucht

Im Berliner Olympiastadion steigt nach drei Vorrundenpartien, einem Achtel- und einem Viertelfinale am 14. Juli auch das große Endspiel der Europameisterschaft 2024.

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Wenn es um nationale oder internationale Pokale, wie jetzt bei der EM, geht, dann ist das Berliner Olympiastadion eine der Top-Adressen.
Wenn es um nationale oder internationale Pokale, wie jetzt bei der EM, geht, dann ist das Berliner Olympiastadion eine der Top-Adressen.Sebastian Gollnow/dpa

Am Sonntagabend des 14. Juli steigt um 21 Uhr das Endspiel der Europameisterschaft. Schauplatz dieses Großereignisses ist das Berliner Olympiastadion, in dem zuvor bereits drei Vorrundenspiele, ein Achtelfinale und ein Viertelfinalspiel stattgefunden haben. Wieder einmal – so wie bereits bei den Weltmeisterschaften 2006 – ist Berlin mit seinem großartigen Stadion das Zentrum der Fußballwelt.

Wer sind die Favoriten, die am Ende des Championats im „Wohnzimmer“ von Hertha BSC das Endspiel bestreiten? Hoch im Kurs stehen bei Experten und auch bei vielen Buchmachern neben Gastgeber Deutschland auch Frankreich und England. In einer Umfrage des Magazins „Kicker“ kurz vor Beginn der EM, an der sich 63.451 Leser beteiligten, lautete das Resultat auf die Frage: „Wer wird Europameister?“ für die ersten drei Favoriten so: Deutschland 35,8 Prozent, Frankreich 19,3 Prozent und Spanien 12,1 Prozent ...

„Seit der WM 2006 hat sich viel getan“

Hertha-Legende Nello Di Martino (72), der bei der WM 2006 als offizieller Betreuer der Italiener (Team Liaison Officer) im Olympiastadion den Weltmeistertitel im Finale gegen Frankreich hautnah feiern konnte, sagt: „Ich habe unzählige Stadien in aller Welt gesehen – in Amerika, in Asien und in Europa –, aber für mich ist das Berliner Olympiastadion das schönste von allen.“

Das sieht sicher auch Christoph Meyer, der Direktor Veranstaltungen & Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung des Olympiastadions, so. Meyer und seine vielen Mitstreiter arbeiteten beinahe rund um die Uhr, um den Endspielort in den besten Zustand zu versetzen und die unzähligen Vorgaben seitens der Europäischen Fußball-Union (Uefa), das sogenannte „Tournament Requirements“, zu erfüllen.

Olympiastadion 2006: Die Italiener um Andrea Pirlo (l.) und Simone Barone jubeln mit dem WM-Pokal.
Olympiastadion 2006: Die Italiener um Andrea Pirlo (l.) und Simone Barone jubeln mit dem WM-Pokal.Ulmer/Imago

Da geht es vom Flutlicht bis zur Rasenqualität. Meyer sagt: „Seit der WM 2006 hat sich viel getan, die Sicherheitsstandards sind gestiegen, Technik hat sich weiterentwickelt. Beispielsweise macht man sich heute Gedanken über Themen wie Drohnenabwehr, Cyberkriminalität oder eine Flutlichtintensität, die 4K-HD-Fernsehern gerecht wird. Als Stadionbetreiber aber lag unser Fokus wie 2006 auf der rechtzeitigen Fertigstellung aller Baustellen, da lagen wir zum Glück gut in der Zeit.“

Umbauten bleiben dauerhaft erhalten

Wer denkt, dass die Vorbereitung auf die EM vielleicht ein Jahr gedauert hat, der irrt gewaltig. „Wir arbeiten an der EURO 2024 seit 2017“, sagt Meyer, „der Trick ist, von Anfang an so zu planen, dass wir möglichst viele Maßnahmen danach für Hertha BSC und alle anderen Veranstaltungen erhalten können. Dazu hat das Land Berlin finanzielle Mittel in Höhe von rund 27 Millionen Euro bewilligt, die wir auf dem Stadiongelände verbaut haben. Manche Dinge davon bekommt kein Besucher zu Gesicht, wie die neue Glasfaserverkabelung oder eine Verbesserung des internen Stromnetzes.“

Weiter sagt der Direktor: „Manches ist sehr offensichtlich, wie die Erweiterung der Rolliplätze, neue barrierefreie Toiletten oder den Einbau von Vorzugsplätzen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Wir haben im Rahmen des Planungsprozesses eng mit allen Bedarfsträgern, den Fanbeauftragten von Hertha BSC, den Dachverbänden sowie ,KickIn!’, einer deutschlandweit tätigen Beratungsstelle für Inklusion im Fußball, zusammengearbeitet. Wir hoffen so, neben den Turnieranforderungen der Uefa und der erzielten Nachhaltigkeit, den echten Bedarf der Interessengruppen möglichst gut abzubilden. Und wir sind recht stolz darauf, dass im Gegensatz zu anderen Spielorten alles dauerhaft erhalten bleibt, was hier investiert wurde. Temporäre Aufbauten gibt es allerdings auch noch genug, zum Beispiel ein großes Zeltdorf auf dem Maifeld für Hospitality-Kunden oder eine kleine Containerstadt für die Übertragung der Fernsehsignale in alle Welt. Das Stadion selbst wird in die bunten Farben des Turniers eingekleidet, bevor es dann in der neuen Saison wieder in schönem Hertha-Blau-Weiß erstrahlt.“

Maßgeschneidertes Sicherheitskonzept

Für die EM-Spiele liegt im Stadion die offizielle Kapazität bei 71.000 Plätzen, der Rest der Plätze wird für andere Zwecke verwendet wie Sicherheit, Technik und Presseplätze. Gespielt wird auf dem Rasen aus der zweiten Saisonhälfte der Zweiten Liga, in der Hertha BSC viele Tore schoss. Auf diesem Rasen fand auch das DFB-Pokalfinale zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Kaiserslautern (1:0) statt. Herthas Markenzeichen im eigenen Wohnzimmer, die blaue Laufbahn, wird mit Teppich abgedeckt sein, um ein einheitliches Fernsehbild zu gewährleisten.

Zuletzt feiert Bayer Leverkusen mit Trainer Xabi Alonso im Olympiastadion den Gewinn des DFB-Pokals.
Zuletzt feiert Bayer Leverkusen mit Trainer Xabi Alonso im Olympiastadion den Gewinn des DFB-Pokals.Nico Herbertz/Imago

Ganz groß geschrieben ist das Thema Sicherheit. Meyer: „Es gibt ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept für die sechs Spiele, das auf dem bestehenden Sicherheitskonzept vom Olympiastadion Berlin aufsetzt. Details verrate ich keine, aber es wird auch wie 2006 wieder einen sogenannten ,äußeren Sicherheitsring’ geben, in dem man nur mit einer Akkreditierung gelangt. Diese erhält man nur nach erfolgreicher Zuverlässigkeitsprüfung durch die Polizei. Generell plant die Uefa hier mit einem anderen Außenmaß als die Fifa. So kann zum Glück an Nichtspieltagen unsere Kita geöffnet bleiben und auch das Sommerbad ist weiterhin nutzbar.“

Auch Christoph Meyer ist natürlich ein großer Fußball-Anhänger. „2006 habe ich beim Tippspiel im Unternehmen als einziger getippt, dass Italien Weltmeister wird“, erinnert sich Meyer. Und bei der EURO 2024? Der Direktor Veranstaltungen & Kommunikation sagt: „Nach den letzten Spielen der deutschen Mannschaft habe ich wieder etwas mehr Hoffnung. Ich habe aber auch seit Jahren ein Herz für Underdogs …“