Wer kennt sie nicht, die berühmten Väter, deren Söhne wohl das Fußball-Gen ihres Erzeugers geerbt haben und später ebenfalls erfolgreiche Profis wurden? Johan und Sohn Jordi Cruyff aus Holland oder Cesare und Paolo Maldini aus Italien sind Paradebeispiele. Oder auch Peter und Kaspar Schmeichel, die beiden Weltklasse-Torhüter aus Dänemark. Doch man muss nicht in die Ferne schweifen, um starke familiäre Bande im Profifußball zu finden. Ein Blick zu Hertha BSC tut es auch. Dort gibt es im Moment eine Ansammlung von Profis im Team von Cheftrainer Stefan Leitl, die einst sehr erfolgreiche Fußball-Väter haben.
Zum blau-weißen Kosmos gehört der ehemalige Bundesliga-Torwart Thomas Ernst (57), der Papa von Keeper Tjark Ernst (22). Herthas Rekordspieler Pal Dardai (49) sorgte immer wieder für Schlagzeilen, weil er als Trainer gleich alle seine drei Söhne zu Hertha-Profis machte. Nun kam mit der jüngsten Verpflichtung von Mittelfeldmann Paul Seguin (30) die Magdeburger Fußball-Familie von FCM-Legende Wolfgang „Paule“ Seguin (79) hinzu. Und – etwas aus dem Rahmen gefallen – auch die Kurbjuweits spielen eine neue Rolle in Westend. Tobias Kurbjuweit (42), einst selbst Profi, übernahm als Cheftrainer das ambitionierte Frauen-Team der Hertha. Vater Lothar (74) bewahrt zu Hause in Pankow die olympische Goldmedaille im Schrank auf, die er 1976 mit der DDR-Auswahl in Montreal gewann.
Tjark Ernst wandelt bei Hertha auf den Spuren von Papa thomas
Ernst, Dardai, Seguin, Kurbjuweit – allesamt bekannte und erfolgreiche Fußball-Väter, die zusammen mit ihren Frauen einst die Karriere der Söhne förderten und heute weiter gespannt auf deren Weg schauen.

Offenbar war der Druck, einen Klasse-Fußballer als Vater zu haben, bei allen Söhnen nicht zu groß. Sie haben in die Erfolgsspur gefunden, was ja nicht selbstverständlich ist. Der Ball war bei allen von klein auf das wichtigste Spielgerät und nicht etwa das Feuerwehrauto oder die Miniatur-Eisenbahn. „Ich bin mit dem Ball aufgewachsen“, sagt Herthas Nummer eins, Tjark Ernst.
Die Dardai-Dynastie bei Hertha BSC ist einmalig
Pal Dardai wiederum kickte stundenlang im Garten mit seinen drei Söhnen, als die gerade laufen gelernt hatten. Viele Jahre später zahlte sich das unermüdliche Üben auf Mini-Tore aus. Am 29. Juli 2023 standen Palko (jetzt 26), Marton (23) und Bence (19) im Zweitligaspiel der Hertha bei Fortuna Düsseldorf einige Minuten gemeinsam auf dem Platz!

Mit dem Magdeburger Wolfgang Seguin gehört nun sogar ein Europacup-Sieger zur erweiterten Hertha-Familie. Er stand mit dem 1. FC Magdeburg 1974 im Finale des Europapokals der Pokalsieger und schaffte gegen den großen AC Mailand den Treffer zum 2:0-Endstand!
Seguin Senior sagte mir: „Wir haben Paul nicht zu sehr unter Druck gesetzt, aber wir haben seine Entwicklung hautnah begleitet. Meine Frau Kerstin war fanatischer als ich. Ganz ehrlich: Wir haben ein halbes Leben damit verbracht, die Spiele von Paul live zu sehen und sind überall hingefahren.“
Den Schritt von Paul, zu Hertha zu wechseln, findet Vater Seguin „hervorragend“. Auch Lothar Kurbjuweit, der heute Golf statt Fußball spielt, will mit seiner Frau Spiele der Hertha-Mädels in der Regionalliga besuchen. „Wir freuen uns mit Tobias, der ist ein Fußball-Narr!“
Bei Hertha BSC zeigen: Ernst und Seguin fordern ihre Söhne
Dass die Dardais, genau wie Familie Seguin, das halbe Leben (oder gar noch mehr) für die Entwicklung der drei Söhne verbracht haben, ist bekannt. Pal auf dem Trainingsplatz, Mutter Monika als Begleitung bei unzähligen Auswärtsspielen, als die heutigen Profis noch Kinder oder Jugendliche waren.
Alle diese Väter und Mütter eint der Stolz auf ihre Söhne. Ex-Keeper Thomas Ernst sagt: „Tjark ist weiter, als ich in seinem Alter.“ Wolfgang Seguin, der 21 Länderspiele für die DDR und 380 Oberligaduelle für den 1. FC Magdeburg bestritt, gibt sogar ehrlich zu: „Paul ist als Fußballer besser als ich es war.“ Das muss er nun bei Hertha zeigen.