Dardai erwartet Geschenk

Wäre Marco nur bei Hertha geblieben: So fies spielt der Fußball mit Richter in Mainz

Der Richter-Zoff in Mainz zeigt vor dem Pokalspiel bei Hertha BSC: Bei einem Klubwechsel muss einfach alles passen.

Author - Sebastian Schmitt
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Marco Richter (25) schiebt nach seinem Wechsel von Hertha BSC zum 1. FSV Mainz 05 viel Frust. 
Marco Richter (25) schiebt nach seinem Wechsel von Hertha BSC zum 1. FSV Mainz 05 viel Frust. Jan Huebner/imago

Was war die Vorfreude bei Hertha BSC groß! Heimspiel! Bundesligist! Wiedersehen mit Marco Richter! Doch kurz vor dem Pokal-Duell mit dem 1. FSV Mainz 05 (Mittwoch, 20.45 Uhr, Sky) droht die Rückkehr des ehemaligen blau-weißen Kapitäns ins Wasser zu fallen. Der Grund: Richter wurde jüngst beim selbsternannten Karnevalsverein rasiert. Wäre Marco nur bei Hertha geblieben: So fies spielt der Fußball mit Richter in Mainz.

Bei Hertha BSC war der 25 Jahre alte Tempodribbler hoch angesehen. Bei Trainer Pal Dardai, innerhalb der Mannschaft und bei den Fans sowieso. Zwar konnte Richter den Abstieg in die Zweite Liga auch nicht verhindern, dafür ging er in der Vorbereitung voran und bekam als Anführer von Dardai sogar die Kapitänsbinde verpasst.

Selbst sein Blitz-Abschied Ende August hinterließ in Westend keine verbrannte Erde. Keiner nahm Richter krumm, dass er, der die blau-weiße Familie zum Saisonstart 2022 durch seine Hodentumor-OP zusammenrücken ließ, weiter Bundesliga spielen wollte. Zudem spülte Richter, einst für sieben Millionen Euro vom FC Augsburg gekommen, zwei Jahre später noch dringend benötigte drei Millionen Euro in Herthas klamme Kasse. 

Hertha-Wiedersehen droht für Marco Richter auszufallen

Entsprechend groß war die Vorfreude nach der Pokal-Auslosung, Richter bei seiner Rückkehr vernünftig zu verabschieden. Dardai flachst: „Er soll nicht vergessen, ein Geschenk mitzubringen. Marvin Plattenhardt hat mir zum Schluss als Dank für so viel Arbeit ein schönes Paar Schuhe geschenkt. Marco ist einfach weggegangen und ich warte immer noch.“

Marco Richter stand für Hertha BSC in der ersten Pokalrunde beim 5:0-Sieg in Jena noch als Kapitän auf dem Platz.
Marco Richter stand für Hertha BSC in der ersten Pokalrunde beim 5:0-Sieg in Jena noch als Kapitän auf dem Platz.Matthias Koch/imago

Während Dardai mit Hertha BSC in der Zweiten Liga allmählich das Lachen wiederfindet, kann man das über Richter in Mainz nicht sagen. Der FSV spielt bisher eine Horror-Saison, ist sieglos und Tabellenletzter. Richter stand zwar siebenmal im Kader, davon aber nur einmal in der Startelf. Kein Spiel über 90 Minuten, kein Scorerpunkt.

Marco Richter in Mainz rasiert

Trauriger Höhepunkt: Richter wurde von Trainer Bo Svensson am vergangenen Wochenende vor dem Spiel beim VfL Bochum (2:2) rasiert. Angeblich aus disziplinarischen Gründen. Svensson wehrt alle Nachfragen ab: „Das ist ein internes Thema. Er war enttäuscht. Ich habe ein paar Forderungen an ihn. Er hat viel Qualität, muss das aber kontinuierlich zeigen.“ Ob Richter für das DFB-Pokal-Spiel wieder in den Kader rückt und mit nach Berlin reist, lässt Svensson offen: „Das werden wir sehen.“

Zu hören ist, die Mainzer Bosse werfen Richter vor, dass er den Abstiegskampf nicht richtig annimmt. Das verwundert doch sehr. Bei Hertha BSC ging Richter voran, zeigte in jedem seiner blau-weißen 66 Pflichtspiele (13 Tore) Einsatz und Leidenschaft.

Richter-Zoff in Mainz zeigt, wie fies Fußball sein kann

Gründe übrigens, warum Mainz ihn unbedingt wollte. „Er ist sehr fleißig auf dem Platz und bringt dazu die nötige Mentalität mit, die es braucht, um für uns zu spielen“, frohlockte Svensson noch unmittelbar nach dem Blitz-Wechsel. Sportdirektor Martin Schmidt schwärmte: „Marco wird uns in der Offensive mit seiner sportlichen Qualität sowie auch mit seiner Mentalität weiterhelfen. Er ist ein richtig guter Typ, der hervorragend in unsere Kabine passt.“

Klar ist: Der Richter-Zoff in Mainz zeigt, wie fies der Fußball sein kann. Bei einem Klubwechsel muss für einen Spieler einfach alles passen. Trainer, Mitspieler und Taktik, aber auch weiche Faktoren wie das Umfeld. Das alles scheint derzeit für Marco in Mainz nicht der Fall zu sein. ■