Auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC am 26. Mai konnte Sportchef Benjamin Weber (44) noch keinen Nachfolger für Trainer Pal Dardai (48) vorstellen, vertröstete die anwesenden Blau-Weißen mit den Worten: „Es ist das zentrale Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Wir sind auf einem guten Weg und werden zeitnah einen neuen Trainer verkünden.“ Sieht so aus, als stünde dieser Moment kurz bevor. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Cristian Fiel (44), der beim 1. FC Nürnberg noch Vertrag bis 2025 hat und somit sogar eine Ablöse kosten dürfte, kommt.
Wie jetzt? Fiel, der immer wieder als Kandidat gehandelt wurde, war er nicht schon aus dem Rennen? Vor kurzem noch hatte Nürnberg alle Gerüchte über einen Abgang seines Coaches nach drei Jahren in Franken knallhart abgebügelt. Sportdirektor Olaf Rebbe (46): „Stand jetzt hat das null Prozent Wahrscheinlichkeit.“ Er habe sich nicht beim Verein gemeldet, wenn was ansteht, es gebe auch kein offizielles Angebot von Hertha.
Fiel will „mit ganzem Herzen woandershin“
Nun gut, „Stand jetzt“ und „kein offizielles Angebot“ konnte man schon da als geöffnetes Hintertürchen lesen. Und inzwischen gab es auch in Nürnberg eine Zeitenwende. Joti Chatzialexiou (48), bis zum vergangenen Sommer 20 Jahre lang in verschiedenen Funktionen für den DFB aktiv, ist jetzt beim Club als Nachfolger von Dieter Hecking (59) als neuer Sportvorstand in Amt und Würden. Bei seiner offiziellen Vorstellung ließ der gebürtige Frankfurter die Katze aus dem Sack.
Chatzialexiou verkündete offiziell den Abschied von Fiel, der mit komplettem Namen Cristian Ramon Fiel Casanova heißt: „Wir hatten ein sehr offenes, sehr vertrauensvolles Gespräch. Er hat mir die Rückmeldung gegeben, dass er eine neue Herausforderung sucht. Wenn jemand vom Herzen woandershin will, dann ist das so. Reisende soll man ziehen lassen, da braucht es für mich keine große Begründung.“
Cristian Fiel kann gut mit jungen Spielern
Die neue Herausforderung liegt wohl bei Hertha BSC. Der Deutsch-Spanier, der einst unter anderem für den 1. FC Union, Alemannia Aachen und auch Dynamo Dresden im Mittelfeld ackerte, soll schon vor der zurückliegenden Saison ein Kandidat bei den Blau-Weißen gewesen und zudem auch bestens mit Zecke Neuendorf (49), Herthas Leiter Lizenzbereich und Akademie-Boss, befreundet sein.
Was Fiel, der gerade mit dem FCN die Zweitliga-Saison auf Rang zwölf und damit drei Plätze und acht Punkte hinter Hertha beendet hatte, noch auszeichnet: Er gilt als Trainer, der den Nachwuchs fördert. Junge Spieler wie Can Uzun (18), der für angeblich zehn Millionen Euro Ablöse zu Eintracht Frankfurt wechselt, blühten unter ihm in Nürnberg auf. Auf ähnliche Ergebnisse bei der Talentförderung ist auch Hertha auf dem eingeschlagenen Berliner Weg dringend angewiesen. ■